Wintertrainingslager 2017: Endlich wieder Spanien
Nach einem Abstecher nach Dubai ging das diesjährige Wintertrainingslager zur Freude einiger BVB-Fans wieder nach Spanien und dann auch noch nach Marbella. Ein bisschen so wie in den guten alten Zeiten...
Der Trainingslagerbesuch im Winter gehört in Dortmund zu einer festen Tradition in der Fanszene. Zwar wurden die Bedingungen in den letzten Jahren zunehmend schlechter, dennoch ist der Trainingslagerbesuch immer fester Bestandteil geblieben. Ob man als Anhänger wirklich erwünscht ist, sei mal dahingestellt. Fast schon traditionell gibt der BVB erst sehr spät bekannt, wohin es geht. Häufig wurde bereits auf Fanseite der Verdacht geäußert, dass dieses Verhalten die Zahlen der Kiebitze möglichst niedrig halten solle.
Mit Dubai hatte man in der Richtung gedacht scheinbar den perfekten Ort. Hier verzichteten eigentlich alle bekannten Gesichter auf eine Anreise. Tatsächlich spielte wohl neben dem finanziellen Aspekt auch wirklich das Gewissen eine Rolle. Der BVB hingegen schwärmte von den tollen Bedingungen. Als dann im Laufe der Hinrunde 2016 durchsickerte, dass es im neuen Jahr wohl nach Spanien und auch noch nach Marbella gehen sollte, war das Erstaunen umso größer. Scheinbar gab es für Dubai 2017 unüberwindbare organisatorische Probleme, so dass dann schnell etwas anderes her musste und am Ende Marbella übrig blieb.
Auf Fanseite wurde die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und es fand sich eine 19-köpfige Reisegruppe zusammen, die zeitweise durch drei Individualreisende ergänzt wurde. Schnell waren die Flüge auserkoren und nach einigem Hin und Her stand auch die Unterkunft. Marbella im Januar ist nicht allzu teuer und so musste hier nicht gespart werden.
Leider waren zu diesem Zeitpunkt die genauen Testspieldaten nicht abzusehen und es stellte sich heraus, dass man das zweite Spiel verpassen würde und das erste allerhöchstens in Teilen mit Ach und Krach sehen könnte. Diese Hoffnung hatte sich dann mit der Anreise schnell zerschlagen. Dass in Holland nur alle Jubeljahre Schnee fällt, konnte man schon auf der Autobahn erahnen. Wie dort wegen gefühlten zwei Schneeflocken gekrochen wurde, war schon abenteuerlich. Bei solchem Fahrverhalten würde das Ruhrgebiet jeden Winter am Verkehrsinfarkt zu Grunde gehen. Angekommen am Flughafen gab es dann die Hiobsbotschaft, dass der Check-in geschlossen sei und auf Grund der vereisten Start- und Landebahn erst einmal nicht aufgemacht werde.
Während man schon plante, wie man den Abend notfalls in Eindhoven rum bekommt, landeten zumindest die ersten Flugzeuge wieder, u.a. der Bomber aus Málaga einer irischen Billigfluglinie, der die Reisegruppe dorthin bringen sollte. Dann ging plötzlich alles sehr schnell und es gab die Hoffnung, doch noch rechtzeitig los gekommen zu sein. Doch man hatte die Rechnung ohne den Flughafenbetreiber gemacht. Es gab nur eine einzige Enteisungsmaschine auf dem ganzen Flughafen. Dass gleichzeitig die nach eigenem Bekunden billigste und pünklichste Fluggesellschaft nicht ganz vorne in der Prioritätenliste steht, führte dazu, dass man über drei Stunden im Flieger auf dem Rollfeld festsaß. Adieu Testspiel!
Abgerundet wurde dieses Ärgernis noch mit Diskussionen, ob man nach
zwei Stunden auf dem Rollfeld doch mal bitte seine mitgebrachten
Getränke verzehren könnte. Die Crew hatte mittlerweile mit der Polizei
ob des Konsums mitgebrachter Getränke gedroht und verwies bei den
Fluggastrechten darauf, man müsse hier kaufen und bekäme das Geld
zurückerstattet. Man hatte schon vor Augen, wie der Schalter in Málaga
die Rollos runterlässt, sobald der Flieger aufsetzt und für fünf Tage
nicht mehr öffnet, um jeden Anspruch abzublocken.
