BVB gegen Bayern – Die unendliche Geschichte
Wieder einmal beginnt die Saison mit dem Supercup und erneut heißt das Duell BVB gegen Bayern, zum fünften Mal in den letzten sechs Jahren. Was soll man darüber noch schreiben, was in den letzten 325 Duellen nicht schon erwähnt wurde? Hier ein Versuch.
Seit nun dreißig Jahren gibt es den Supercup in Deutschland (zwischen 1997 und 2009 wurde der Wettbewerb nicht ausgetragen, dafür gab es den Ligapokal). Am Samstag treffen nun die beiden Rekordsieger in diesem Wettbewerb im Westfalenstadion aufeinander. Es geht um den ersten Titel, den in der Regel der Verlierer immer als besseres Testspiel verkaufen will. Es bleibt aber weiterhin das Duell der beiden Branchenprimusse in Deutschland. Für beide Vereine ist es nicht ein Spiel wie jedes andere, vor allem im diesem Jahr nicht.
FC Bayern
Gucken wir als erstes auf den Gast aus München. Seit der Wiedereinführung war der FCB bei sieben der acht Duelle dabei. Davon haben die Bayern drei gewonnen. Doch beim Rekordmeister kriselt es ein bisschen (auf hohem Niveau). Ungewöhnlich viele Testspielniederlagen, dazu die Dauerdiskussion um den Sportdirektor und auch die Asienreise haben die Medien in Atem gehalten. Dazu mussten sie den Abgang der beiden Stammspieler Lahm (Fußballer des Jahres) und Alonso verkraften. Dafür holten die Bayern ein paar „Schnäppchen“ (Süle, Rudy und Gnabry), einen Leihspieler aus Spanien (James), ein paar Auffüller aus der Jugend (Friedl, Früchtl und ein F.[alscher] Götze) und den neuen Rekordtransfer der Liga, Corentin Tolisso. Neben den beiden Frührentnern haben noch Costa, Benatia, Gaudino und Badstuber die AG verlassen. Diese Fluktuation könnte den Rekordmeister, vor allem am Anfang, vor Probleme stellen.
Die Testspiele liefen für den erklärten Meisterschaftsfavorit nicht so erfolgreich. Bei der Asienreise hagelte es Niederlagen, was den vorbestraften Präsidenten auf den Plan rief und die Art der Asienreise in Frage stellte. Aber vor allem die Niederlage in der eigenen Arena bei deren Cup gegen den FC Liverpool dürfte sehr wehgetan haben. Auch im letzten Spiel um Platz 3 konnten die Bayern nicht gewinnen und verloren mit 0-2. Das war die 5. Niederlage in den letzten sechs Spielen.
Unser BVB
Ähnlich wie die Münchener gab es auch in Dortmund riesige Umstellungen. Neben dem Trainerwechsel und den dauernden Transfergerüchten dürfte auch hier die Asienreise einer vernünftigen Vorbereitung einen kleinen Riegel vorgeschoben haben. Und das, obwohl man in der neuen Saison ein deutlich anderes System spielen wird. Sicherlich noch ärgerlicher ist für den BVB die Ausfallzeit der Langzeitverletzten Weigl, Guerreiro und Reus. Da sich kurzfristig auch noch Kapitän Schmelzer verletzt hat, ist die linke Seite nun ein bisschen dünn besetzt. Neu hinzugekommen sind Maximilian Philipp, Mahmoud Dahoud, Ömer Toprak und Dan-Axel Zagadou. Neben den Verletzten gaben die Dortmunder bis jetzt Bender (nach Leverkusen), Ginter (nach Gladbach), Stenzel (nach Freiburg), Burnic (Leihe nach Stuttgart) und Merino (Leihe nach Newcastle) ab. Trotzdem hat der BVB immer noch einen zu großen Kader, sodass es noch weitere Abgänge geben kann.
Bislang waren vor allem die Vorbereitungsspiele enttäuschend. Zwei Siegen bei der Asienreise stehen ein Unentschieden und mittlerweile drei Niederlagen gegenüber. Vor allem die spieltaktische Not bei den Begegnungen im schweizerischen Trainingslager bringt Sorgenfalten auf der Stirn der BVB-Fans. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Problem bis Samstag gelöst ist. Peter Bosz möchte auf jeden Fall gewinnen.
Das Duell
Insgesamt 128 Spiele hat unsere Datenbank zwischen den beiden Mannschaften vermerkt (inklusive Amateur- und Jugendspielen). 39 Siege stehen 55 Niederlagen gegenüber, 34 Spiele gingen unentschieden aus. Zuhause sieht die Bilanz besser aus: 20 Siege kann der BVB für sich verbuchen, Dem stehen 16 Niederlagen gegenüber und 20 Spiele endeten unentschieden.
Das erste Spiel fand am 28. August 1949 statt. Der BVB gewann in einem Testspiel mit 4-1 in München. Im letzten Pflichtspiel gewannen die Borussen ebenfalls in München das Pokalspiel mit 3-2. Auch in Dortmund verlief das letzte Duell sehr gut. Am 19. November 2016 gewannen die Dortmunder mit 1-0 durch ein Tor von Aubameyang, trotzdem dürften die Münchener klarer Favorit sein, da dort das gleiche System unter dem gleichen Trainer gespielt wird. Das ist in Dortmund anders.
Im Westfalenstadion
Im ersten Spiel in dieser Saison in unserem Stadion (die Saisoneröffnung fand bereits am Freitag rund um das Stadion statt) um 20:30 Uhr dürfte nicht unbedingt die übliche Klientel da sein, trotzdem wird es wieder einmal heißen „ausverkauft“. Es ist auch zu befürchten, dass DFL und DFB wieder einmal irgendeinen Show Act zeigen werden. Eine entscheidende Neuerung gibt es auch: Erstmals wird in einem Pflichtspiel der Video-Assistent online am Spiel teilnehmen. Es wird sich zeigen, wie gut dies in Deutschland funktioniert. Die Testphase beim Confed-Cup verlief nur semi-erfolgreich.
Die Teams
Hier die möglichen Aufstellungen:
BVB: Bürki – Piszczek, Sokratis, Bartra, Passlack (Beste) – Sahin – Götze, Castro – Pulisic, Aubameyang, Dembélé
FCB: Ulreich – Rafinha, Hummels, Süle (Martinez), Friedl – Tolisso, Vidal – Ribéry, Müller, Coman - Lewandowski
Und sonst noch was?
Egal wie es ausgeht, wichtig ist nicht dieses Spiel, sondern das in vierzehn Tagen. Da gibt es nämlich Punkte. Ob man nun das fünfte oder das sechste Mal diesen unwichtigen Pokal gewinnt, ist da eigentlich egal.
CHS, 4. August 2017