Spielbericht Profis

Brügge sehen ... und einfrieren

29.11.2018, 12:42 Uhr von:  Boris
Brügge sehen ... und einfrieren

In einer tempoarmen Partie sichert sich der BVB mit einem torlosen Unentschieden gegen den Club Brügge den vorzeitigen Achtelfinaleinzug in der CL. Nicht auszuschließen, dass der Gegner am Samstag im Westfalenstadion einen ähnlichen "spielerischen" Ansatz wählen wird.

„Es war ok“. In Lucien Favre‘s Bewertung der gestrigen Leistung von Christian Pulisic steckte wenig Enthusiasmus. Das lag weniger am 20-jährigen Flügelspieler, der momentan merklich nach seiner oft Topform sucht und sich hinter den Senkrechtstartern Jadon Sancho und Jacob Bruun Larsen immer häufiger hinten anstellen muss. Pulisic wollte, dribbelte und versuchte, fand aber nicht zu seinem Glück inmitten der belgischen Festungsanlage, die der Club Brügge mit ins Westfalenstadion brachte. Der US-Amerikaner war so stellvertretend für den schwarzgelben Auftritt und die Bemühungen an diesem Abend, nicht jedoch für das sportliche Bild, dass der BVB in diesem Jahr bislang allgemein abgibt. Zäh und kalt – so empfand wohl auch Favre den eher unspektakulären Champions-League-Abend.

Die Südtribüne passte sich schnell dem Spiel an

75 Prozent Ballbesitz und eine 93 %-ige Passquote konnten zur Halbzeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Spiel der Borussia Tempo und schnelle Spielverlagerungen abhanden gingen. Die Chance darauf einen glanzlosen Arbeitssieg perfekt zu machen hatte Marco Reus bei der größten Chance der Partie nach einer halben Stunde, die Belgier konnten ihrerseits nur durch Dennis in Hälfte zwei gefährlich werden.

"Wenn ich so weit nach vorne kann, versucht der Gegner nur zu verteidigen." So bleibt nicht viel übrig als bei der Aussage von Manuel Akanji zu nicken, sich über das erreichte Achtelfinale zu freuen und darauf zu hoffen, dass sich Lucien Favre’s messerscharfe Lösungsanalyse schon am Samstag gegen Freiburg auf den Rasen überträgt: "Wir müssen das besser beherrschen, schneller spielen, schneller sehen und schärfer passen. Wir müssen unsere Gegner müde machen, damit sie ohne Ende schieben müssen." So nickt man auch hier zustimmend und hofft für die Partie schon übermorgen auf zwei Dinge: Höhere Temperaturen bei weniger eisigen Winden und auf „die richtige Bewegung, um das Spiel zu beschleunigen.“ Steil – statt Querpässe: Yes, please!

Marvelous Nakamba gegen Axel Witsel

P.S.:

930 erfolgreiche Pässe spielte der BVB am Mittwochabend – der zweithöchste Wert in der CL seit Beginn einer detaillierten Datenerfassung.

176 – so viele Ballaktionen hatte Manuel Akanji gegen den Club Brügge. Nie zuvor hatte ein Spieler eines deutschen Vereins in der Champion League mehr.

45 – Mit dem gestrigen Einsatz ist Lukasz Piszczek der BVB-Akteur mit den meisten Spielen in der Champions League.

Statistik

BVB: Bürki – Piszczek, Akanji, Zagadou, Diallo (80. Hakimi) – Dahoud, Witsel (90. Delaney) – Pulisic, Reus, Guerreiro (73. Sancho) – Alcacer

Brügge: Horvath – Mata, Poulain, Mechele, Denswil – Vormer (90.+ 2 Decarli), Amrabat, Nakamba, Dennis (76. Rits) – Wesley (90. + 2 Openda), Vanaken

Tore: keine

Zuschauer: 66.099 (ausverkauft)

Karten: Alcacer - Dennis

Chancen: 2:1

Ecken: 5:1

Stimmen zum Spiel

Lucien Favre: „Wir wollten unbedingt gewinnen, aber wir sind für das Achtelfinale qualifiziert – das war unser Ziel. Brügge hat sehr gut und sehr tief verteidigt. Die Pässe waren manchmal zu langsam, um den Gegner zu destabilisieren. Wir konnten das Spiel weder mit dem Ball am Fuß noch mit Pässen beschleunigen. Sie hatten zu viel Zeit, um zu verteidigen. Wir hätten uns schneller bewegen müssen.“

Marco Reus: „Unser Ziel war und ist es, die Gruppe zu gewinnen. Jetzt haben wir es nicht mehr in der eigenen Hand und müssen hoffen, dass Brügge genauso wie heute gegen uns auch so gegen Atletico spielt. Aber: Wir sind eine Runde weiter – und das zählt. Wir sind jedoch nicht zufrieden mit unserer Leistung. Es war das erwartet schwere Spiel. Wir sind nicht davon ausgegangen, dass Brügge so tief steht und eigentlich fast gar nichts fürs Spiel macht. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir den Ball zu langsam laufen lassen und kamen schwer in die Partie, weil sie so nah vor dem eigenen Tor standen und die Reihen extrem eng machten. Sie haben unsere Außenbahnspieler gedoppelt, wir konnten keine Fahrt in unser Spiel bringen, auch weil unsere Kombinationen vor allem in der ersten Halbzeit nicht so gut waren.“

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