BVB in Berlin - Die nächste Reifeprüfung
Strahlende Gesichter auf dem Rasen, begeisterte Gesichter auf den Tribünen - dieses 4:0 gegen Benfica Lissabon unter der Woche tat Borussia Dortmund richtig gut. Eingeleitet von einer beeindruckenden Choreographie, vollendet von einer zeitweise brillanten Leistung hat sich - vielleicht zum ersten Mal in dieser Saison - ein echter Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans entwickelt. Drohte die Stimmung nach dem desaströsen 1:2 in Darmstadt vor ziemlich genau einem Monat noch zu kippen, reist der BVB jetzt mit bester Laune zum alljährlichen Auswärtsspiel nach Berlin (Samstag, 15.30 Uhr).
Olympiastadion noch nicht ausverkauft
Der Stimmungsumschwung kommt für das Aufeinandertreffen mit der "Alten Dame" gerade recht, denn auch wenn es noch nicht überall angekommen ist: Mit Hertha BSC wartet die beste Heimmannschaft der Liga auf unser Team, welches sich wiederum in der Ferne allzu oft schwer tut. Umso merkwürdiger ist es, dass es auf Berliner Seite noch immer zahlreiche Tickets für das Spiel zwischen dem Fünften und dem Zweiten der Liga gibt. Auch wenn die Berliner Ostkurve längst eine der besten Kurven der Liga ist, so bleibt die Hauptstadt in großen Teilen scheinbar weiterhin euphorieresistent, wenn es um die Hertha geht.
Wie unangenehm der Berliner Sport-Club sportlich zu bespielen ist, mussten wir erst vor wenigen Wochen im Pokal-Achtelfinale erfahren, als es gegen kompakt stehende Herthaner über 120 Minuten samt Elfmeterschießen ging - im Westfalenstadion wohlgemerkt. Nun erwartet uns an der Spree eine Mannschaft, die nicht nur auf Revanche sinnt, sondern vor eigenem Publikum auch die Bayern an den Rand einer Niederlage brachte. „Es wäre schön, wenn wir wieder so einen guten Tag erwischen und vielleicht sogar gewinnen. Aber erst mal müssen wir eine stabile Leistung bringen“, gab sich Hertha-Coach Pal Dardai am Freitag zurückhaltend - das 0:1 am vergangenen Wochenende in Hamburg hat Spuren hinterlassen.
Tuchel kündigt Rotation an
Auf der anderen Seite steht der BVB, der nun also langsam ins Rollen zu kommen scheint. Erstmals in dieser Spielzeit könnte im Olympiastadion ein viertes Ligaspiel in Folge gewonnen werden. Dem Brauseverein aus Leipzig sind wir durch die aktuelle Serie ein Stückchen näher gekommen, sodass Platz zwei nun wieder in Schlagdistanz liegt. Doch nicht umsonst muss bei den sich bietenden Perspektiven im Konjunktiv geschrieben werden. Denn das wohl größte Dortmunder Manko ist noch immer die Konstanz. Darüber dürfen auch die letztlich zu Fußballfesten ausgearteten Siege gegen Leverkusen und Benfica nicht hinwegtäuschen: Auch in diesen Spielen war der BVB drauf und dran, das Spiel aus der Hand zu geben.
Nun wird Trainer Thomas Tuchel am Samstagnachmittag wohl ein Großteil der zuletzt so erfolgreichen Besetzung austauschen. Zum einen, weil der Coach wohl auf den verletzten Sokratis verzichten muss, zum anderen, weil die zweite Garde mit den Hufen schart. Am Freitag kündigte Tuchel deshalb an: „Es ist der Zeitpunkt gekommen, dass Spieler, die ganz nah dran sind, jetzt auch starten können." Ein verständliches wie gleichwohl gewagtes Vorhaben, denn leider hatte der Trainer mit seinen Rotationen bislang nur selten ein glückliches Händchen. Gleichzeitig wissen wir, wie wichtig Spielfreude und Einsatzbereitschaft für das Dortmunder Spiel sind, einige Vielspieler der letzten Wochen sind laut Tuchel „nicht auf ihrem höchsten Energielevel. Da müssen wir ein bisschen mischen.“
Chance für Kagawa, Mor oder Schürrle
Also dürfen sich aller Voraussicht nach Spieler wie Shinji Kagawa, Emre Mor oder André Schürrle den mindestens 10.000 mitreisenden Borussen präsentieren. Wie jedes Jahr wird die Marathon-Kurve fest in Dortmunder Hand sein. Doch wie gesagt: Nicht nur sportlich sind die Berliner ein harter Brocken, auch auf den Rängen wartet ein Duell mindestens auf Augenhöhe. Auf dem Rasen wie den Rängen gilt: Schwung mitnehmen, Serie fortsetzen!
Hertha BSC gegen Borussia Dortmund - So könnten sie spielen
Berlin: Jarstein - Pekarik, Langkamp, Brooks, Plattenhardt - Stark, Skjelbred - Haraguchi, Darida, Kalou - Ibisevic
Dortmund: Bürki - Passlack, Ginter, Bartra, Schmelzer - Weigl - Pulisic, Kagawa, Castro, Mor - Schürrle (Aubameyang)
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)