Bremen, Berlin, Braunschweig, Bescherung
Am Dienstag, zwei Tage vor Heiligabend, reist Edin Terzic mit seiner Mannschaft zu seinem ersten DFB-Pokalspiel als Cheftrainer nach Braunschweig.
Der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze.
Wie oft ich diesen Satz in meinem Leben schon gehört habe, kann ich gar nicht mehr zählen. Jedoch kann ich mich nicht daran erinnern, dass er je so viel Wahrheitsgehalt hatte, wie in diesen Tagen. „Der DFB macht im Pokal seine eigenen Gesetze“ müsste es allerdings passenderweise heißen, wenn man sich die Spielverlegungen der Partien Holstein Kiel gegen Bayern München und Bayer Leverkusen gegen Eintracht Frankfurt anschaut. So ist es dem FC Bayern München Mitte November diesen Jahres nach einer knapp formulierten Mail seitens des DFB gestattet worden, die für den 23. Dezember 2020 angesetzte Pokal-Partie gegen die Störche aus Kiel auf den 13. Januar zu verschieben. Die Argumentation der Bayern-Verantwortlichen, dass die individuelle Belastung der Spieler auch auf Grund der Teilnahme an der Champions-League-Endrunde im August zu groß sei, hat der DFB also anerkannt und dem Wunsch nach einer Verlegung der Partie entsprochen.
Wenig später wurde auch Bayer Leverkusen beim DFB vorstellig und wollte ebenfalls sein Pokal-Match am Tag vor Heiligabend gegen die Eintracht aus Frankfurt verschieben lassen. Auch in diesem Fall wurde mit der erhöhten Belastung der Spieler auf Grund der Europa-League-Endrunde argumentiert. Die DFB-Bosse jedoch wiesen den Antrag des Werksclubs ab. Ein Schelm, wer etwas Böses dabei denkt.
Bayer Leverkusen zog vors DFB-Bundesgericht und bekam Recht. Das Gericht begründete seine Entscheidung mit dem Prinzip der Gleichbehandlung und betonte, dass eine eigens vom DFB erhobene Statistik aufzeige, dass Bayer Leverkusen in der laufenden Saison gleich viele Spiele zu absolvieren habe wie der FC Bayern. Da konnten dann selbst die DFB-Bosse keine Gegenargumente mehr finden. Der DFB macht im Pokal eben doch nicht immer seine eigenen Gesetze.
Ein schwarz-gelber Sieg ist Pflicht - eigentlich...
Wie dem auch sei, für unsere Borussia geht es im DFB-Pokal zu Eintracht Braunschweig an die Hamburger Straße. Dort trifft man dann auf einen Zweitliga-Aufsteiger, der in den 13 Spieltagen der laufenden Zweitliga-Saison nur dreimal als Sieger vom Platz gehen konnte bzw. durfte. Das Resultat zeigt sich in der Tabellensituation: die Mannschaft von Trainer Daniel Meyer steht mit 12 Punkten auf Platz 15 und ist somit nur einen Punkt von der Abstiegs-Relegation und vier Zähler von einem direkten Abstiegsplatz entfernt. Die Zahlen-Freunde unter uns dürften sich bei einem Blick auf den direkten Vergleich dieser beiden Teams etwas verwundert die Augen reiben, denn selten war ein Vergleich so ausgeglichen: 40 Spiele, davon 15 Siege für Braunschweig und ebenfalls 15 Siege auf Dortmunder Seite. 10 Mal trennten sich die beiden unentschieden. Selbst in den bisher vier Begegnungen im DFB-Pokal gingen beide Vereine jeweils zweimal als Sieger hervor. Aber genug der Zahlen; was man Ende mit nach Hause nimmt, ist ungewiss. Natürlich kann und darf es laut Papier in diesem Spiel nur einen Sieger geben, schließlich spielt ein Abstiegskandidat der zweiten Liga gegen einen Erstliga-Club mit Titelambitionen. Doch, dass die Wahrheit momentan eine andere ist, hat die Partie der Borussia bei Union (erneut) gezeigt. Der Mannschaft von Neu-Trainer Terzic mangelt es momentan an fast allem, was man von einem siegeshungrigen Team erwarten kann. Es fehlt an Körpersprache, Tempo und Stabilität. Vor allem bei Standards zeigt sich die Abwehrreihe um Mats Hummels anfällig und wackelig. Aber auch der Rest des Spiels in Berlin wirkte zeitweise müde und behäbig. Es ist also relativ egal, aus welcher Liga der Gegner am morgigen Abend kommt, solange dieser mit Engagement, Siegeswille und guten Standards antritt, wird es schwer für den BVB. Eintracht Braunschweig hat also nichts zu verlieren…
Wie auch immer das Spiel morgen ausgehen mag, es ist das letzte Spiel in diesem absolut kuriosen Kalenderjahr. Wir alle haben in den letzten zwölf Monaten umdenken müssen. Wir haben – auch wenn uns das natürlich klar war – erkennen müssen, dass es Wichtigeres gibt als Fußball und wir haben gelernt (mehr) aufeinander zu achten. Daher wünsche ich jedem von Euch ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest. Auch wenn es in diesem Jahr sicher anders sein wird als sonst: Genießt die Zeit mit den Menschen, die ihr treffen dürft und könnt. Kommt, auch ohne große Silvester-Partys, alle gut ins neue Jahr und bleibt auch 2021 vor allem eins: gesund!