Ode an den König
Ein turbulentes Jahr neigt sich dem Ende zu - Zeit sich bewusst zu machen, was man eigentlich hat und dankbar zu sein. Axel Witsel war 2018 das größte Geschenk für Borussia Dortmund und all seine Anhänger.
Ruhepol, Ballmagnet, Chef, Anführer – Axel Witsel ist das 1,88 Meter große, 80 Kilogramm schwere personifizierte Sinnbild des schwarzgelben Umbruchs und das größte Geschenk aus 2018. Er lässt die Menschen das neue Jahr euphorisiert angehen, macht es leichter das schwierige Letzte zu vergessen.
Wöchentlich ließ er seit August ungläubige Blicke der Dankbarkeit über das Grün schweifen, sich fragend, wie und warum dieser Weltklassespieler im Westfalenstadion auflaufen darf und nicht woanders. Matthias Sammer sei erster und drängendster Befürworter der Verpflichtung gewesen, kollektiv mit Zorc, Watzke und Favre kann man alle Beteiligten für diese Entscheidung nicht oft genug beglückwünschen.
„Dortmund ist neben der belgischen Nationalmannschaft das beste Team, in dem ich je gespielt habe“, sagt der 29-jährige. Witsel ist ohne Übertreibung mit das Beste, was im Tempel jemals aufgelaufen ist. Kontrolle und Balance, Vernunft und Abgeklärtheit – die fast schon absurde Coolness und Qualität, die der über 100-malige Nationalspieler in jeder einzelnen Partie zeigt, lässt einen regelmäßig sprachlos zurück. Er ist Dirigent und Taktgeber in Favres bislang so ungeheuer erfolgreich arrangierten Kollektiv der Ballspiel-Symphoniker, ist auf der für ihn maßgeschneiderten Sechser-Position DER Knotenpunkt im BVB-Spiel. Fast schon lächerlich gute Passquoten von regelmäßig über 90 %, das federleichte und clevere Befreien aus Drucksituationen, über 60 erfolgreiche Pässe pro Partie und eine scheinbar verlorene „Fähigkeit“ den Ball verlieren zu können – bei jedem anderen Akteur wäre es als Anhänger für den eigenen Gemütszustand fatal, sich an solche Leistungen zu gewöhnen.
Bei Witsel nicht, denn er scheint es nicht anders zu können. Aus jeder Pore strömt Qualität, Selbstvertrauen und Überzeugung - trotz aller anfänglich entgegengebrachter Skepsis. Der Belgier hat es in kürzester Zeit geschafft sämtliche Gegenargumente a la Russland, China etc. mit nichts anderem als grandiosen Leistungen und Leadership-Qualitäten zu entkräften und nicht nur eine zentrale Rolle auf, sondern auch neben dem Platz einzunehmen. Denn er verkörpert all die Eigenschaften, die sich Borussia Dortmund für den laufenden Umbruch auf die schwarzgelben Fahnen geschrieben hat: Qualität, Ruhe, Verlässlichkeit, Disziplin und Souveränität. Schließlich ist er ja „Chaloupe“, das viel zitierte französische Kleinboot, das nie die Ruhe verliert und schon gar nicht vom Kurs abkommt.
In den stürmischen Zeiten auf hoher Fußball-See, die der Ballspielverein kürzlich durchleben musste, brauchte es jemanden, der nie die Kontrolle über das Ruder verliert. Axel Witsel ist der Captain im Schatten und hat alles im Griff. Darauf kann man sich auch im nächsten Jahr verlassen. 2019 kann kommen – denn der neue König ist immer mit an Bord.