Helden in schwatzgelb

Do widzenia Lukasz Piszczek

22.05.2021, 17:43 Uhr von:  DocKay
Lukasz Piszczek steht gerührt vor den Fans. Der Abschied findet allerdings erst jetzt statt.

In dieser schnelllebigen Fußballzeit verlässt uns ein Borusse, der ein schwarz-gelbes Herz hat und für Identifikation, Kontinuität und Verlässlichkeit steht. Wir verneigen uns vor Lukasz Piszczek.

Nach elf Jahren im schwarz-gelben Dress beendet Lukasz Piszczek (Piszczu) seine Profikarriere beim BVB. Er kehrt zurück zu seinem alten Klub LKS Goczalkowice, bei dem sein Vater Vizepräsident ist. Auf Amateurniveau will er seine Karriere beim Heimatverein in der 4. polnischen Liga ausklingen lassen.

„Mit Profifußball hat das nichts mehr zu tun-ich will mich dort nur fithalten und mit meinen Freunden zusammenspielen. Ihr wisst gar nicht, wie kaputt ich bin.“


Piszczu

Der jetzt noch 35-jährige Lukasz Piszczek begann im Alter von sieben Jahren mit dem Fußballspielen bei LKS Goczakowice-Zdrój. Dort nahm ihn sein Vater als Trainer unter die Fittiche. Später, im Jahre 2001, wechselte er nach Gwarek Zabrze und wurde mit seinem neuen Verein polnischer A-Jugend-Meister. Sein Fußballtalent blieb auch den Scouts von Hertha BSC nicht verborgen und so wechselte er im Jahre 2004 schließlich an die Spree. Es folgte eine Ausleihe an den polnischen Erstligisten Zaglebie Lublin. Mit diesem Verein gewann Piszu schließlich die polnische Meisterschaft und kehrte 2007 nach Berlin als Mittelfeldspieler und Stürmer zurück.

Erst Lucien Favre setzte ihn als rechten Verteidiger ein. Auf dieser Position wurde er dann in der Saison 2009/2010 zum Stammspieler. Nach dem Abstieg der Hertha schloss sich Piszczu 2010 ablösefrei dem BVB an.

Lukasz Piszczek im Zweikampf mit einem Spieler der Hertha
Piszczu hier schon Im Trikot des BVB gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Hertha BSC

Beim BVB erlebte Lukasz Piszczek dann die erfolgreichsten Jahre seiner Karriere und hatte maßgeblichen Anteil daran. Er stand für die unvergessene „polnische Ära“ im Verein. Mit Jakub Blaszczykowski (Kuba) und Robert Lewandowski (Lewy) bildete er die erfolgreiche Achse im Verein, aber auch das Gerüst der polnischen Nationalmannschaft. Er gewann mit dem BVB zwei Meistertitel und drei Mal den DFB-Pokal. Insgesamt 66 Mal lief er im polnischen Nationaltrikot auf und schoss als Verteidiger drei Tore. Piszczek gab sein Abschiedsspiel in der polnischen Nationalmannschaft am 19. November 2019 beim 3:2 Sieg gegen Slowenien im Rahmen der EM-Qualifikation.

Piszczu und Kuba freuen sich auf ihre Weise über einen Torerfolg
Piszczu und Kuba im Freudentaumel

Die Bilanz für den BVB kann sich ebenfalls sehen lassen. Bis zum Karriereende absolvierte Piszczu 382 Pflichtspiele und schoss 19 Tore, insgesamt gab er 64 Vorlagen, die zu einem Tor führten. Ich kann mich sehr gut an den 12. Spieltag der Saison 2018/2019 am 24. November in Mainz erinnern. Dort erzielte Lukasz Piszczek das umjubelte 2:1 für den BVB und sicherte den Auswärtssieg bei den Narren. Keiner von den Borussen im Stadion hätte dieses Tor jemandem mehr gegönnt als unserer Ikone auf der rechten Seite. Den Schal von damals, den man vor dem Stadion erwerben konnte, trage ich immer noch. In der Champions League wurde der Pole im schwarz-gelben Trikot insgesamt 54 Mal eingesetzt. Auch stand er im Team, das im legendären rein deutschen Champions League Finale in London am 25. Mai 2013 den Bauern unterlag. Diesen Moment im Wembley-Stadion nach dem Tor von Robben werde ich nie vergessen.