Schließlich ging es dann irgendwann doch los und mit weit über
drei Stunden Verspätung wurde Málaga erreicht. Rein von der Zeit, die
man im Flugzeug verbracht hatte, hätte man schon in New York sein
können. Nun gut, der Atlantik war noch weit entfernt, dafür hatte es
rund 18 Grad und die Supermärkte waren noch geöffnet. Da am folgenden
Tag Sonntag war, lag hier eine kritische Bedingung für einen
erfolgreichen Urlaub vor. So gab es noch die Möglichkeit, auf dem Weg
ins Feriendomizil beträchtliche Mengen Grillfleisch und Getränke zu
besorgen und direkt das Abendprogramm einzuleiten.
Auf Grund fehlender Nachbarn und reichlich Platz konnte die Musik aufgedreht werden und der Alltag wurde schnell vergessen. Am nächsten Tag blieb festzustellen, dass Poolpartys um drei Uhr morgens die besten sind.
Bei Kurze-Hosen-Wetter ging es am Sonntag zum öffentlichen Training. Das neue Trainingsgelände war das Estadio Municipal de Marbella. Schon bei der Ankunft merkte man, dass Borussia Dortmunds Trainingslager in 2017 nicht mehr mit 2009 zu vergleichen ist. Am Bus bildete sich eine Menschentraube, in der Hoffnung irgendetwas von den Spielern zu ergattern (Selfie oder so...). Man entdeckte auch nicht mehr so viele bekannte Gesichter wie gewohnt. Das ist schon schade, aber vielleicht haben Dubai und die letzten Jahre La Manga einigen die Lust verdorben. Rund um das Stadion war dann auch alles zugeparkt und die lokalen Autoritäten waren schon fleißig dabei, Autos abzuschleppen. Bemerkenswert übrigens, was für einen Fuhrpark an PKWs der BVB mittlerweile in Spanien auf die Straße bringt. Wundern tut so etwas aber auch nicht mehr.
Das Stadion selbst ist ein kleine Schüssel für rund 7300 Zuschauer. Von der Gegentribüne konnten die Fans gut das Training verfolgen und entspannt in der Sonne sitzen. Gleichzeitig war der Blick auf die Berge im Hintergrund nicht der Schlechteste. Im Vergleich zu La Manga war dies wirklich eine echte Verbesserung. Hin und wieder ließ sich auch mal ein Offizieller oder ein Mitglied des Stabs blicken und sorgte für einen kurzen Plausch.
Insgesamt waren die Bedingungen für Fans also besser als in den vergangenen Jahren, es hätten aber auch gerne zwei öffentliche Trainingseinheiten pro Tag sein können. Ob hier Späher wirklich große Geheimnisse hätten mitnehmen können, nun ja... Andere Vereine leben das natürlich anders, das muss sich die bodenständige Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA auch einfach einmal eingestehen. Die Ausnahme bildet hier natürlich die Fanbetreuung vertreten durch Sebastian Walleit, hier hatte man auf der Tribüne gemeinsam Spaß und fühlte sich auch ernst genommen. Der Vorteil daran, dass es pro Tag nur ein öffentliches Training gab, lag aber aber - zugegebenermaßen - darin, dass man in der Regel bis zum Nachmittag Zeit hatte, um sich vom Abend zu erholen. Einzig die Fahrer hatten zu leiden, da sie erst später richtig an die Tasse konnten.
Sportlich auffällig war sofort das sehr dosierte Training von Marco Reus. Fit ist auf jeden Fall etwas anderes. Auch Nuri Sahin sah man nicht einmal in den letzten Tagen am Ball. Gleiches gilt leider für Neven Subotic, der während der offiziellen Trainingseinheiten nur im Fitnesszelt die Gewichte bemühte. Aber wie gesagt, es fehlt völlig der Eindruck der zweiten Trainingseinheit, vielleicht wurde hier auch Galaktisches getan.
Eine Prognose wage ich aber nicht. Eigentlich haben mich die sportlichen Eindrücke aus dem Trainingslager immer getrügt. Nach gefühlten super intensiven Wochen legte der BVB grauseligste Rückrunden hin, während nach scheinbaren Hacke-Spitze-1-2-3-Trainingslagern die Rückrunde richtig bockte. Insofern müssten wir den Bayern noch Konkurrenz machen.