Gerechtes Remis vor feuriger Kulisse
Ausgangslage
Grundsätzlich
sind sowohl Spielverschiebungen als auch Länderspielpausen eher in
die Kategorie "Kacke" einzuordnen. Fällt das Nachholspiel
jedoch in die bundesligafreie Zeit - ja, dann kann man sich zumindest
damit abfinden. So kam es, dass die Amateure am 11. des Oktobers in
den Genuss eines Auswärtsspieles mit Anhang kamen. Rund 70 tapfere
Recken sollten sich in die entferntesten Lande des Mittelrheins
aufmachen um dort leuchtende Feuer der Freude zu entzünden... doch
dazu später mehr.
Gemessen an der Ausgangslage schien
eigentlich alles geritzt. Der BVB II fuhr nach dem souveränen
Testspielsieg gegen Bielefeld mit einer gehörigen Portion
Selbstvertrauen nach Wegberg, wo man doch eher von einer...
ländlichen Idylle empfangen wurde. Das Gesamtbild wurde im Großen
und Ganzen eher von Pferdekoppeln und Feldern bestimmt und der
„Gästeblock“ war grandioser Weise ein Grashügel. (Nur bei den
Ticketpreisen scheint der FC Wegberg-Beeck ganz oben mitspielen zu
wollen und lässt sich mit 15 Euro für einen Sitzplatz nicht
lumpen.) Sportlich waren die Rollen klar verteilt. Wegberg lag trotz
zwei Spielen mehr auf dem Konto fünf Punkte hinter dem BVB. Nach
zwei Niederlagen und einem Unentschieden in der Liga schienen drei
Punkte eigentlich Pflicht. Oder?
1.
Halbzeit
Das spannendste Ereignis fand zunächst außerhalb des Spielfeldes statt: Der Szenebus mit rund 70 Anhängern im Gepäck fuhr pünktlich kurz nach Anpfiff vor. Während die Ordner am Gästeeingang mit diesem sintflutartigen Andrang eher heillos überfordert waren und die Polizei darüber debattierte, was man nun mit diesem Bus anzufangen gedenke, verbuchte der BVB II bereits die erste gute Chance durch Hanke, welche jedoch vom Torhüter zur Ecke geklärt werden konnte (3.).
Eine gute Viertelstunde später machte es der Kapitän besser: Nachdem Kampetsis nahe der Strafraumecke gefoult worden war, brachte Pflücke den Freistoß vor den Kasten – und Mainka konnte zum 1:0 für die Gäste einköpfen (15.). Zu diesem Zeitpunkt eine absolut verdiente Führung.
Anschließend gestalteten beide Teams die Partie auf Augenhöhe, ohne dass es jedoch zu wirklich zwingenden Gelegenheiten kam. Dennoch hätte kurz vor dem Halbzeitpfiff noch das 2:0 für unsere Amas fallen können. Ornatelli wurde im Strafraum gelegt, eigentlich klarer Elfmeter. Stattdessen gab es Ecke für den BVB – Und eine gelbe Karte für den Gefoulten wegen Meckerns (43.).
Auf der anderen Seite kam es noch zu einer Großchance für Wegbergs Torbor – die dieser jedoch glücklicherweise über das Tor hämmerte (44.).
Unser Fazit nach Halbzeit 1 war klar: Die Amas sollten gegen die überraschend stark aufspielenden Wegberger definitiv noch einen Gang hochschalten…
2. Halbzeit
…doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Anstatt auf das 2:0 zu spielen und das Spiel einzutüten, ging die Mannschaft im Verlauf von Halbzeit zwei mehr und mehr in den Verwaltungsmodus, eine erneute Kopfballchance von Mainka (52.) sollte eine der raren gefährlichen Szenen bleiben.
Während
die Leistung der Spieler also zunehmend abnahm, legte der mitgereiste
Support noch einmal nach. In der zweiten Halbzeit wurde der
Gästeblock von einer Handvoll Pyrofackeln mehrmals hell erleuchtet.
Einerseits kann man an dieser Stelle durchaus argumentieren, dass
diese Vorgänge eine gern genommenen Grund für Parallelansetzungen
darstellen werden – andererseits sah es auch einfach ziemlich geil
aus, wie der Grashügel am Rande des Wegberger Sportplatzes „in
Flammen aufging“. Das dachte sich wohl auch der Schiedsrichter, der
sich beim zweiten „größeren“ Aufgehen der Lichter gezwungen
sah, die Partie für einige Minuten zu unterbrechen. Vermutlich, um
den Spielern die Möglichkeit zu geben, das Schauspiel in aller Ruhe
bewundern zu können.
Nach Wiederanpfiff blieb das Bild. Wegberg-Beeck hatte schlichtweg die gefährlichere Mannschaft. Der Ausgleich in der 81. Minute war mehr als verdient, wenn auch seine Entstehung etwas kurios anmutete. Ein Kopfball von Fäuster nach einem Freistoß senkte sich Bogenlampen-artig und scheinbar haltbar über das Tor – und lag plötzlich irgendwie in den Maschen.
Die schwachen Bemühungen des BVBII, den alten Abstand wieder herzustellen blieben fruchtlos. Stattdessen erkämpfte sich der FC Wegberg-Beeck in der Schlussphase noch einige sehr gefährliche Szenen, weshalb die Amas über ihren einen Punkt im Grunde noch froh sein durften.
Fazit:
Eine der schlechtesten Saisonleistungen bisher. Der Mittelrheinliga-Aufsteiger war alles andere als unschlagbar. Um es mit den Worten Jan Siewerts zu sagen, der seine Mannschaft auf der Pressekonferenz zitierte: „Das haben wir selbst verkackt.“
Statistik:
FC-Wegberg-Beeck:
Zabel - Passage, Fäuster, Küppers, Tobor – Lambertz (Post), Holtby, Wilms, Szymczewski (Czichi) - Hasani, Dagistan (Zayton)
Borussia
Dortmund II:
Reimann
- Bah-Traore, Mainka, Steurer, Park – Dieckmann (Ametov) -
Hanke (Buoali), Eberwein, Ornatelli, Pflücke - Kampetsis
Gelbe
Karten: 43.
Ornatelli; 45. Wilms
Tore: 0:1
Hanke (15.), 1:1 Fäuster (81.)
Zuschauer: 821
Larissa, 11.10.2017