Und irgendwann, irgendwann einmal spielt Rhynern auch international…
Ich muss zugeben, als Ende der vergangenen Saison klar war, dass Westfalia Rhynern in die Regionalliga West aufsteigen würde, hielt sich meine Begeisterung in Grenzen. Auch wenn der Club der deutlich sympathischere ist im Vergleich zu der in allen Belangen schwer erträglichen Hammer SpVg, so war doch zu befürchten, dass Rhynern eine ähnliche Rolle spielen wird wie der FC Wegberg-Beeck in der Spielzeit 15/16: Ein Dorfclub, der sportlich nicht wird mithalten können und bei dem nur die alteingesessensten Dorfrentner zu den Spielen tingeln werden. Doch mit dem Spiel beim BVB II an diesem Dienstagabend sollte sich meine Meinung ändern.
Zugegeben, sportlich ist die Regionalliga West für Rhynern tatsächlich viel zu anspruchsvoll, zwölf Punkte und 60 Gegentore nach gerade einmal 21 Spielen sprechen Bände. Aber wenn Rhynerns dritte Mannschaft eine so geniale Suffkuttentour nach Dortmund hinlegt wie an diesem Abend, dann muss man den Verein doch irgendwie mögen. Solch legendäre Gesänge wie „Und irgendwann, irgendwann einmal spielt Rhynern auch international“ oder „Wir holen die Champions League, und die Kreisliga B, oh SVW, oh SVW“ hat der Gästeblock in der Roten Erde wohl noch nie gehört. Als die
Ersatzspieler Rhynerns zu Beginn der zweiten Hälfte zum Warmmachen schritten, wurde Dustin Wurst mit Sprechchören gefeiert. Weil genau in dieser Phase Dortmunds Amateure das 2:0 nachlegten, wurde der Text kurzerhand abgeändert in „Ist uns Wurst, ist uns Wurst“. Getoppt wurde dies nur noch durch die Einwechslung des Neuners Kempes Tekiela. Und – man kann es sich denken: The Champs‘ „Tequila“ wurde mehrmals angestimmt. Magisch! Wer an diesem Abend keine Sympathien für Westfalia Rhynern entwickelte, hat doch die Kontrolle über sein Leben verloren!
Die Geschichte auf dem Rasen ist hingegen schnell erzählt: Der BVB war wie erwartet von Beginn an die tonangebende Mannschaft und ging schon nach sieben Minuten durch Pavlidis mit 1:0 in Führung. Der Treffer wirkte sich jedoch eher hemmend auf die Leistung der Borussia aus. Zwar dominierte man weiterhin das Spielgeschehen und hätte kurz vor der Halbzeit die Führung durch eine Hundertprozentige ausbauen müssen, es blieb bis zur Pause aber dennoch beim vom Ergebnis her knappen 1:0.
Die endgültige Entscheidung fiel dann aber in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit: Zunächst netzte Hanke und bewies im Anschluss, dass das bei den Profis beliebte und meiner Meinung nach vollkommen bescheuerte Nicht-Jubeln aus Respekt vor dem Ex-Club auch den Weg in die vierte Liga
gefunden hat. Naja, sei's drum. Ornatelli legte dann wenige Minuten später per Elfmeter nach Foul an Bockhorn auf 3:0 nach. Später durfte Hanke noch ein zweites Mal ran, ehe, ja ehe ausgerechnet Tekiela noch den Anschlusstreffer für die Gäste besorgte. So blieb dem Gästeblock am Ende immerhin eines: Die Nummer eins in Hamm sind sie weiterhin – trotz der auch in der Höhe verdienten 1:4-Niederlage gegen Borussia Dortmunds Amateure.
Für die Borussia war es natürlich nicht mehr als ein reiner Pflichtsieg, der eigentlich höher hätte ausfallen müssen, aber dennoch auch knapper hätte ausfallen können. Der Erfolg hat dennoch durchaus einen sehr netten Effekt, denn die Tabelle liest sich nun wieder deutlich angenehmer: Der BVB steht nun auf Rang 04. Der Rückstand auf Tabellenführer Uerdingen beträgt bei zwei Spielen weniger sechs Punkte (und derzeit fünf Tore), auf den „virtuellen Ersten“ Ficktoria Köln auch nur vier Zähler. Da die Amas aber noch gegen beide Teams antreten müssen, darf weiterhin von der Meisterschaft und dem Aufstieg in die 3. Liga geträumt werden.
Dafür gilt es nun aber auch nicht nachzulassen, auch wenn keine Zeit zum Verschnaufen bleibt: Am Samstag (31.3., 14:00 Uhr) gastiert man beim Tabellenvorletzten TuS Erndtebrück, am Dienstag nach Ostern (3.4., 19:00 Uhr, nicht parallel) geht es zum Küchenwerk nach Rödinghausen, ehe am Freitag (6.4., 19:30 Uhr, ebenfalls nicht parallel) schon wieder die Zwote von Fortuna Düsseldorf in die Rote Erde kommt.
Avanti Amateure!
Pressekonferenz mit Jan Siewert
Statistik
BVB Amateure: Reimann – Sauerland, Mainka, Pieper, Dieckmann (81. Bouali) – Chato, Ornatelli – Bockhorn, Arweiler (46. Pflücke), Pavlidis (57.
Bah-Traore) – Hanke
Westfalia Rhynern: Hahnemann – Neumann, Cieslak, Beilfuß (63. Buschening), J. Kleine – Arenz, Wiese, BVB-Legende Gambino (81. Gensicke), Polk – Ricke (48. Tekiela), L. Kleine
Gelbe Karten: Dieckmann
Tore: Pavlidis (7.), Hanke (50.), Ornatelli (59., Foulelfmeter), Hanke (79.) – Tekiela (88.)
1.096 Zuschauer in der Kampfbahn Roten Erde
cka, 28.03.2018