Euphorie statt Boykott
Vor mehr als einem halben Jahr war der FC Augsburg zuletzt zu Gast beim BVB. Schiedlich-friedlich trennte man sich nach einem „Grottenkick“ 1:1, ohne dass es wirklich jemanden emotional bewegte. Zu hoch waren in den Wochen zuvor die Gemüter gekocht, als es darum ging, ein Zeichen gegen Montagsspiele zu setzten und das Spiel am Montag gegen Augsburg zu boykottieren. Am Ende zählte man knapp 50.000 Zuschauer im Westfalenstadion und die sonst so strahlende gelbe Wand wirkte grau und kalt.
Heute schreiben wir den 7. Spieltag. Der BVB ist Tabellenführer,der nach dem Spektakel gegen Nürnberg, der grandiosen Aufholjagd in Leverkusen und dem 3:0 in der Champions-League eine neue Welle der Euphorie loszubrechen scheint, zumindest in den Medien. Als gemeiner BVB-Fan steht man der aktuellen Entwicklung noch eher skeptisch gegenüber. Der Verlauf der letzten Saison und die teilweise durchwachsenen Auftritte der letzten Spiele haben ihre Spuren hinterlassen. Inwiefern es eine neue Bescheidenheit oder der Verdruss an der zunehmenden Kommerzialisierung des Volkssports Fußball ist, der auf die „Euphoriebremse“ drückt, sei einmal dahingestellt.
11 Punkte beträgt der Vorsprung auf den ungeliebten Nachbarn aus Ge, Balsam auf die geschundene BVB-Seele. Die unbesiegbaren "Dauerabonnenten" des 1. Tabellenplatzes schwächeln und „Schwatzgelb“ thront ganz oben in der Tabelle. Eine Momentaufnahme, die es zu genießen gilt. Blickt man auf die kommenden Aufgaben mit Augsburg (H), Stuttgart (A), Berlin (H), Wolfsburg (A), Bayern (H), scheint der heutige Gast die einfachste lösbare Aufgabe darzustellen. Doch vermutlich liegt gerade in dieser Denkweise der erste große Fehler.
Nach einem durchwachsenen Start, schafften die Augsburger es, dem großem FC Bayern einen Punkt in der heimischen Arena zu stehlen und konnten diesen im Heimspiel gegen den SC Freiburg durch ein 4:1 vergolden. In Reihen der Augsburger überragte Stürmer Finnbogason mit drei Toren bei seinem Comeback, nachdem er zuvor über Monate wegen einer Verletzung nicht hatte spielen können. Nach den letzten Erfolgen kann der FC A ganz entspannt die Reise nach Dortmund antreten, wohlwissend, dass man im Westfalenstadion die letzten beiden Spiele nicht verloren hat.
Auch wenn an diesem Samstag zur schönsten Anstosszeit das Sportliche im Fokus stehen sollte, schweben zukünftige Anstosszeiten wie ein Damoklesschwert über der Bundesliga.
Wir werden das Thema bei der DFL für die nächste Rechteperiode vorbringen. Für Montagsspiele sind wir nur, wenn es dafür einen sportlichen Grund gibt“ Norbert Dickel 26.2.2018
Trotz massiver Fanproteste bleibt es in der Fußball-Bundesliga bis zum Ende des Fernsehvertrages 2021 bei fünf Montagsspielen pro Saison. Bei einem Sondierungsgespräch vor der Ausschreibung der neuen Medienrechte hat man sich zudem darauf geeinigt, dass nach 2021 nicht mehr als fünf Begegnungen am Montagabend ausgetragen werden. Mal sehen, welche neue Kröte der einfache Stadionbesucher dann zu schlucken hat.
So könnten sie spielen
BVB: Bürki - Piszczek, Akanji, Zagadou, Diallo - Witsel, Delaney - Sancho, Reus, Bruun Larsen - Paco Alcacer
FC A: Luthe - Gouweleeuw, Khedira, Hinteregger - Schmid, Max - D. Baier - Hahn, Gregoritsch, Caiuby - Finnbogason
Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart)
Assistenten: Günsch, Schüller
Vierter Schiedsrichter: Pelgrim (Bocholt)