Warmlaufen

In Freiburg zu Gast bei Amateuren

11.08.2017, 10:27 Uhr von:  Redaktion

Saisonauftakt in Freiburg, aber nicht gegen den SC.433,19 km und fünf Ligen trennen Borussia Dortmund und den FC Rielasingen-Arlen - den kommenden Gegner in der ersten Runde des DFB-Pokals 2017/2018. Über den südbadischen Verbandspokal qualifizierte sich der Verbandsligist und konnte sich dabei im Halbfinale durch ein Unentschieden gegen einen höherklassigen Oberligisten durchsetzen (Unentschieden genügt dem unterklassigen Verein in Baden nach 90 Minuten). Dementsprechend groß war auch der Jubel, als man sich am „Tag der Amateure“ im Finale nicht nur den Pokal sicherte, sondern auch die Qualifikation für die kommende DFB-Pokal-Saison schaffte.

Bereits vor der Auslosung ließ der Vorsitzende Peter Dreide für den Fall, dass der Verein auf einen echten Hochkaräter treffen würde, die Option offen, aus dem nur 1500 Zuschauer fassenden heimischen Stadion nach Singen oder Freiburg auszuweichen. Genau aus diesem Grund tritt nun auch der Fall ein, dass der BVB gegen den Verein aus der 11.800 Einwohnergemeinde Rielasingen-Worblingen im schönen Freiburg antritt. Insgesamt eine tolle Geschichte für den 1999 aus einer Fusion entstandenen Verein, der sicherlich am Samstagnachmittag alles daransetzen wird, dem aktuellen DFB-Pokalsieger den Einzug in die nächste Runde so schwierig wie nur möglich zu machen.

Viele offene Fragen beim BVB

Alleinstellungsmerkmal Gegenpressing: Genügt das?Bei unserem BVB stehen vor dem ersten „richtigen“ Pflichtspiel – den Kirmescup am vergangenen Samstag blende ich jetzt getrost aus – immer noch mehr Fragen als Antworten im Raum. Rein durch die Beobachtung der Vorbereitung ist auffällig geworden, wie schnell der von Thomas Tuchel etablierte Ballbesitzfußball über den Haufen geworfen wurde. Unter Peter Bosz steht stattdessen das Gegenpressing wieder stärker im Fokus. Bei den Tests wurde ersichtlich, dass bis dato wesentlich weniger Torabschlüsse als zuvor generiert werden konnten und sowohl der Querpass als auch der lange Ball das bevorzugte Mittel in den letzten Wochen waren. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es eine ganze Zeit in Anspruch nehmen wird, ehe das Dortmunder Pressing griffiger und ertragreicher werden wird. Auch bei Ajax und Vitesse dauerte es mehrere Monate, bis die ersten Erfolge sichtbar wurden. Ist der Zug in der Bundesliga aber bis dahin vielleicht schon abgefahren?

Nicht falsch verstehen: Über die letzten Spiele sind deutliche Fortschritte im Gegenpressing ersichtlich. Aber im letzten Spieldrittel muss der Niederländer noch unter Beweis stellen, dass er seiner Mannschaft Lösungsansätze an die Hand geben kann. Viele Mannschaften in der Bundesliga setzen darauf, möglichst großes Chaos auf dem Spielfeld zu verursachen, denn der geschulte Game of Thrones-Zuschauer weiß, dass Chaos eine Leiter ist. Ob es nun allerdings so sinnvoll sein wird, Chaos mit Chaos zu begegnen, das muss sich zeigen.

Die Offensive präsentierte sich in der Vorbereitung nur wenig durchschlagskräftig.Ist das 4-3-3 mit starkem Fokus auf Gegenpressing für die eigene Mannschaft noch zeitgemäß in der Bundesliga? Oder droht uns gar ein Backflash in die Saison 2014/2015, in der der Mannschaft unter Jürgen Klopp schmerzlich aufgezeigt wurde, dass Gegenpressing längst nicht mehr der beste Spielmacher ist? Viele Stilfragen sind beim BVB noch offen und die nächsten Wochen werden erste Antworten liefern, eine Befürchtung bleibt: Sollte die totale Abkehr vom unter Tuchel etablierten und (zu großen Teilen) funktionierenden Ballbesitzfußball vollzogen werden, dann könnte sich das für die Zukunft als schädlicher Rückschritt herausstellen. Wir werden sehen, wohin der Weg unter Peter Bosz führt.

Ohne die „Bessermacher“

Der Saisonstart wird nicht nur durch einen neuen Spielstil eine Herausforderung, sondern zusätzlich durch die langfristigen Ausfälle von Reus, Guerreiro und Weigl. Alle drei verfügen über die Klasse und die Spielintelligenz, um die Mitspieler um sie herum auf ein höheres Niveau zu heben. Wie die Mannschaft den Ausfall dieser Spieler kompensieren kann, das wird sich zeigen. Im Spiel am vergangenen Samstag hat sich eine erste Mannschaft herauskristallisiert, die bei der Umsetzung der neuen Spielkultur anscheinend am weitesten ist. Erfreulich und überraschend zugleich, dass anscheinend sowohl Mario Götze nach langer Abstinenz als auch Nuri Sahin wieder eine ernste Option für die Startelf darstellen. Letzterer profitiert vom Abgang Tuchels und ist ernsthafter Kandidat, um Julian Weigl zu vertreten, bis dieser sich vollständig von seiner Fußverletzung erholt hat.

Wird der BVB die Ausfälle von Weigl, Reus, Guerreiro und Schmelzer kompensieren können?Sorgen müssen zum heutigen Zeitpunkt die Außenverteidigerpositionen bereiten. Kapitän Marcel Schmelzer wird zwar in nicht allzu langer Zeit wieder das Training aufnehmen, aber die anderen Optionen drängen sich bisher nicht sonderlich auf. Erik Durm laborierte während der letzten Wochen immer wieder an kleineren Problemen, Felix Passlack löst sein großes Versprechen bisher noch nicht ein, Zagadou wurden im Supercup ein Stück weit die Grenzen aufgezeigt und bei Lukasz Piszczek merkt man auch so langsam, dass es auf die Zielgeraden seiner fußballerischen Karriere geht. Gerade hier wird es spannend zu sehen, wie der BVB diese Probleme in den nächsten Wochen in den Griff bekommen möchte.

Insgesamt bleiben also einige Fragen kurz vor dem Start in eine neue Saison, die hoffentlich genauso erfolgreich sein wird wie die vergangene – nur hoffentlich nicht ganz so nervenaufreibend. Da fällt mir ein: Was macht eigentlich Dembélé?

So könnten sie spielen:

FC Rielasingen-Arlen: Klose - Kayantas, Almeida, Bertsch, Berger - Stark, Niedhart, Strauss, Matt - Winterhalder, Wellhäuser.

Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Bartra, Zagadou - Sahin, Castro, Dahoud - Pulisic, Aubameyang, Schürrle.

DerJungeMitDemBall, 11.08.2017

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