Piszczek, Hummels und Subotic im Anzug beim Empfang im Stadion
Empfang der Mannschaft von Borussia Dortmund nach dem verlorenen Endspiel der Champions League

Die Saison 2005/2006 in Lublin warf allerdings einen Schatten auf seine Karriere. Damals benötigte der Verein bei Cracovia ein Unentschieden, um sich für den UEFA-Cup zu qualifizieren. Man erkaufte sich das damalige 0:0 für rund 25 000 Euro. Wegen seiner Beteiligung zeigte sich Piszczu später bei der Staatsanwaltschaft in Breslau selbst an. Er wurde daraufhin vom Bezirksgericht zu einer Haftstrafe von einem Jahr auf Bewährung und einer Geldstrafe von 25 000 Euro verurteilt. Auf den Verlauf der Bundesliga-Saison hatte dies damals keinen Einfluss.

Zuletzt setzte unser Trainer Edin Terzic wieder vermehrt auf die Routine und das Kämpferherz unserer Nummer „26“.

Piszczek kann zeigen, was er noch im Tank hat. Er wirkt jetzt sehr stabil und er hat sehr gut trainiert. Seine Chance hat er sich durch Leistung verdient.


Edin Terzic

Auf der Südtribüne liegt ein großes Trikot von Piszczu umgeben von vielen Bannern mit Danksagungen an  unsere Nummer 26n von verschiedenen Bannern mit
Hommage an unsere Nummer 26 beim letzten Heimspiel der Saison gegen die Pillen aus Leverkusen

Er dankte es ihm mit einer super Leistung gegen die Wölfe. Auch im Pokalspiel gegen Holstein Kiel stand er in der Startformation. Durch den Ausfall von Mateu Morey gewann seine Routine auf der rechten Verteidigerseite noch mehr an Bedeutung. Seine Karriere beim BVB krönte er schließlich mit seinem dritten Pokaltriumph beim überragenden 4:1 Erfolg gegen die Brause aus Leipzig am 13.05.2021 im Olympiastadion in Berlin.

Piszczu klatscht in Richtung der Fans und bedankt sich
Lukasz Piszczek, unsere Nummer 26, tritt von der schwarz-gelben Fußballbühne ab

Am 30.6. 2021 endet die Vertragszeit von Lukasz Piszczek. Nicht enden wird allerdings die Liaison mit Borussia Dortmund. Piszu wird sich ab jetzt mit großem Engagement seiner Akademie in Partnerschaft mit dem BVB widmen. Es ist für ihn eine Herzensangelegenheit und sein Plan ist, irgendwann in ganz Polen Fußballkurse für den Nachwuchs anzubieten. In Goczalkowice-Zdroj sollen zunächst Talente entdeckt und gefördert werden. Ein Abschiedsspiel im Westfalenstadion kommt für den ruhigen und bescheidenen Polen nicht in Frage, dennoch hofft Edin Terzic, dass es dazu kommen wird. Auch uns gegenüber hatte Lukascz Piszczek immer ein offenes Ohr. Wir erinnern hier gerne an unser Interview mit ihm am 05.01.2020 im Rahmen des Trainingslagers in Marbella. Mit Piszczu tritt ein großer Borusse von der schwarz-gelben Fußballbühne ab. Die gesamte Redaktion wünscht ihm auf seinem weiteren Lebensweg alles Gute. Bleib wie du bist. Für uns wirst du unvergesslich bleiben. Dbac´!

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