Endlich wieder Bundesliga
Endlich wieder Bundesliga, endlich wieder eine sinnvoll strukturierte Wochenplanung, endlich wieder mit Freunden ein kühles Kaltgetränk und eine fettige Stadionwurst konsumieren, endlich wieder ernsthafte Gesprächsthemen auf der Arbeit führen, endlich wieder ein Grund, unangenehmen Familienfeiern fernzubleiben, endlich wieder sich tierisch über die schönste Nebensache der Welt aufregen, endlich wieder ein Auswärtsspiel in Wolfsburg. Wolfsburg?!
Der erste Spieltag fühlt sich als Fan an wie der erste Tag als Arbeitgeber nach einem langen Urlaub. Irgendwie ist man hoch motiviert und ausgeruht (trifft vielleicht nicht auf jeden zu) und dennoch fühlt man sich noch nicht wirklich bereit für die anstehenden Aufgaben. Der Unterschied zwischen „aus dem Urlaub zurückkehren“ und dem „wieder ins Stadion gehen“ ist, dass der Urlaub gerne noch etwas länger hätte andauern dürfen. Das Ende der Sommerpause hingegen sehnt man sich förmlich herbei. Das Sommerlochmonster hat sich in der „Fußballfreienzeit“ ordentlich ausgetobt und die ein oder andere Vorfreude auf die neue Saison gefräßig verschlungen. Mal tauchte es in Form der Medien auf, die gefühlt von Jahr zu Jahr schlimmer und „tragischer“ diverse Themen ab- und aufarbeiten. Mal taucht das Monster aber auch in Form des Transferwahnsinns auf, der inzwischen weit entfernt von Gut und Böse zu sein scheint. Erschreckend, wenn man sich dabei erwischt, dass man den Wahnsinn auch noch unterstützt und mitmacht und diesen gar in den Medien neugierig verfolgt. Eine weitere Steigerung allerdings ist, wenn man sich von Sky Sport News berieseln lässt und erst nach mehreren Stunden feststellt, dass die gleichen Beiträge in einer Dauerschleife, lediglich in einer anderen Reihenfolge laufen.
Endlich wieder Wolfsburg?!
Nein, es hätte zum Auftakt als Fußballfan in Sachen Attraktivität noch schlimmer kommen können. Statt der grauen Wölfe aus Wolfsburg hätte auch der Dosenverein aus Leipzig als Auftaktgegner im Spielplan stehen können. Solchen einen Auftaktgegner wünscht man nicht einmal seinen größten „Feinden“. Sportlich gesehen verspricht die Partie in Wolfsburg eine wahre Wundertüte zu werden. Sowohl von Dortmunder, als auch von Wolfsburger Seite.
Neustart für beide Mannschaften
Nach einer katastrophalen letzten Saison versucht Wolfsburg einen Neustart. Neuer Sportdirektor, ein fast „neuer“ Trainer, ein neues Motto: „Arbeit, Fußball, Leidenschaft“ und ein neuer Paradigmenwechsel: Künftig soll die „VfL-Identität“ weniger stark mit Geldgeber VW verwoben sein. Eine leichte Distanz vom Konzern dürfte dem Image des Klubs ohnehin nicht schaden. Der Abgasskandal lässt dabei grüßen. So will man beim VFL von nun an verstärkt auf die eigene Jugend setzen, auch wenn diese Saison noch für Neuzugänge wie John Anthony Brooks und Ignacio Camacho knapp 30 Millionen Euro ausgeben wurden. Immerhin wurden dafür Spieler wie Diego Benaglio (Monaco), Ricardo Rodriguez (AC Milan) oder Luiz Gustavo (Olympique Marseille) abgegeben. So erhält der VFL gegenüber der Mannschaft in der letzten Saison ein rundum erneuertes Gesicht. Ärgerlich aus Sicht der Wölfe, dass einer der Neuzugänge, Anthony Brooks, und auch der zweite gesetzte Innenverteidiger (Jeffry Bruma) lange Zeit verletzungsbedingt ausfallen werden.
Vergleicht man die Verletztenliste des VFL mit der des BVB kann man den Wölfen ein Heulen auf hohem Niveau unterstellen. Neben den Verletzten Schmelzer, Guerrero, Reus, Schürle, Weigl, Rode, fehlen noch einige weitere namhafte Spieler, die bereits verkauft sind oder unbedingt verkauft werden wollen. Vor allem aber fehlt es dem BVB zum Saisonbeginn erneut an der nötigen Ruhe im Verein, die dringend notwendig ist, wenn man eine erfolgreiche Saison spielen will und die selbstgesteckten Ziele - Sichere Champions-League-Qualifikation, in der selbigen überwintern und im Pokal möglichst weit kommen - erreichen möchte.
Doch trotz der „Dramen“ um mögliche Transfers und der tragischen Verletzungen einiger Spieler, sollte die Vorfreude auf die neue Saison nicht allzu sehr getrübt sein. Der neue Trainer verspricht einen attraktiven offensiven Fußball, der Verein hat einige sehr interessante, junge Spieler verpflichtet und einige Langzeitverletzte scheinen auch wieder auf dem Weg zu ihrer alten Form zu sein. Doch das Beste ist, egal wie diese Saison verlaufen wird, egal wie sehr wir am Ende der Saison fluchen und motzen, egal wie sehr wir uns in der Sommerpause schwören, dem Fußball die Treue zu kündigen, wenn es dann wieder losgeht sagen wir doch wieder alle: Endlich wieder Bundesliga!
So könnten sie spielen
VfL Wolfsburg: Casteels – Verhaegh, Knoche, Uduokhai, Gerhardt – Bazoer, Camacho – Blaszczykowski, Didavi, Hinds – Gomez
Auf der Bank: Grün, Menzel, Itter, William, Arnold, Guilavogui, Malli, N’tep, Seguin, Dimata, Osimhen
Es fehlen: Brooks, Bruma, Jung, Träsch, Stefaniak, Vieirinha
Borussia Dortmund: Bürki – Piszczek, Sokratis, Bartra, Zagadou– Sahin – Dahoud, Castro – Pulisic, Aubameyang, Philipp,
Auf der Bank: Weidenfeller, Passlack, Subotic, Toprak, Kagawa, Götze, Isak, Mor
Es fehlen: Schmelzer, Reus, Guerreiro, Schürrle, Weigl, Rode, Durm, Dembélé
Schiedsrichter: Hartmann
Zuschauer: Das Stadion ist noch nicht ausverkauft!
Christoph 19.8.2017