Vermeintlicher Ersatztorwart schießt BVB zum Sieg
Vor dem Spiel
1.410 Zuschauer sollten sich am Ende im Sportpark Nord einfinden, davon mindestens die Hälfte in den Farben Schwarz und Gelb. Und vor allem die letztgenannten gaben auf den Rängen richtig Gas. Mit einem tollen Intro, einem sehr bunten, fahnenbeschmückten Block konnte eigentlich nichts mehr schief gehen.
Anders stellte sich die Vorbereitung dar. Jan Siewert sprach im Interview mit den RuhrNachrichten von einer „Wundertüte“. Ganze sieben Spieler stellten die Amas für die USA-Reise zu den Profis ab. Eric Oelschlägel kam mit einer Kapselverletzung zurück, Ersatztorwart Jonas Hupe hatte noch ein starkes Jet-Lag. Und weil die U19 auch noch in den USA verweilt, die U17-Spieler nicht spielberechtigt sind, fand sich auf dem Aufstellungsbogen Jano Baxmann (eigentlich Außenstürmer) als Ersatztorwart wieder. Perfekte Bedingungen sehen anders aus. Vor allem, weil man in der Vorbereitung eine bittere Niederlage gegen die U23 von Norwich hinnehmen musste und auch einige Verletzungssorgen mit in die Saison brachte.
1. Halbzeit:
Die Geschichte der ersten Halbzeit ist leider relativ schnell erzählt. Unsere Borussen waren die deutlich bessere Mannschaft. Der Bonner SC hingegen spielte extrem vorsichtig und mutlos mit. Hin und wieder starteten sie mal eine Angriffsbemühung, die aber in allen Fällen völlig ungefährlich blieb. Der BVB hatte das Geschehen in der Hand und konnte sich in den ersten 20 Minuten deutliche Feldvorteile erarbeiten. Leider blieben auch diese Vorteile ohne nennenswerte Torchance. Nach einer kurzen Trinkpause standen die Bonner dann etwas besser und zogen damit der BVB Offensive völlig den Zahn. Erst kurz vor der Pause flankte Dieckmann einen Ball schön an den Elfmeterpunkt, wo Ametov völlig blank stand. Statt gefühlvoll den Ball Richtung Tor zu spitzeln, wollte er aber lieber volley draufhalten. Die schlechtere Idee. Mit viel zu viel Kraft trat er unter den Ball und vergab somit deutlich. Es ging also mit einem 0:0 in die Pause. Auffällig waren die Diagonalbälle auf die Flügel. Meisten spielte Pflücke diese ca. vom Mittelkreis, am häufigsten auf den rechten Flügel, wo der hoch aufgerückte Außenverteidiger Hanke wartete. Ein Muster, das auch bei den Profis hin und wieder zu erkennen war.
2. Halbzeit:
Unverändert kamen die beiden Mannschaften aus der Kabine. Im BVB-Block brannten drei kleine Lichter, was der Schiedsrichterbeobachter neben mir fleißig protokollierte. Die Bonner wurden jetzt mutiger und konnte sogar selber mal Angriffe vortragen, womit der BVB zusehends Probleme bekam. In der 63. Minute war es dann auch so weit. Zunächst konnte die kurze Ecke noch unter höchster Not geklärt werden, die darauffolgende zweite Flanke fand allerdings Omerbasic, der sich freistehend nur wenige Meter vor dem Tor die Möglichkeit nicht nehmen ließ und zum 1:0 für Bonn vollendete. Die Amas reagierten ein wenig geschockt. Die Phase direkt nach dem Führungstreffer für Bonn war die schwächste im gesamten Spiel und man konnte der jungen Mannschaft anmerken, dass es ein Wirkungstreffer war. Allerdings rappelten sich vor allem die jüngsten wieder auf. Schwermann, der bereits zuvor ein gutes Spiel auf der „6“ machte, bekam am linken Strafraumeck die Kugel, wunderschöner Schlenzer in den Knick – 1:1! Durchaus ein Kandidat für das Tor des Monats. (Wenn ich mich korrekt erinnere, sind bei den letzten drei Gastspielen in Bonn immer solche Traumtore nach Schüssen oder Freistößen erzielt worden) Die Amas drückten jetzt auf den Sieg. Die drei Bs – Bockhorn, Burggraf und der vermeintliche Ersatztorwart Baxmann – waren zwischenzeitlich in die Partie gekommen und wirbelten mächtig los. Zwei der drei waren dann auch in der 87. Minute die
Protagonisten. Baxmann setzte sich schön auf dem rechten Flügel durch, wollte dann eigentlich mit Burggraf Doppelpass spielen, aus unserer Position konnte man allerdings nicht genau sehen, wie erfolgreich das verlief. Irgendwie landete der Ball in jedem Fall wieder bei Baxmann, der aus 12 Meter flach in linke Ecke einnetzte. Jetzt war kein Halten mehr: Auch Siewert rannte mit zum Jubeln. Das Spiel war gedreht. Kurz Zeit später musste Siewert dann auf die Tribüne, nach eigener Aussage das erste Mal in seiner Trainerkarriere. Bereits vorher war er einmal zur Bonner Bank gegangen und hatte sich ein kleines verbales Scharmützel geliefert. Die Bonner Betreuer waren alle nach einem deutlichen Foul (das Gelb verdient hätte, so befand es jedenfalls der Schiedsrichterbeobachter) aufgesprungen und reklamierten eine Schwalbe. Die Unsportlichkeiten setzten sich fort. In der Schlussphase beschimpfte ein Bonner Co-Trainer einen BVB-Spieler mit den Worten „Fick dich“, was scheinbar vom Schiedsrichterteam unbemerkt blieb. Jan Siewert hatte es aber vernommen und wurde dann für seine klare Ansage auf die Tribüne geschickt.
Ausblick
Der erste Saisonsieg ist eingefahren! Bereits am nächsten Samstag geht es gegen Viktoria Köln weiter. Die Trainer der Regionalliga haben übrigens neben den Kölnern den BVB als Aufstiegskandidaten getippt. Man kann sich also bereits früh in der Saison über ein nicht paralleles Spitzenspiel in der Kampfbahn freuen. Samstag, 14:00 Uhr: Alle in die Rote Erde!
Statistik
Bonner SC: Michel, Bors (R. Schmidt, 84.), Brock, Fillinger, Hirsch, Mwarome, Omerbasic, Perrey, Rütten, Wipperfürth, Stoffels (Gerber, 87.)
Borussia Dortmund II: Reckert – Dieckmann (Baxmann, 80.), Kilian, Pieper, Hanke – Schwermann – Pflücke (Burggraf, 71.), Ornatelli – Boyamba, Pavlidis, Ametov (Bockhorn, 65.)
Tore: 1:0 Omerbasic (63.) – 1:1 Schwermann (83.), 1:2 Baxmann (87.)
Gelbe Karten: Omerbasic - Boyamba
Zuschauer: 1.410 im Bonner Sportpark Nord
Seb, 29.07.2018