Gambino trifft, Preuß verletzt, Amateure glücklich
In keinem hochklassigen, aber dafür besonders in der zweiten Halbzeit sehr nett anzusehenden Spiel schlagen Borussia Dortmunds Amateure Regionalliga-Aufsteiger Westfalia Rhynern glücklicher und mühevoller als erwartet mit 4:3. Zweimal ging der BVB in Führung, zweimal schlug der klare Außenseiter aus Rhynern aufgrund eklatanter Fehler in der Dortmunder Defensive zurück. Alleine die Stärke bei hohen Bällen sicherte den Borussen-Bubis am Ende die drei Punkte.
Ausgangslage
Der BVB II startete ordentlich, aber nicht überragend in die Saison. Einem 2:2 gegen Rot-Weiss Essen folgte ein 2:1-Erfolg gegen die SG Wattenscheid. Das Spiel gegen Wegberg-Beeck wurde bekanntlich abgesagt und auf Anfang September verlegt. Rhynern war vor dem Spieltag in der Tabelle genau da platziert, wo man es vor Saisonbeginn erwarten konnte (14. mit einem Punkt aus drei Spielen). Dennoch konnte der Hammer Stadtteilclub bislang bei seinen Auftritten besser mithalten als erwartet.
Die Westfalia kam an diesem Samstag allerdings nicht in den Genuss, das Spiel gegen die BVB Amas am heimischen Papenloh auszutragen, sondern musste in die EVORA Arena der gehassten Hammer SpVg ausweichen. Grund war der befürchtete gefährliche Gästemob, für den eigens ein kleiner Block errichtet worden war. Auch eine vollkommen unverhältnismäßige Anzahl an Polizeikräften war in Hamm wieder zugegen. Letztendlich strömten 1.431 Zuschauer ins Stadion, davon schätzungsweise ein knappes Drittel in schwatzgelb. So ganz eindeutig waren die Geschmäcker einiger Zuschauer allerdings nicht. Besonders in Phasen, in denen Rhynern gut mitspielte, jubelten manche BVB-Anhänger auf der Haupttribüne doch eher für blau-weiß. Bauern eben.
Coach Jan Siewert veränderte seine Startelf im Vergleich zum Wattenscheid-Spiel auf zwei Positionen. Hinten links verteidigte anstelle von Paterson Chato „Eigentlich-Profi“ Jo-Hoo Park; zudem ersetzte Beyham Ametov den scheinbar verletzten Massimo Ornatelli. Auf Seiten Rhynerns war nicht allzu viel Fußballprominenz vertreten. Bis auf eine Ausnahme natürlich: BVB-Legende Salvatore Gambino stand natürlich in der Startelf.
Erste Halbzeit
Das Spiel begann wie erwartet. Der BVB war die tonangebende Mannschaft und kontrollierte das Spielgeschehen. Nach ersten kleineren Annäherungen fiel dann auch schon nach zehn Zeigerumdrehungen das 1:0 für die Borussia. Schneller Spielzug über rechts, Hereingabe nach innen und Ametov musste nur noch einschieben. Der BVB dominierte in der Folge auch weiterhin, kam jedoch nur selten zu guten Chancen. Zu häufig war am Strafraum Schluss, sei es durch unnötige Dribblings, Fehlpässe oder weil sich ein blau-weißer Landwirt doch noch in den Weg schmiss. So verpasste die Borussia eine mögliche Vorentscheidung. Dies sollte sich rächen. Park verletzte sich bei einem eigentlich harmlos aussehenden Zweikampf so schwer, dass er ausgewechselt werden musste. Neuzugang Chato kam für ihn. Die BVB-Defensive agierte nun aber vogelwild, nahezu jeder Zweikampf ging nun verloren. Nach einem dicken Stellungsfehler fiel dann auch der Ausgleich: Tekiela nutzte Rhynerns erste echte Torchance zum Ausgleich (42.).
Zweite Halbzeit
Die 15-minütige Unterbrechung änderte zunächst nichts. Rhynern war am Drücker und auf einmal die tonangebende und aggressivere Mannschaft. Die Amas bekamen keinen Zugriff mehr aufs Spiel, kamen in den ersten Minuten der zweiten Hälfte nur selten aus der eigenen Hälfte heraus. Fast schon folgerichtig drehte Westfalia Rhynern dann das Spiel. Ecke von links, Gambino zieht direkt drauf, 2:1 (60.). Die gut 1.000 Blau-Weißen im Stadion waren nun völlig aus dem Häuschen. Der Traum vom ersten Regionalliga-Sieg der Vereinsgeschichte lebte wieder.
