Mehr als nur ein Championsleague Spiel.
Grau und dunkel. Grau und dunkel sind die zwei Wörter, die häufig verwendet werden, um die aktuelle Jahreszeit zu beschreiben. Und sie stimmen. Ich schaue aus dem Fenster, es regnet. Die Menschen, die an meinem Fenster vorbei laufen ziehen sich die Jacken etwas tiefer ins Gesicht. Ungemütlich ist es. Grau, dunkel, Herbst eben. Kein goldener Herbst, nein, eher ein ziemlich trister.
Auch unser Ballspielverein scheint in seiner trübsten Herbstphase angekommen zu sein. Spricht man sonst so gern vom goldenen Oktober, dürfte für uns der Oktober symbolisch für die triste Wende Richtung nirgendwo stehen. Im September, ja, im September da hüpften wir, wir lachten, wir konnten unser Glück zwischenzeitlich kaum fassen. Platz eins, so viele Punkte Vorsprung, man wird ja wohl nochmal träumen dürfen. Seit dem ist viel passiert und vielleicht waren die grauen Wolken, die schon im September in Form von Tottenham am fernen Himmel aufzogen wegweisend für den grauen (Fußball)Herbst, der folgen würde.
Nun stehen wir hier, ratlos, frustriert. Irgendwie hatten wir uns das anders vorgestellt. Klar, schon nach der Gruppenauslösung war ziemlich offensichtlich, dass diese Gruppe nicht einfach werden würde, Tottenham hatte eine bärenstarke Saison hinter sich und unser Euroleague Spiel sollte nicht der Maßstab dafür sein, was dieser Verein zu leisten fähig war. Und dass Real Madrid als amtierender Championsleague Sieger immer eine Herausforderung darstellt, das brauchte man nicht hinterfragen. Aber Nikosia, nun, Nikosia muss man schlagen, sechs Punkte aus diesen Spielen, den Rest muss man sich halt erkämpfen. Drei plus eins Spiele später sitzen wir hier, völlig ernüchtert. Wo ist sie hin die Leichtigkeit aus den ersten Spielen? Selbst die Euroleague scheint nach zwei torgleichen Remis gegen Nikosia nicht mehr sicher. Allein die Tordifferenz hält uns aktuell auf dem dritten Gruppenplatz, der das Überwintern auf internationaler Ebene sichern würde. Und dann steht nun auch noch Tottenham auf der Matte. Tottenham, das gegen den amtierenden Championsleague Sieger 3+1 Punkte eingefahren hat und mit 10 Punkten schon sicher in der nächsten Runde ist. Vielleicht liegt hier der kleine Hoffnungsschimmer, vielleicht haben sie diesen Sieg nicht mehr so dringend nötig, vielleicht fahren sie nicht ihr allerstärkstes Spiel aus, vielleicht, vielleicht. Vielleicht ist das Problem aber auch ein ganz anderes.
Ratlosigkeit ist aktuell bei uns zu finden. Man hört vieles, man wird unruhig: falsches System, Disziplinmaßnahmen, fehlende Kondition, Abwehrböcke, falscher Torhüter – die Liste ist lang. Und mittlerweile ist der letzte Sieg (Pokal gegen Magdeburg ausgenommen) schon so lange her, dass man kaum mehr von einer schlechten Phase sprechen kann, im Gegenteil. Aktuell wirkt die Situation in Dortmund bedrohlich unruhig. Vielleicht auch deshalb, weil man nicht das Gefühl hat, dass irgendeiner weiß, wie man das Ruder wieder umgerissen bekommt. Und dann stehen auch noch die Blauen vor der Tür. Schlimm genug, dass die uns aktuell in der Tabelle überholt haben, eine Derbyniederlage käme in der aktuellen Situation einer absoluten Katastrophe gleich (auch wenn Derbyniederlagen immer einer Katastrophe gleichkommen). Auf der anderen Seite ist ein Derbysieg auch DIE Chance, den Frust der letzten Wochen mit einem Spiel aus den Gedanken zu befördern. Und da wären wir wieder beim morgigen Gegner Tottenham. Eine weitere Niederlage im heimischen Stadion würde kaum zur Motivation, zur Selbstsicherheit, zur Teamstärkung beitragen, sie wäre ein weiterer Tropfen, der das Fall endgültig zum Überlaufen bringen könnte.
Und somit ist das Spiel gegen Tottenham so viel mehr als einfach nur ein Championsleague Spiel, als einfach nur eine Chance international zu überwintern. Es ist der erste Schritt Richtung Sonne, Richtung Kampf, Richtung „es kann und es wird besser werden“, Richtung Selbstvertrauen, Richtung Derbysieg, Richtung Ballspielverein, wie wir ihn lieben. Und dass wir auch in ganz schweren Zeiten Dich stets begleiten, das können wir morgen unter Beweis stellen.
So könnten sie spielen:
Ballspielverein: Bürki, Zagadou, Bartra, Guerreiro, Toljan, Weigl, Kagawa, Götze, Pulisic, Philipp, Aubameyang
Tottenham: Lloris, Sanchez, Dier, Vertonghen, Aurier, Winks, Dembelé, D. Rose, Eriksen, Alli, H.Kane
Schiedsrichter: Turpin (Frankreich)
Westfalenstadion
20.11.2017, Ida