Walking in a Stöger Wonderland
Borussia Dortmund hat im ersten Spiel unter Peter Stöger den ersten Bundesliga-Sieg seit dem 30. September erzittert und beim FSV Mainz mit 2:0 gewonnen. Spielerische Verbesserungen blieben aus – umso wichtiger, dass es für Mannschaft und Fans mal wieder mit drei Punkten klappte.
Zwei Mannschaften auf Augenhöhe, verunsichert im Aufbauspiel, darauf konzentriert, zunächst mal das eigene Tor sauber zu halten – im Bundesliga-Dezember 2017 heißt ein solches Duell Mainz 05 gegen Borussia Dortmund.
Beim BVB fokussierten sich vor dem Spiel die Kameralinsen auf Neu-Trainer Peter Stöger. Der stellte Julian Weigl als einzigen echten Sechser auf und somit in Mittelpunkt des Dortmunder Aufbauspiel, das durch Kagawa und Guerreiro in der Zentrale davor unterstützt werden sollte. In der Abwehrkette nahm Toprak den Platz für Neven Subotic ein, Toljan verteidigte auf rechts für Marc Bartra.
Taktisch verändert, spielerisch so, wie zuletzt noch unter Peter Bosz gingen die Schwatzgelben ins Spiel. Die ersten Chancen gehörten den Gastgebern, schon nach sechs Minuten rettete die Latten den BVB vor dem frühen Rückstand. Von Selbstbewusstsein auf Dortmunder Seite keine Spur, auch wenn Stöger in den ersten 72 Stunden seiner Amtszeit wohl hier versucht hat, erste Besserung zu schaffen. In der ersten Halbzeit im Mainzer Möbelhaus wirkten die acht Bundesliga-Spiele ohne Sieg jedoch zunächst mal stärker. Ideenlos bei eigenem Ballbesitz, wackelig bei den wenigen, schnellen Konterversuchen der Gastgeber – so der Dortmunder Auftritt über weite Phasen.
Kaum verwunderlich, dass so bis zur fünf Minuten vor der Pause braucht, ehe ein erster Risikoball in die Spitze Aubameyang erreichte und der das Runde nur knapp am Eckigen vorbei spitzelte. Da ging es mal schnell und präzise, schon zeigten sich die zuvor sicher stehenden Mainzer verwundbar. Mit der besten BVB-Chance des ersten Durchgangs ging eine Halbzeit zu Ende, die atmosphärisch auf den Tribünen kaum mehr bot, als spielerisches auf dem Rasen.
Während der Mainzer Vorsänger auch während einer guten Standardsituation mit dem Rücken zum Spielfeld seinen Singsang in den Block schrie, wirkte die Gegenseite zwar bemühter auf den Spielverlauf einzugehen, doch kaum einmal ließ sich der – nicht ausverkaufte – Gästeblock in Gänze mitreißen. Irgendwie auch wenig verwunderlich angesichts des Gebotenen und Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Mit Wiederanpfiff brauchte es zehn Minuten, ehe Peter Stöger erstmals in schwatzgelber Kluft – Kappe und Softshell-Weste – jubeln durfte. Ein Freistoß von Kagawa nickte Toprak zunächst gegen den Pfosten, den Abstauber wuchtete Sokratis dann in die lange Ecke. Erleichterung bei allen, die an diesem Abend dem BVB die Daumen hielten. Der Torschütze dreht sogleich in Richtung Ersatzbank ab, um dort mit der gesamten Truppe den glücklichen aber nicht unverdienten Führungstreffer zu feiern.
War der BVB jetzt jetzt endlich wieder da? Das Selbstvertrauen? Die Spielfreude? Geduld! In den folgenden Minuten dürfte jedem Schwarzgelben klar geworden sein: Zweieinhalb Tage sind für wirklich erkennbare Auswirkungen eines neuen Trainers zu wenig – und die Probleme dieser Mannschaft liegen womöglicheben eben doch nicht ausschließlich an der Seitenlinie. Unter diesen Umständen musste der mitgereiste Anhang einige bange Minuten überstehen, die geprägt waren von Passivität im Mittelfeld und dem Versuch, den Ball aus dem eigenen Strafraum raus zu halten.
Pulisic, der mangels Alternativen auch unter Stöger keine (dringend benötigte) Pause bekam, wich nach 70 Minuten für Dahoud, der in die Zentrale rückte. Dafür ging Guerreiro nun nach außen. Nullneun Minuten später hätte Shinji Kagawa nach der besten Kombination des gesamten Dortmunder Spiels die Vorentscheidung besorgen müssen – doch der Japaner scheiterte aus sieben Metern am Mainzer Schlussmann. Weiter zittern bei allen Beteiligten aus der Westfalenstadt.
Die Innenverteidigung wehrte die verzweifelten, doch überwiegend ungefährlichen Angriffsbemühungen der Mainz ab – und in der 89. Minute erwärmte Kagawa dann endlich Herzen und Füße der mitgereisten Dortmunder Anhängerschaft und schob einen Querpass von Aubameyang ins Mainzer Tor. 2:0, die Entscheidung und eine wunderbare Gefühlseskalation im Gästeblock.
Schiedsrichter Benjamin Brand – über dessen Zweikampfauslegung man sich auf Dortmunder Seite nicht beschweren durften – ließ dennoch drei Minuten nachspielen, ehe der erste Sieg seit dem 2:1 in Augsburg von Ende September offiziell war. Auswärtssieg! Dreckig! Glanzlos! Aber doch so unfassbar wichtig!
Unsere Fotostrecke zum wichtigen Auswärtssieg des BVB gegen den 1. FSV Mainz 05 gibt es wie gewohnt auf unserer BVB-Fotoseite unter diesem Link.
Für die Fans ist Peter Stöger schon der Held. Ausgelassen feierten sie nach dem Schlusspfiff mit dem Lied "Walking in a Stöger Wonderland."
Was so ein Sieg alles auslösen kann... #M05BVB @BVB #BVB pic.twitter.com/rrCKiLwZO5
— schwatzgelb.de (@schwatzgelbde) 12. Dezember 2017