Oder war es nur ein schlechter Traum?
In einer Zeit, in der die reale Welt und die Fußballwelt meilenweit auseinander liegen wird es Zeit, dass sich der Fußball neu erfindet.
Als ich am Karfreitag morgen wach wurde hatte ich eine unruhige Nacht hinter mir. Es war der Anfang eines Traumes, der mich aus dem Schlaf riss und den ich im Halbschlaf zu Ende träumte. Natürlich hatte Covid-19 etwas damit zu tun und die Geschichte begann wie so oft im Fußball mit einer Pressekonferenz. Hans-Joachim „Aki“ Watzke und Carsten Cramer hatten zum Beginn der neuen Spielzeit die schreibende Zunft eingeladen um nach Absprache mit der DFL und den anderen Bundesligaclubs der 1. und 2. Liga Neuerungen im Ligabetrieb zu verkünden. Wie immer war der BVB in der Umsetzung vorbildlich und hatte schnell die Vorbereitungen zur Durchführung der neuen Maßnahmen getroffen.
Zunächst teilte der Boss aus dem Sauerland mit, dass man im Spielerbereich den Transfermarkt noch beobachte. Man wolle hier erst einmal abwarten welche Entwicklung die neue Spielform nehmen würde. Im organisatorischen Bereich hatte man die Vorbereitungen weitestgehend abgeschlossen. So konnte man eine Verstärkung des Trainerteams bekanntgeben. Als neuer Co-Trainer sei der Veterinärmediziner und Virologe Lothar Wieler vom RKI in Berlin verpflichtet werden. Man erhofft sich von diesem Zugang gerade im taktischen Bereich im Umgang mit zukünftigen Pandemien entscheidende Impulse. Der umworbene Virologe entschied sich für den BVB aufgrund der, wie er sagte, idealen Arbeitsbedingungen. Gab es doch unter der Nordtribüne bereits ein Diagnostik-Zentrum, das er mit der Zeit in ein Behandlungszentrum umwandeln wolle. Geld hätte bei diesem Transfer keine Rolle gespielt. Leiter dieses neuen Gesundheits-Zentrums solle nach seinen Wünschen Sascha Fligge werden. Dieser habe mit seiner logistischen Erfahrung als Leiter der Kommunikationsabteilung die besten Voraussetzungen. Sein Nachfolger als Pressesprecher, der gleichzeitig die Funktion des Stadionsprechers übernehmen soll, wird Christian Drosten, seit 2017 Direktor am Institut für Virologie der Berliner Charite. Nobby Dickel bleibt der Held von Berlin. Die neue Doppelfunktion bietet sich an um Kosten zu sparen und den Personalapparat zu reduzieren.
Dr. Hockenjos berichtete über Neuerungen im Westfalenstadion. Man habe sich entschlossen, nach Absprache mit dem neuen Co-Trainer, die Zuschauerkapazität auf der Südtribüne auf 10.000 zu reduzieren. So könne der Sicherheitsabstand eingehalten werden. Gleichzeitig werde das Alter auf unter 25 Jahre begrenzt um Rücksicht auf Risikogruppen zu nehmen. Auch die Blockverteilung würde neu nach Altersguppen erfolgen. Für die Zuschauer jenseits der 60 würden die Blöcke durch Plexiglas Scheiben getrennt. Als Ersatz für den Verlust der Dauerkarte der Betroffenen auf der Südtribüne suche man noch nach Ersatzlösungen, hier sei man aber bereits auf einem guten Weg und im Gespräch mit den Ultras.
Carsten Cramer teilte mit, dass man namhafte Sponsoren gewinnen konnte. Neuer Hauptsponsor sei das Unternehmen Virostat 2&2. Der neue Sponsor gewährleiste die Versorgung mit Atemschutzmasken von sämtlichen Zuschauern vor einem Heimspiel. Diese Masken seien wiederverwertbar und könnten nach dem Spiel an den bekannten Sammelstellen abgegeben werden. Spenden würden der Gesellschaft „ Forever Young and Healthy“ zugeführt werden. Sehr zufrieden gab sich Cramer mit den neuen Schutzanzügen, die die Spieler im Match tragen würden. Durch die vergrößerte Werbefläche könnten noch mehr Sponsoren gewonnen werden. Das Interesse sei riesengroß und man habe bereits mit der Firma Hopp-Inject erste Gespräche geführt. Auch Puma sei in dieser schwierigen Phase ein verlässlicher Partner gewesen. Aus den Überschüssen durch nicht gezahlte Mieten konnte der Premium Partner PUMA einen neuen Fußballschuh entwickeln. Mit dem ultraleichten „Virokick-Protect“ habe man die Konkurrenz hinter sich gelassen und sei virologisch ganz weit vorne.
Der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung Sebastian Kehl gab dann Neuerungen im Spielbetrieb bekannt. In Absprache mit der DFL und dem DFB würden die Spieler auf dem Rasen Schutzanzüge tragen, auch habe man sich in der Vorbereitung auf den Sicherheitsabstand von 1.50 m eingestellt. Die in Streckstellung der Hände getragenen Handschuhe würden ein Ziehen am Trikot verhindern. Durch die Helme könne man gleichzeitig die Anzahl der Kopfverletzungen reduzieren. Als positiven Nebeneffekt bezeichnete er das Nachlassen von wirren Kommentaren der Profis bei Instagram und Twitter und dadurch auch mehr Zeit für das Training. Auch könne der Sicherheitsabstand ein Fallen von Spielern wie Neymar verhindern und dem Spiel förderlich sein. Über den Einsatz von gelben und roten Karten bei mangelndem Sicherheitsabstand werde noch diskutiert. Insgesamt sei er mit dem Maßnahmenpaket aber sehr zufrieden.
Am
Ende der Pressekonferenz ergriff noch einmal Hans-Joachim Watzke das
Wort. Er sah den BVB auf einem guten Weg und könne sich falls
notwendig auch dauerhaft Geisterspiele vorstellen. Als Ersatz würde
man dann den Zuschauern SKY Gutscheine anbieten. Den aktuellen
Anstieg der BVB Aktie sah er in Zusammenhang mit den getroffenen
Maßnahmen. Auch dies sei ein positives Zeichen. Stören würde im
Moment lediglich, dass Stimmen im Süden laut werden, die vorhaben an
einem eigenen Konzept zu arbeiten. Dies wird später aber dann ein
Fall für das Schiedsgericht von DFL und DFB sein. Von Vorteil sei
allerdings, dass man viele Gesichter des Südens hinter den
Atemschutzmasken auf der Ehrentribüne nicht erkennen würde.
Noch
vor Verabschiedung der schreibenden Zunft wurde ich wach. Das letzte
Bild an das ich mich erinnern kann war von meiner Zeitmaschine der
Blick aus dem All auf die Erde. Sie erschien mir dunkel und ohne
Leben. Als ich mich dann mehr und mehr unserem Planeten näherte
erkannte ich beleuchtete rechteckige Flächen. Auf einer dieser
Flächen waren Menschen in schwarzgelber Kleidung, die hinter
einem Ball herliefen. Zuschauer konnte ich nicht entdecken. Hatte der
Fußball tatsächlich überlebt und war das alles nur ein Traum eines
Horrorszenarios? Ich erinnerte mich an viele Bücher und Filme, die
einst dem Genre „Science Fiction“ zugeordnet waren und deren
Inhalt heute bittere Realität ist. Fußball, quo vadis, wir werden
es sehen.