Warmlaufen

Derbyfieber in der Matrix

24.11.2017, 18:00 Uhr von:  Redaktion

Direkte Einstimmung auf das Derby nach Abpfiff

Nach dem Spiel gegen Tottenham (ja, das ist die Gurkentruppe, die in zwei Spielen Real Madrid vernichtet hat) saß ich in der U-Bahn zum Bahnhof und meinte beiläufig zu meinem Gesprächspartner, dass wir das Derby gewinnen würden.

Eine Nachbarin meinte daraufhin, dass wir froh sein können, wenn wir keine Klatsche bekommen. Ja, Klatsche. Du hast einen an der Klatsche! Ich schaute sie verwundert und ziemlich angepisst an und sah nach links und nach rechts. Doch statt erstaunter oder wütender Gesichter sah ich allseitiges zustimmendes Nicken.

Ich musste mich erstmal davon erholen. Das war die Matrix! Ich war Keanu Reeves und der Rest der U-Bahn hatte die falsche Pille geschluckt...

Das war aber nur ein Beispiel dieser alternativen Realität. Ob auf der Tribüne oder im Internet, überall schlug mir dieser völlige Unglaube an die Mannschaft entgegen. Ich lebe ja nicht auf dem Mond, ich sehe die Resultate der letzten Spiele und auch, wie sie zustande gekommen sind. Ich sehe, dass wir nicht die Leistung abrufen, die wir abrufen können und müssen und dass eine Trendwende unabdingbar ist, um nicht in richtig ernsthafte Probleme zu geraten. Doch Samstag ist Derby! Hallo, Leute, Derby!

Klare Ansage der Südtribüne vor dem CL-Heimspiel

Es scheint, als sei die wichtigste aller Derbyregeln in Dortmund dieser Tage vergessen worden: Der sicherste Weg, ein Derby zu verlieren ist, es von vorneherein herzuschenken (fragt mal einen gewissen Thomas Tuchel). Dicht gefolgt übrigens vom zweitsichersten Weg, ein Derby zu verlieren: es von vorneherein für gewonnen zu halten (fragt mal einen gewissen Gerald Asamoah).

Ich habe in meinem Leben schon viele Derbys im Stadion gesehen, sogar ein paar auswärts. Ich kann mich an genau zwei erinnern (und schon klar, meine Erinnerung kann da auch ein paar ausgelassen haben), in denen eines der beiden Teams spielerisch haushoch überlegen und eindeutig dominant war. Obwohl die Tabellensituation nicht selten ziemliche Lücken zwischen beiden Teams zeigte. ZWEI Spiele von geschätzten 15 im Stadion und weiteren 10 vor dem Fernseher mit einer eindeutig überlegenen Mannschaft. Die Endergebnisse dieser beiden Spiele waren 3:0 und 0:0. Ja, 0:0.

Mit anderen Worten: es ging im Derby noch nie darum, wer gerade einen Lauf hat, wer in der Tabelle höher steht, wer die besseren Fitnesstrainer oder die hübscheren Spielerfrauen hat. Das Derby gewinnt der, der es mehr will. Der mehr dafür kämpft. Der mehr investiert (nein, nicht Geld...).

Ein Derby bedarf eigentlich keiner zusätzlichen Motivation alles zu geben

Und wer könnte das besser als das Team, das zu Hause von einer Meute von 70.000 Fans unterstützt wird? Ihr könnt doch nicht ernsthaft ein Derby abschenken, bevor es überhaupt angepfiffen wurde! Meine Fresse, ihr dürft noch nicht mal ein Derby abschenken, bevor es ABgepfiffen wurde!!!

Ich höre nur “die Blauen sind vor uns mimimi”, “wir haben keine Chance gegen die mimimi”. Unser Gegner ist nicht der BVB von 2011! Erst recht nicht die Bayern von 2013! Und verdammt noch mal nicht der FC Barcelona von 2015! Es sind die popeligen Blauen, die diese Saison aus Versehen über ein paar Punkte zu viel gestolpert sind. Natürlich können wir die schlagen!!!

Mehr noch, eigentlich dürfen sie noch nicht mal auf die Idee kommen, dass bei uns was zu holen sein könnte! Wir sind Borussia Dortmund! Das ist das Westfalenstadion! Derbys hier gewinnt nur der BVB!!!

Also geht ins Stadion, singt so laut ihr könnt! Bejubelt jeden Ballgewinn, jeden Zweikampf und jede Grätsche, als wäre es ein Tor! Pfeift, schreit und haut drauf (bitte verbal), bis die Blauen sich mit eingezogenem Schwanz in ihre hässliche Stadt verziehen.

Wehe, wenn ich Samstag einen von euch erwische, der nicht bis zum Abpfiff mit voller Inbrunst und Überzeugung an diesen Derbysieg glaubt!!!

Mannschaftsaufstellungen

Borussia Dortmund: Bürki – Toljan, Sokratis, Toprak, Schmelzer – Weigl – Götze, Kagawa – Yarmolenko, Aubameyang, Pulisic

Die Blauen: Fährmann – Stambouli, Naldo, Kehrer – Meyer – Caligiuri, McKennie, Goretzka, Oczipka – di Santo, Burgstaller

Schiedsrichter: Aytekin

Nadja, 24.11.2017

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