Warum eigentlich nicht immer so?
Weil wir es nicht unkommentiert stehen lassen möchten, was uns Borussen zurzeit kollektiv vorgeworfen wird, haben wir jedem, der sich distanzieren möchte, eine Druckvorlage gebastelt, die beim Einlaufen vor dem Spiel hochgehalten werden kann. Hier geht es direkt zu besagter PDF und hier zu unserem Artikel dazu.
Ansonsten wird sich dieser Vorbericht nicht mit den Vorkommnissen vom letzten Samstag (außer denen auf dem Platz) beschäftigen. Deswegen jetzt zum Sportlichen:
Es war die Szene des Spiels. Nein, ich rede nicht von der wunderschönen Flanke nach grandiosem Lauf von Dembélé und dem anschließenden Tor von Aubameyang. Ich rede von Papa Sokratis. Mit Anlauf nicht weit hinter Griechenland gestartet, säbelte er mit der Präzision eines Laserchirurgen den Ball vor den Beinen des Leipzigers weg, kurz bevor der vor Bürki aufgetaucht wäre. Und als das entzückte Publikum noch schmachtend aufs Spielfeld sah, hob er die Arme Richtung Osttribüne und forderte die Zuschauer zu mehr Lärm auf. Diese Energie! Diese Emotion! Diese Leidenschaft! Und das ausgerechnet von einem Spieler, dessen Gesichtsausdruck normalerweise so viel variiert, wie die Regenwahrscheinlichkeit in London. Er hat seine Mitspieler mitgerissen. Borussia hat einen Kampf abgeliefert auf allerhöchstem Niveau und man fragte sich auf der Tribüne „warum eigentlich nicht immer so?“.
Szenenwechsel. DFB-Pokal, zweite Runde, BVB gegen Union Berlin. Nach einem schweren, umkämpften und alles andere als ansehnlichen Spiel, kommt es zum Elfmeterschießen. Zeitzeugen berichten, dass dies das erste Elfmeterschießen auf die Südtribüne war. Nie zuvor hatte ein Gegner das Vergnügen gehabt, beim Schießen auf eine Wand von Pfiffen zuzulaufen. Und es bekam den Union Spielern nicht. Man sah wie die Knie zitterten, die Schritte langsamer waren als nötig, die Schussgewalt eingeschränkt war. Ganz anders die Borussen. Beflügelt, schwebend vor der gelben Wand, zirkelten, zauberten und zimmerten die BVB-Spieler ihre Bälle ins Netz. Und nach dem kürzest möglichen Elfmeterschießen war es dann auch vorbei. Keiner, der an diesem Abend im Stadion war, hatte irgendwelche Zweifel daran: die Südtribüne hatte das Spiel gewonnen. Und man fragte sich „warum eigentlich nicht immer so?“.
Nachdem die Borussia die letzten Jahre einmal mindestens in Berlin war, letztes Jahr sogar zweimal, kommt Berlin dieses Jahr also nach Dortmund. Und das ebenfalls gleich zweimal.
Union hatte, wie schon oben erwähnt, nichts gegen die Südtribüne gehabt. Zumindest nichts, was half. Und keine fünf Minuten nachdem Ostberlin aus Dortmund abgereist war, wurde uns vom DFB Westberlin zugelost. Man kann es nicht gerade abwechslungsreich finden, aber sportlich ist es sicherlich kein schlechtes Los. Ein nicht unschlagbarer Gegner, der aber auch eine gewisse Ausstrahlungskraft hat, dazu ein Heimspiel. Das Westfalenstadion im Flutlicht. Schöner geht es kaum. Um es perfekt zu machen, würde man sich jetzt wünschen, dass die Mannschaft die kämpferische Leistung vom Spiel gegen Leipzig und die Fans die vom Elfmeterschießen gegen Union abrufen würden und man am Ende mal wieder sagen könnte „warum eigentlich nicht immer so?“.
So könnten sie spielen
Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Bartra, Schmelzer - Weigl - C. Pulisic, Castro, Guerreiro, Reus - Aubameyang
Hertha BSC Berlin: Jarstein - Pekarik, S. Langkamp, Brooks, Plattenhardt - Stark, Skjelbred - Haraguchi, Stocker, Kalou - Ibisevic
Nadja, 08.02.2017