Querdenker nutzen den BVB für Propagandaaktion
Vor dem gestrigen Heimspiel „demonstrierten“ 50 Leute gegen die ihrer Meinung nach diskriminierende Festlegung des BVB, bis auf eine kleine Ausnahme nur Geimpfte und Genesene Personen ins Stadion zu lassen. Ein negativer Testnachweis reichte nicht aus. Symbolisch legte man seine Trikots vor dem Fanshop ab und verlangte den Geschäftsführer zu sprechen. So weit, so gut, könnte man meinen. Freie Meinungsäußerung und so. Aber so harmlos war diese Veranstaltung bei weitem nicht.
Grundsätzlich kann man ja darüber diskutieren, ob man negativ
getestete Personen an Großveranstaltungen teilnehmen lässt, oder der Unsicherheitsfaktor bei Antigenschnelltests zu groß ist. Die
Entscheidung des BVB, diese Personen doch nicht zuzulassen ist dabei
eins nicht: diskriminierend. Diskriminierung ist es, wenn man
Personen aufgrund unveränderlicher Eigenschaften schlechter
behandelt als andere. Der Impfstatus ist aber kein
unveränderliches Datum. Wer sich nicht impfen lässt, trifft eine
freie Entscheidung – und muss es dann auch akzeptieren, dass
Borussia Dortmund ebenso eine Entscheidung trifft. Allenfalls die
Gruppe von Personen, die im Impfprozess sind, aber noch nicht
den vollen Impfstatus haben, können mit Recht von dieser
Entscheidung enttäuscht sein. Aber spätestens beim übernächsten
Heimspiel hätte jeder Fan die Gelegenheit gehabt, bis dahin vollen
Impfschutz zu besitzen. Wer darauf verzichtet, muss damit leben,
nicht ins Stadion, zu Konzerten oder sonstigen Veranstaltungen
Eintritt zu erhalten, wenn der Veranstalter sich dementsprechend
entscheidet.
Das ist der thematische Teil der Diskussion. Kann man über das Thema der Demonstration an sich diskutieren, über den Veranstalter und die rund 50 Leute, die sich beteiligt haben, sicherlich nicht. Initiiert wurde sie von Michael Schele, der via social media erklärte, der BVB würde zwischen „grünen Pässen“ und „gelben Sternen“ unterscheiden. Passend dazu wurden bei den Teilnehmern auch gelbe Sterne mit der Aufschrift „Ungeimpft“ gesichtet. Der Bezug ist klar und den antisemitischen Hintergrund muss man nicht groß erklären. Wer Zutrittsbeschränkungen zu einem Fußballspiel mit der Shoa gleichsetzt, hat entweder soviel Lack gesoffen, dass er sich sein Resthirn komplett weggebeizt hat – oder betreibt wissentlich übelste Holocaustverharmlosung.
Überraschen muss das nicht, die Querdenkerszene wird zwar kleiner, zeigt aber immer offener, dass sie keinerlei Berührungsängste mit Neonazis und Hooligans hat. Sichtbar auch dadurch, dass andere Teilnehmer Klamotten der in rechten Kreisen sehr beliebten Modemarke „Label23“ trugen. Diese Marke ist zwar nicht so offen rechts wie beispielsweise „Thor Steinar“, oder „Ansgar Aryan“ – aber das rechtsoffene Spiel mit rechten Motiven und die Nähe zur rechten Kampfsportszene wird schon dadurch klar, dass sie von einem bekannten Neonazi gegründet wurde und russische Neonazis für diese Marke gemodelt haben.
Nun kann man natürlich sagen, dass das ja nicht alles stramm rechte Menschen waren, die dort vor dem Fanshop versammelt waren, aber die Gruppe war so klein, dass man als Unbeteiligter ziemlich schnell hätte merken müssen, mit was für Gesellen man da unterwegs ist. Wer sich dann immer noch dazu stellt, muss sich auch nicht wundern, wenn er im gleichen Topf landet. Zudem ist mehr als fraglich, ob die Personen, die sich über die entsprechenden Kanäle mobilisieren lassen, wirklich so „unbeteiligt“ sind.
Nein, das war keine harmlose Versammlung enttäuschter BVB-Fans, die ihren Unmut bekunden wollten, sondern eine bewusste Propagandaaktion mit einer Bühne, die große Aufmerksamkeit garantiert. Dass der BVB mit diesen Personen nicht ins Gespräch geht, ist ebenso richtig wie wichtig.