Danke, Manni!
Ganz still und leise und vor allem ohne Vorankündigung oder Vorzeichen hat Borussia Dortmund uns heute Mittag das Herz gebrochen. Mit einer einzigen Pressemitteilung aus dem Nichts mitten in unser Herz: “Sven Bender wechselt nach Leverkusen”.
Sofort hab ich zwei Stimmen in meinem Kopf. Die eine sagt: “Naja, ist ja irgendwie nachvollziehbar aus sportlicher Sicht – von beiden Seiten her.”, die andere schreit derweil: “NEIN! NEIN! NEIN! Kettet ihn an, haltet ihn auf, lasst ihn nicht laufen! Nicht Manni! AAAAAARGH!!!”
Man kann die Gefühle völlig ausblenden und darauf hinweisen, dass Bender letzte Saison ganze 8 Spiele gespielt hat. Dass er die letzten Jahre immer wieder verletzt war, auch lange Ausfälle waren immer wieder darunter, sodass es zweifelhaft ist, ob er sportlich mit seinen Mitteln einen Platz im Kader und vor allem in der Startelf von Bosz gefunden hätte. Weigl passt mit seinen Fähigkeiten sehr viel besser zur Philosophie unseres neuen Trainers und der hatte bisher auch immer mit nur einem Sechser gespielt. Selbst die Ersatzposition hinter Weigl dürfte Dahoud und/oder Sahin zufallen. Und in der Innenverteidigung, wo Bender definitiv weniger gute Auftritte hatte als im Mittelfeld, wird die Konkurrenz groß. Zu groß. Dass ein Spieler in seinem Alter sich dann seine Gedanken macht und den Wunsch äußert nochmal irgendwohin zu wechseln, wo er auch tatsächlich Fußball spielen darf, ist nur allzu verständlich. Genauso wie die Reaktion des Vereins, einem so verdienten Spieler keine Steine in den Weg legen zu wollen, wenn man ihm selbst die Perspektive nicht bieten kann.
Soweit also die emotionslose Fassung. Doch selbst die Pressemitteilung vom BVB und die O-Töne von Zorc und Watzke waren alles andere als emotionslos. Es wäre auch irgendwie völlig absurd, einen so leidenschaftlichen Spieler wie Bender emotionslos zu verabschieden.
Bender war einer der Symbolspieler der Meisterschaft 2011 und des Doubles 2012: jung, bescheiden, demütig, kämpferisch, außergewöhnlich gut auf seiner Position und authentisch neben dem Feld.
Wenn ich an Bender denke, dann kommt mir immer zuerst das lange Bein in den Sinn. Vor allem in den ersten Jahren beim BVB war dieses lange Bein irgendwie immer da. Ein gegnerischer Spieler der durch brach, kam nie weiter als unser Mittelfeld. Selbst wenn Bender fünf Meter Rückstand hatte und langsamer war, kam irgendwann die perfekt getimte Grätsche mit dem langen Bein und ehe man sich versah, war der Ball bei Sahin und eigentlich schon wieder so gut wie im gegnerischen Strafraum. Solange Bender noch vor dem Ball war – oder zumindest im Umkreis von fünf Metern davon – brauchte man sich keine Sorgen zu machen. Selbst wenn drei Mann alleine aufs leere Tor zu liefen.
Sahins Worte “der geht mit dem Kopf dahin, wo ich meinen Fuß wegziehe” (Zitat nicht wörtlich), beschreibt Bender so treffend, dass man es eigentlich als Hommage stehen lassen und sich diesen Artikel sparen könnte. Bender ist der Kämpfer, der Grätscher, einer der nie aufgibt, nicht schauspielert und nicht rumjammert. Er ist zurückhaltend und bescheiden, liebt den Fußball aber über alles. Er ist genau der Typ Fußballer, der im Ruhrgebiet am allermeisten geliebt wird und daher ist es auch nicht verwunderlich, dass man ihm in Dortmund nicht eine Träne nachweinen, sondern eher den Phönixsee zum Überlaufen bringen wird heute.
Es kann kein Zufall sein, dass der Roboter von Futurama Bender heißt. Oder wie es im Internet steht (und was im Internet steht, stimmt bekanntlich immer): Kinder schlafen in Superman Schlafanzügen, damit sie keine Angst haben. Superman schläft im Chuck Norris Schlafanzug und Chuck Norris schläft im Bender Trikot.
Iron Manni, wir werden dich vermissen! Du wirst immer ein Borusse sein, einer von uns. Du hast dir einen Platz in unseren Herzen ergrätscht, wie nur wenige vor dir. Wir verstehen, warum du gehst und wünschen dir nur das Beste! Wenn du im April kommst, dann werden wir dir den verdienten Abschied besorgen und deine Zeit bei uns feiern. Aber heute weinen wir erst einmal...