Es ist Samstag
Die Derbyparty am Trainingsgelände spaltete die Fans. Musste das sein? Ja, nein, vielleicht. Unsere Autorin sucht Antworten auf viele Fragen.
Es ist Samstag, etwa 22:22 Uhr.
Ich habe mich gerade gefährlich körperverletzt. Durch Bürotechnik oder wie das heißt. Wie das genau passiert ist, weiß ich nicht, aber es steht auf jeden Fall übermorgen im Strafenkatalog, den mein Verein am Morgen im Briefkasten entdeckt.
Doch nicht nur das steht auf diesem Schmierzettel. Die Mannschaft habe sich zudem unsolidarisch und respektlos verhalten. Und das, obwohl sie es mehrmals pro Woche – nein, Tag für Tag – noch viel unsolidarischer tut. Indem sie ein Tor feiert, zum Beispiel. Weil die Spieler sich dabei anspringen, sich die Füße küssen und auch mal beim Anschreien aus Versehen bespucken. Davon, dass man für einen Supercup gegen den FC Audi Katar um die Welt reist, um ein Sinnlosturnier gegen andere Länder abzuhalten, anschließend positiv getestet wird aber keinerlei Einschränkungen erfährt, während Frau und Herr Normalo sofort eingebuchtet werden, möchte ich gar nicht erst anfangen. Denn dann rege ich mich wieder viel zu sehr auf über diese kranke Welt. Das möchtet ihr nicht und so viel Platz habe ich auch gar nicht.
Das alles ist also nicht so schlimm, denn entscheidend is‘ nich‘ aufm Platz. Aufm Platz ist ja Arbeit und da gelten andere Gesetze als 123 Minuten später.
Am Phönixsee war heute Mittag um 15 Uhr ein ähnlicher Andrang wie abends am Trainingsgelände. Aber da kann man es verstehen, die armen Leute wollen ja schließlich auch mal wieder raus. Und denen kann man ja schlecht 75.000€ Geldstrafe aufbrummen. Wobei, wenn sie alle Untertanen der DFL wären, dann vielleicht doch.
Sicher will ich diesen Abend nicht schönreden, schwanke ich doch selbst täglich zwischen „warum dürfen die das, aber ich nicht“ und „schön brav sein, ist ja bald (vielleicht) vorbei.“
Dennoch ist dieses widerliche Kohlescheffeln mal wieder ein Beweis dafür, wie kaputt die DFL ist und wie sie verzweifelt versucht, ihr Handeln und ihre wöchentlichen Freibriefe zu argumentieren.
Es mag nicht alles richtig sein, was Samstag abging und doch beneide ich jeden Einzelnen, der dort war und ein Stück Realität und Emotionen erleben durfte.
Ein geiles Erlebnis für alle – Borussia Dortmund hat dafür nicht in dem Maße gerade zu stehen und zu bluten, wie die Knallköppe es da oben, die nicht mal wissen, wie man eine Maske richtig trägt, verlangen.