Das Ding ist durch, oder?
Ja, es fühlte sich schon besser an, Fan von Borussia Dortmund zu sein, als dieser Tage. Und dafür reicht es schon, ein paar Monate zurückzublicken, vielleicht sogar Wochen. Wir verlieren Spiele, die wir noch in der Hinrunde niemals verloren hätten und die wir eigentlich nicht verlieren dürfen. Die Mannschaft ist jung und möchte irgendwie alles gerne spielerisch lösen, der Kampfgeist geht ihr etwas ab.
Aber seien wir mal ehrlich: uns doch gerade auch? Die Meisterschaft wurde Freitagabend von den BVB-Fans (zumindest im Internet) offiziell beerdigt. Als Tabellenführer, wohlgemerkt. Klar, die Bayern haben das Momentum auf ihrer Seite, keine Frage. Aber seit wann geben wir auf? Weil wir 9 Punkte Vorsprung weggegeben haben? So what! Wir sind immer noch Erster (auch wenn Uli das aufgrund seiner Tordifferenzrechenschwäche wohl anders sieht) und der nächste Gegner ist der VfB Stuttgart. Eine Mannschaft, die man in der Hinrunde auswärts mal eben locker mit 4:0 abgeschossen hat und die man nun zuhause empfängt. Zuhause, wo man bisher gerade mal 4 Punkte abgegeben hat. In 12 Spielen! Die Zweifel an der Mannschaft, die im Moment so stark geäußert werden, hat sich diese nicht verdient. Ja, sie haben momentan eine Schwächephase, aber dann ist es an UNS, ihnen zu helfen. Und sie komplett abzuschreiben und ihr alles Können abzusprechen, hilft dabei bestimmt nicht.
Doch zuerst ist ja noch Championsleague. Man könnte es glatt vergessen, da wir ja eigentlich schon ausgeschieden sind, nicht wahr? „Das Ding ist durch, oder?“ – wer erinnert sich noch? Es ist noch gar nicht mal so lange her, da wurde Klopp nach einer 0:3-Niederlage im Bernabeu genau das gefragt. Das Rückspiel wurde eine der spannendsten, emotionalsten und lautesten Veranstaltungen, die das Westfalenstadion je gesehen hat und manchen Spielern von Real Madrid dürften heute noch die Knie zittern, wenn sie an dieses Spiel zurückdenken. Denn eines war das Ding bestimmt nicht: durch.
Weshalb also nicht nochmal das gleiche gegen Tottenham? Vielleicht sogar mit dem guten Ausgang für uns? Ach ja, wir glauben ja nicht an diese Mannschaft, gut. Dann eben nicht. Wir scheiden Dienstag aus und die Bayern werden mit mindestens 10 Punkten Vorsprung Deutscher Meister. So wie jedes Jahr. Alles beim alten, wir können uns schön entspannen und so tun als würden wir uns über Platz zwei freuen. Für etwa eine Minute. Und dann auf die neue Saison hoffen, in der Bayern dank der Investitionen im Sommer bereits im November auch als Meister des nächsten Jahres feststehen. Und dann können wir uns eigentlich vom Spielbetrieb in der Bundesliga verabschieden, denn was bringt das alles noch?!
Oder aber – Alternativszenario – wir könnten jetzt damit anfangen, den Kopf aus dem Arsch zu ziehen und einfach mal an unsere Mannschaft zu glauben! Das Talent strömt den Jungs doch aus allen Körperöffnungen raus, sie brauchen nur wieder etwas Selbstvertrauen, um es umzusetzen. Also geben wir ihnen das doch – dafür waren wir mal berühmt!
Ja, Tottenham hat einen 3:0-Vorsprung aus dem Hinspiel. Und nun? Wir haben mit Atletico Madrid eine der besten Mannschaften der Welt mal eben 4:0 abgefertigt in diesem Stadion. Wir sind Borussia Dortmund! Wir können das drehen! Das ganze Stadion gegen sie, das kennen die von der Insel doch gar nicht mehr... Lasst uns einfach laut sein, an die Mannschaft glauben, ihnen Fehler verzeihen und sie nach vorne peitschen! Und was, wenn das 1:0, das 2:0 fällt? Wenn Tottenham beginnt nervös zu werden? Wenn wir noch einen drauf setzen und zusehen, wie beim Gegner langsam die Gehirnwindungen beginnen zu rotieren „wir sind drauf und dran das sicher geglaubte Spiel zu vergeigen“? Dann ist unsere Stunde gekommen! Jede Mannschaft, die einen Fuß ins Westfalenstadion setzt, sollte spüren: Das Ding ist erst durch, wenn der Schiri abgepfiffen hat! Und niemals eine Sekunde vorher! Das ist Dortmund, meine Freunde! Das müssen wir sie spüren lassen. Jeden Moment in diesem Spiel, sollen sie das Gefühl haben, dass wir sie schlagen und rausschmeißen können. Sollen unsere Jungs spüren, dass das ganze Stadion hinter der Mannschaft steht und an einen Sieg glaubt. Soll der Gegner zum Grübeln und zum Verzweifeln gebracht werden. Durch Pfiffe verwirrt und genervt. Soll die eigene Mannschaft durch das Bejubeln jedes Ballgewinns und das Verzeihen jedes Ballverlustes wissen, dass sie niemals alleine ist. Dass 68.000 Menschen an sie glauben. Und dann – das wissen wir alle nur zu gut – ist in diesem Stadion alles möglich. Wirklich alles.
Und wenn wir erst mal Tottenham aus der Championsleague geschossen haben, wer hat dann noch Angst vor den popeligen Bayern? Wir bestimmt nicht! Denn wir sind Dortmund, wir sind der Tabellenführer und keiner soll es wagen, UNS, den BVB zu schlagen!