Zum Glück berappelte sich Schwatzgelb nun wieder. Rhynern zog sich zurück und ließ Borussia gewähren. Aus dem Spiel heraus ging die Taktik der Hausherren auch auf, dem BVB fiel nicht viel ein. Was Rhynern allerdings komplett vernachlässigte, war die Defensivarbeit bei Standardsituationen und Flanken. Und so schlugen die Amateure dann innerhalb von drei Minuten auch gleich zweimal zu. Flanke von rechts, Kopfball Mainka, 2:2 (71.). Ecke von links, Kopfball Dietz, 2:3 (74.). Geht doch!
Wer nun dachte, das Ding sei gelaufen, irrte sich aber erneut. Statt den Sack endlich zuzumachen, ließ der BVB die Westfalia in der Nachspielzeit wieder zurück ins Spiel kommen. Arenz glich erneut aus (90+1.). Und so sehr man die Defensivarbeit an diesem Tag kritisieren kann, so sehr muss man auch die Moral der teils noch 18- und 19-jährigen Borussen loben. Denn nur zwei Minuten später fasste sich der eingewechselte Bah-Traore auf rechts ein Herz, rannte an Freund und Feind vorbei zur Grundlinie, flankte in die Mitte und dort stand Michael Eberwein goldrichtig und netzte per Kopf zur erneuten BVB-Führung ein (90+3.). Wahnsinn! Der BVB flippte völlig aus, Siewert sprintete zur Jubeltraube. Manager Ingo Preuß wollte hinterher, verletzte sich allerdings in bester Jürgen Klopp-Manier und humpelte zurück zur Bank.
Fazit und Ausblick
Borussia Dortmund siegt letztendlich verdient, aber unnötig eng mit 4:3. Sieben Zähler aus drei Spielen lesen sich sehr nett und damit sollte man auch absolut zufrieden sein. Letztendlich wartet aber noch eine Menge Arbeit auf Jan Siewert und dessen Kollegen. Sechs Gegentore gegen RWE, Wattenscheid und Rhynern sind unterm Strich viel zu viel. Auch offensiv hakte es an diesem Samstag trotz vier Treffern gewaltig. Eine starke Alternative zu Vorjahres-Toptorjäger al Ghaddioui wurde noch nicht gefunden. Janni Serra hat mit dem Seniorenfußball noch so seine Mühe. Etienne Amenydio wurde unter der Woche nach Venlo verliehen und steht in dieser Spielzeit nicht zur Verfügung. Vielleicht kann Balint Bajner ja zukünftig ein Wörtchen mitreden, wenn Siewert sich für seine erste Elf entscheiden muss. Der zuletzt vertragslose Ungar wurde unter der Woche in den Kader aufgenommen.
Man kann nur hoffen, dass die genannten Probleme möglichst schnell behoben werden. Denn schon am nächsten Sonntag (27.8., 14:00 Uhr, Rote Erde, nicht parallel!) wartet mit dem Duell gegen scheiß Gladbach II schon ein ganz anderes Kaliber auf unsere Amas.
Statistik
Westfalia Rhynern: Hahnemann – Wiese, Wurst, Polk, J. Kleine (46. Apolinarksi) – Arenz, Hönicke, Homann (86. Müsse) – SALVATORE GAMBINO (79. Ricke), Tekiela, L. Kleine
BVB Amateure: Reimann, Sauerland, Mainka, Steurer, Park (30. Chato) – Dietz – Bockhorn, Pflücke (67. Kampetsis), Eberwein, Ametov – Serra (83. Bah-Traore)
Gelbe Karten: Apolinarski, Müsse – Dietz
Tore: 0:1 Ametov (10.), 1:1 Tekiela (42.), 2:1 Gambino (60.), 2:2 Mainka (71.), 2:3 Dietz (74.), 3:3 Arenz (90+1.), 3:4 Eberwein (90+3.)
Zuschauer: 1.431 in der Evora Arena
cka, 20.08.2017
Fotos: Jimmy, BVB Fanabteilung