Europa oder kein Europa - Das ist hier die Frage
Erinnert Ihr Euch noch an die turbulente Rückrunde der vergangenen Saison? Es war viel passiert: der grausame Anschlag auf den Mannschaftsbus unseres Vereins, die Diskussionen um unseren Trainer, auch in der Liga hatte man den zweiten Platz nicht behaupten können und zitterte bis zum letzten Spieltag um die direkte Qualifikation für die Championsleague. Ich habe mich in dieser Zeit nicht nur einmal dabei ertappt, wie ich mir das Saisonende herbeigewünscht habe. Irgendwie sehnte ich mich nach ein wenig Ruhe und einem frischen Start: der Pokalsieg und die darauffolgende Sommerpause kamen da genau richtig- ein versöhnlicher Saisonabschluss und eine solide Grundlage für einen Neustart.
Doch genauso schnell wie man zu Saisonbeginn zum kommenden Deutschen Meister hinaufkatapultiert worden war, genauso zügig raste man, man möchte fast schon sagen, an der Realität vorbei direkt in den Keller. So schlimm ist es nun nicht, aber trotzdem ist man nun der gefühlt zweitgrößte Chaosclub neben dem FC: Unsicherheit, Frust, leere Worthülsen und mantraartige Phrasen bestimmen aktuell unseren Fanalltag, dagegen schien das Tucheltheater beinahe kleinlich, denn immerhin stimmte sportlich damals noch einiges. Spätestens seit der Blamage gegen den nervigen Nachbarclub aus Herne West brennt der Baum endgültig lichterloh. Und trotzdem muss es weitergehen: nur wie? Ein Punkt gegen zehn Leverkusener ist nicht gerade die Trotzantwort
schlechthin gewesen und dann wartet nun auch noch Real auf uns. Wie viele Durchhalteparolen hat man wohl noch parat? Nun, mindestens eine: es nützt ja alles nichts, denn noch geht es auch in der Championsleague um etwas. Nicht mehr um das ganz große Spektakel- nein. Man hat durchaus eindrucksvoll bewiesen, dass man bei den ganz Großen diese Saison wirklich nicht mitspielen kann. Aber die Euroleague – die Euroleague ist noch drin, wenn...ja wann eigentlich? Wenn wir gewinnen sowieso. Aber ein Sieg gegen Real IN Madrid? In aktueller Verfassung fast schon mehr als ein frommer Weihnachtswunsch. Ein Unentschieden würde reichen, wenn Nikosia beim sicheren Tabellenersten aus London nicht gewinnt. Recht zynisch betrachtet erscheint auch das gerade nicht sonderlich wahrscheinlich. Bleibt die dritte Variante: wir verlieren, Nikosia aber auch. Bitter. Und gleichzeitig auch absurd: man könnte tatsächlich mit nur zwei Punkten in einem europäischen Wettbewerb überwintern und nächstes Jahr in der Euroleague spielen, vorausgesetzt Nikosia holt eben nicht mehr Punkte als wir.
Und genau das dürfte der Haken an der gesamten Geschichte sein. Die Plätze eins und zwei sind ausgespielt: Tottenham, aktuell in der Liga nicht in Höchstform, ist sicher erster, Real, in der Liga auch nicht in Höchstform, ist sicher zweiter. Viel Hilfe ist also zumindest von Tottenham nicht zu erwarten. Es fällt einem jedoch schwer zu glauben, dass Madrid das Ganze einfach so abschenken wird, dafür haben wir sie in den vergangenen Jahren doch zu
häufig geärgert. Und so bleibt uns nichts anderes übrig als auf den Platz zu gehen und Fußball zu spielen- ein Sieg ist mittlerweile längst überfällig und dabei spielt eigentlich auch der Gegner absolut keine Rolle mehr: er muss einfach her, für die Tabelle, für die eigene Moral, für ein Stück Hoffnung und für das eigene Selbstvertrauen. Und am Ende bleibt allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotze der Gedanke: Es hat ja auch keiner damit gerechnet, dass wir 4:0 gegen die Blauen führen und den Sieg dann wieder herschenken – warum dann eigentlich nicht einfach in Madrid gewinnen?
Und so könnten sie spielen:
Real Madrid: Nevas, Achraf, Varane, S. Ramos, Marcelo, Modric, Casemiro, T. Kroos, Isco, Benzema, C. Ronaldo
Trainer: Zidane
Ballspielverein: Bürki, Sokratis, Subotic, Schmelzer, Bartra, Weigl, Sahin, Guerreiro, Yarmolenko, Aubameyang, Pulisic
Trainer: Bosz
Schiedsrichter: Kralovec (Tschechien)
Stadion: Santiago Bernabéu
Ida, 05.12.2017