Auf Punktejagd bei den Puppenspielern
Vorletzter Spieltag. Anstoß 15:30 Uhr. Die Bundesliga geht in ihre heiße Phase, in der in einem spannenden Finish die Entscheidungen über Meisterschaft und Abstieg fallen. Oder so ähnlich. Für den BVB geht es immerhin noch um die direkte Qualifikation für die Champions League, und mit Augsburg wartet ein scheinbar dankbarer Gegner. Die letzten fünf Begegnungen in der Stadt der Puppenspieler konnten alle gewonnen werden. Während die Borussia auf Champions League Kurs liegt, kämpft Augsburg gegen den Abstieg.
Da dem Spiel keine englische Woche vorausging, hätte sich dem BVB die Möglichkeit einer ruhigen Vorbereitung geboten, wenn da am vergangenen Wochenende nicht die „einfache Bestätigung“ einer „Meinungsverschiedenheit“ gewesen wäre, wie es Michael Zorc in seiner unnachahmlich unaufgeregten Art in einem dpa-Interview ausdrückte. Tatsächlich war das Interview von Hans-Joachim Watzke, in dem er den Dissens mit Trainer Thomas Tuchel in der Einschätzung der Ereignisse rund um den Anschlag bestätigte, natürlich weit mehr. Denn ebenso deutlich wurde, dass es über eine weitere Frage Meinungsverschiedenheiten gibt: Ob Tuchel auch in der kommenden Saison Trainer in Dortmund bleibt oder sich der BVB einen anderen Übungsleiter sucht. Während Watzke und Zorc in sehr ähnlichen Formulierungen auf ein Gespräch nach Saisonende verwiesen, in dem Themen wie Kommunikation und Vertrauen angesprochen werden soll, stellte Tuchels Berater Olaf Meinking klar, dass sein Mandant in Dortmund bleiben wolle.
Die Trennung von Thomas Tuchel dürfte feststehen
Die Chancen, dass sein Wunsch erfüllt wird, sind hingegen gering. Das Verhältnis zwischen Tuchel und weiten Teilen des Vereins ist mittlerweile so unterkühlt, dass man meinen könnte, der BVB wolle einen Beitrag im Kampf gegen die Klimaerwärmung leisten. In den sozialen Medien ist immer wieder zu hören, Watzke und der BVB würden eine Kampagne gegen den Cheftrainer organisieren. Sicher, die geballte Medienberichterstattung der vergangenen Tage ist nicht ohne das Mitwirken des Vereins zu verstehen. Aber es ist schon lange ein offenes Geheimnis, dass die Beziehungen zwischen Tuchel und den Verantwortlichen teilweise bis ins Unerträgliche gespannt sind. Und auch viele Spieler haben klargemacht, dass sie nicht länger unter Tuchel arbeiten wollen, auch wenn dieser in der Spieltagspressekonferenz auf ein intaktes Vertrauensverhältnis zwischen ihm und der Mannschaft verweist.
Es bleibt hingegen zu hoffen, dass sich nach Zorcs Mahnung, sich auf’s Sportliche zu konzentrieren, zunächst einmal eine weitere Schlammschlacht vermeiden lässt und die Saison erfolgreich zu Ende gebracht werden kann. Optimistisch stimmt dabei, dass es keine Anzeichen für eine Spaltung innerhalb der Mannschaft gibt, die ohnehin schon lange über die Verhältnisse im Bilde ist. Sportlich kann Tuchel weitgehend aus dem Vollen schöpfen. Zwar fehlen die Dauerverletzten Mario Götze und André Schürrle, und auch für Nuri Sahin dürfte das Spiel noch zu früh kommen. Marc Bartra könnte laut Tuchel hingegen schon eine Option sein, letzte Gespräche mit den Ärzten standen jedoch noch aus.
Die Situation in Augsburg
Für die Augsburger sind die beiden letzten Saisonspiele eine große Herausforderung. Bei nur zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz hat der FCA mit Dortmund und Hoffenheim das schwerste Restprogramm der Abstiegskandidaten. Allerdings hat sich die Mannschaft nach zwischenzeitlichem Absturz mittlerweile gefangen und scheint auch mental den Abstiegskampf aufgenommen zu haben. In den letzten Spielen zeigte die Mannschaft die nötige Aggressivität und hat zuletzt nur mit Pech in der Nachspielzeit den Sieg in Gladbach aus der Hand gegeben, der wohl bereits den Klassenerhalt bedeutet hätte.
Um die aktuelle personelle Situation der Augsburger zu beurteilen, habe ich mich mit meinem Kumpel Felix (Auf Twitter als @sammykuffour bekannt) unterhalten, der eine Aufwärtsbewegung beobachtet, die uns zumindest zur vollen Konzentration mahnt. Nachdem der FCA lange Zeit von einer verheerenden Verletzungsserie geplagt war, kann Trainer Manuel Baum wieder auf die meisten Spieler zurückgreifen. Lediglich Ja-Cheol Koo, Jan Moravek und Raphael Framberger fallen weiter aus. Nachdem Dirk Schuster einen unansehnlichen Defensivfußball spielen ließ, bemühte sich Baum um eine offensivere Ausrichtung. Mittlerweile hat er auch wieder die überzeugende Offensivreihe der Vorsaison mit Caiuby, Bobadilla und Finnbogason zur Verfügung, wobei Caiuby und Finnbogason wohl nach mehrmonatigen Pausen noch nicht wieder bei alter Stärke sind. Stärkster Torjäger ist somit der Ex-Blaue Halil Altintop mit sechs Treffern. Zu achten ist auch auf den Linksverteidiger Stafylidis, der sich mit vier Treffern außergewöhnlich torgefährlich zeigt. Angekurbelt wird das Spiel vor allem von Daniel Baier, der als Gehirn der Mannschaft gilt und den wir im Auge behalten müssen. In der Defensive zeigte sich der FCA zuletzt verbessert, nachdem die Stamm-Innenverteiger Gouweleeuw und Hinteregger wieder fit sind. Letzterer ist für die Spieleröffnung zuständig und fällt mit regelmäßigen Vorstößen auf. Ihm das Spiel zu erschweren, wird Aufgabe unserer Offensivspieler sein.
Felix Tipp für die Aufstellung des FCA: Hitz - Verhaegh, Gouweleeuw, Hinteregger, Stafylidis - Baier, Kohr - Bobadilla, Altintop, Max – Finnbogason
Beim BVB werden Medienberichten zufolge die 11 Spieler spielen, die der Trainer zuletzt am wenigsten gelobt hat.
Und sonst: Nuri Sahin tritt am Samstag im Aktuellen Sportstudio auf, da lohnt sich sicher das einschalten.
PatBorm, 12. Mai 2017