Sportliche Brisanz im Westschlager
Was soll man nach diesen Wochen eigentlich noch schreiben? Nach den Geschehnissen rund um das Champions League Viertelfinale und den großartigen – weil dramatischen – Siegen gegen die rheinländischen Bauern und die „mia san mia“-Bayern, kommt ein entspannter Kick gegen die Kölner eigentlich gerade recht.
Rund um das Westfalenstadion ist mit einer ausgelassenen Stimmung zu rechnen und auf dem Rasen steht ein spannendes Spiel an. Die in Teilen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Fanlagern werden zwar nicht von allen geteilt und es gibt noch reichlich (ältere) Borussen und Kölner, die mit dieser neuen Zuneigung nicht viel anfangen können, doch die meisten haben sich zumindest damit arrangiert – oder um es mit den Worten eines älteren Kölner Haudegen beim Kölsch zusammen zu fassen:
„Dortmund?! War immer geil! Früher an den Westfalenhallen – da am Durchgang. Da hat es immer was gegeben. Rechts, links überall! Tolle Schlägereien! Hat immer Spaß gemacht.
Aber so wie jetzt, das ist auch ok mit euch.“
Na dann – runter mit dem Kölsch. Durch die jüngste Vergangenheit fällt es aber auch vielen Borussen leicht mit Wohlwollen auf die Kölner zu blicken. Irgendwie ist die Meisterschaft 2011 auch fest im Gedächtnis mit dem effzeh verknüpft. Nicht nur deren Derbysieg gegen den Werksklub aus Leverkusen, der uns endgültig zum Meister machte, auch schon das Spiel in Köln war irgendwie der Wendepunkt für viele. Nach dem Spiel, dem Torjubel der Mannschaft vor dem Block, da war dieses Gefühl: Diese Saison können wir Großes schaffen!
Sportliche Brisanz
Wirklich knackig ist die aktuelle sportliche Situation. Durch den Sieg im Rheinland konnte der BVB den dritten Platz von den Langweilern aus Baden-Württemberg zurückerobern (auch dank des Kölner Unentschiedens). Ein Sieg wäre wichtig, um die Sinsheimer Plastiktruppe unter Druck zu setzen. Die Kölner hingegen könnten mit einem Sieg sich zumindest die Möglichkeit der Euroleague Qualifikation offen halten. Dabei soll auch der in Dortmund immernoch sehr beliebte Neven Subotic helfen. Ein Pfeifkonzert wie bei Kaiser Hummels ist kaum zu erwarten. Irgendwie kann man gut damit leben, Neven in rot und weiß zu sehen und man gönnt ihm die Möglichkeit, die ihm Köln bot.
Neben Subotic gesellen sich noch Namen wie Horn, Hector, Bittencourt, Höger und vor allem Modeste, die für Qualität stehen. Auf Timo Horn kann Peter Stöger auf jeden Fall noch etwas länger bauen – der eine oder andere in Dortmund hatte ja bereits mit Horn als Torwart für die Zukunft im Westfalenstadion geliebäugelt. Nun gut, Bürki hat sich auch stabilisiert und strahlt mehr Sicherheit aus als in der Vergangenheit. Der BVB wird auf jeden Fall auf eine kompakte Kölner Mannschaft treffen, die bereits im Hinspiel den Schwarzgelben eine schwere Aufgabe stellte.
Nach dem doch etwas überraschenden Sieg in München wird man sehen, wen Tuchel auf den Platz schicken kann. Die 70 Millionen Kombo Schürrle, Götze und Rode wird, wie schon gewohnt, fehlen. Denkbare wäre, dass Tuchel Dembélé eine Verschnaufpause zugesteht. Er war zwar der geniale Faktor in München, wirkte aber in Teilen müde und überspielt. Laut dem BVB sind der Einsatz von Sokratis, Weigl und Fußball Gott 2.0 (Berliner Tagesspiegel) Bender fraglich.
Wie auch immer, heute heißt es im Westfalenstadion, den dritten Platz zu verteidigen.
Nicolai, 29.04.2017