„Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen, ganz bestimmt!“
Es geht nach Bielefeld. Bielefeld. Die Stadt, über die schon diverse unlustige Witze gemacht worden sind. Bielefeld. Die Stadt, mit der ich indirekt auch immer wieder die schönste Phase meines Fanseins verbinde.
Ende 2006 zog ich aus meiner Heimat Lünen in meine neue Wahlheimat Köln und somit etliche Kilometer entfernt von meinem geliebten Ballspielverein. Die ersten Monate waren bestimmt von Trennungen, neuen Freiheiten und neuen Freundschaften. Eine davon sollte ich in den dunklen Gemäuern des Philosophikums im doch ausnahmsweise auch mal relativ spannenden Geschichtsseminar schließen. Und so kam es, dass meine neue Freundin und ich beschlossen, im April 2007 gemeinsam eine Wohnung zu beziehen und eine WG zu gründen. Weil Wohnungssuchen in Köln aber auch vor 15 Jahren schon äußerst bescheiden waren, musste Ende März noch eine zweiwöchige Übergangslösung in der Wohnung einer gemeinsamen Freundin her.
An der Liebe und der Bereitschaft dem eigenen Verein auch diverse Kilometer hinterher zu reisen änderte sich durch den Umzug ins Rheinland absolut nichts und es stand ja auch noch ein wichtiges Auswärtsspiel im Osten Nordrhein-Westfalens an. Im vorangegangenen Heimspiel gegen den FC Nürnberg kam man nicht über ein Unentschieden hinaus und schlidderte so immer bedrohlicher dem Abgrund und den Abstiegsplätzen entgegen.
Am 30. März 2007 ging es nun also gegen den direkten Konkurrenten aus Bielefeld, der nur zwei Punkte hinter einem lag, um gefühlt alles. Mit einem Sieg hätte man sich immerhin einen komfortablen fünf-Punkte Abstand auf den Abstiegsplatz verschaffen können, daraus wurde jedoch nichts. In der 80. Minute eines nicht allzu erfolgsversprechenden Spiels versetzte Jonas Kamper unserem BVB den Todesstoß und schoss uns Schwarzgelbe unter blankem Entsetzen nicht nur auf einen Abstiegsrang, sondern direkt auf Platz 17 der Tabelle.
Ich kann mich an nicht mehr allzu viel aus dieser gesamten Saison erinnern, aber genau zwei Momente haben sich in mein Hirn und Herz eingebrannt- über allem thront natürlich der grandiose Derbysieg nur wenige Wochen später. Doch vorangegangen war das Gefühl der absoluten Leere, das mich an diesem Tag zurück nach Hause begleitet hat. Tieftraurig und davon überzeugt, dass die Saison kein gutes Ende nehmen würde, kam ich nach Hause und traf auf meine Freundin, die an Fußball so viel Interesse wie Uli Hoeneß an veganen Produkten hat und erst einmal Aufbauarbeit leisten musste. Und während ich noch mit Tränen in den Augen auf der Couch hockte, wohlwissend, dass nach zwei Jahren Schonfrist tatsächlich der Tag gekommen sein könnte, der unser vorläufiges Ende in der Ersten Liga eingeleitet hat, fiel er, der Satz, an den ich gut vier Jahre später wieder erinnert werden würde: „Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen, ganz bestimmt.“
Als ich am 29. April 2011 siegestrunken und in völliger Ekstase durch irgendwelche Straßen taumelte, bekam ich irgendwann eine Nachricht von eben jener Freundin, die mittlerweile mit ihrem Freund in eine andere Wohnung gezogen war: „Ich hab‘s doch gesagt. Es kommen wieder bessere Zeiten. Glückwunsch!“
Vielleicht ist das der Gedanke, der uns nach der desolaten Vorstellung unserer Mannschaft am Dienstag in Amsterdam begleiten sollte: es kommen hoffentlich auch wieder bessere Spiele und dieser Samstag ist der perfekte Zeitpunkt, um genau das zu zeigen. Die Arminia steht aktuell mit nur vier geschossenen Toren abgeschlagen auf Platz 17 der Tabelle, während wir mit einem bescheidenen Gegentorverhältnis von immerhin acht Gegentoren trotzdem auf Platz 2 rangieren. Zumindest die Torausbeute von Bielefeld lässt einen nicht vor Sorge zusammenzucken. Wir müssen im Umkehrschluss in dem Bereich aber auch nicht zwangsläufig Aufbauarbeit leisten.
In diesem Sinne: Auf geht’s „auf die Alm“, dieses Mal jedoch gerne mit mehr Punkten im Gepäck zurück nach Dortmund als im März 2007.
So könnten sie spielen:
Arminia Bielefeld: Ortega Moreno – Brunner, Pieper, Nilsson, Laursen – Prietl, Fernandes – Wimmer, Schöpf, Hack – Klos
Trainer: Frank Kramer
Ballspielverein: Egal, eh alle verletzt.
Trainer: Marco Rose. Nicht verletzt. Aber leider gelernter linker Verteidiger. Eventuell kann er bis morgen noch auf rechts umschulen.