Quartalsende - Susi erstattet Bericht
Quartalsende. In vielen Büros eine gefürchtete Zeit. Da werden Berichte geschrieben, um dem Chef zu beweisen, dass man sein Geld auch wirklich wert ist. Bei Borussia Dortmund ist das nicht anders.
Klopf....Klopf.. - zaghaft pocht es an der schweren Eichentür zu Akis Büro.
Aki: "Herein, herein, wenn's kein Blauer ist."
Susi steckt den Kopf durch den Türspalt: "Tach, Chef. Du wolltest mich sprechen?"
Aki (wedelt mit einem Blatt Papier): "Jau, dein Quartalsbericht ist gestern eingetrudelt. Komm rein und setz dich. Ich hab da noch ein paar Fragen."
Susi (vorsichtig): "Steht der Stuhl noch unter Strom?"
Aki: "Keine Angst, direkt nach dem Abgang unseres durchgeknallten Taktikonkels hab ich die Kontakte wieder entfernen lassen. Ich wollte ja nur, dass der sich das da nicht so gemütlich macht und schnell wieder raus ist."
Aki holt einen Brief aus der Schublade.
Aki: "Also, in deinem Bericht steht, dass du Jarmo bei einem Deutschkurs angemeldet hast?"
Susi: "Ja, ist wirklich notwendig. Feiner Kerl, aber spricht noch nicht einmal Englisch. Bosz meinte zwar, dass "Dawai, Dawai" bei ihm für taktische Anweisungen völlig ausreicht, aber Jarmo soll sich ja schon etwas verständigen können."
Aki: "Ist ja auch wirklich sinnvoll. Deshalb war ich vorhin bei ihm, um mich von seinen sprachlichen Fortschritten zu überzeugen. Ich hab ihn gebeten, mir mal einen Satz in deutscher Sprache aufzuschreiben."
Schiebt ihm den Brief zu.
Susi (liest vor): "I bims. Eins gute Spieler vong Kiewigkeit her."
Aki: "Kannst du mir das erklären?"
Susi: "Ähm, also... du... ich weiß auch nicht. Das war so ein Internetkurs mit dem Titel "Voll korrektes Deutsch in zwei Wochen". Und so günstig, da kannste eigentlich nichts falsch machen, dachte ich."
Aki: "Kümmer dich drum. Anderes Thema: Super Arbeit deiner Jungs bei unserem ehemaligen Streikposten. Habe gehört, dass die Gestalten von der Spielergewerkschaft ziemlich blass geworden sind und allen unseren Kickern geschrieben haben, in Zukunft bloß keine weiteren Arbeitskampfmaßnahmen mehr zu ergreifen. Wie habt ihr das angestellt?"
Susi: "Heizstrahler. Überall vor seinem Haus. Die haben die Bude von außen locker auf 50 Grad aufgeheizt. Der arme Kerl ist nicht nur nicht mehr zum Joggen gegangen, der hat zu Hause in den fünf Tagen sechs Kilo abgenommen. Völlig weggeschwitzt."
Aki: "Sechs Kilo?"
Susi: "Ja, ich weiß. Zehn Prozent des Körpergewichts. War echt grenzwertig. FloPer hat mir eine Nachricht zukommen lassen, dass er über den Buschfunk mitbekommen hat, Iniesta habe beim erstern Mal, als er Ous oben ohne in der Umkleide gesehen hat, ganz entgeistert gefragt, ob die jetzt doch wieder für Unicef werben. Kein Wunder, dass der da bei der ersten Präsentation mit wackeligen Beinen so mit dem Ball rumgestolpert ist. Dass er aber so weit runtergehungert ist, dass der sich gleich beim ersten Mal die Restmuskelpartikel zerstört und wir die Kohle später kriegen, war nicht beabsichtigt. Hab ich den Jungs auch gesagt und die werden deshalb auch später bezahlt.
Aki winkt ab: "Lass mal. Die Zinsen sind eh im Keller und da kann man für den Spaß schon mal ein bisschen aufs Geld warten. Gib deinem special team jetzt schon ihren Lohn. Haben sie sich verdient."
Aki blättert weiter im Bericht: "Und was hat es mit dieser Mail vom mb@kucharsky.net auf sich? Die Rechtschreibung ist ja so fies, da wirste nicht schlau draus."
Susi: "Das b steht für Barthel..."
Aki (mit Zornesröte im Gesicht): "Waaaaaaaaaaaaas? Der hat ja echt Eier, sich hier wieder zu melden. Was will der denn?"
Susi: "Er meint, er würde für einen Klienten..."
Aki: "Ach, haben die beiden Halunken jetzt mittlerweile noch einen zweiten?"
Susi: "Ne. Das ist es ja. Er fragt, ob die Gerüchte über einen Wechsel von Auba in der Winterpause noch aktuell wären. Sein "Klient" würde gerne nächste Saison sicher international spielen und bei den Bayern und bei Real Madrid wäre das ja aktuell nicht so sicher. Außerdem würde er gerne bei einer taktisch guten Mannschaft spielen. Und ein Mitspieler hätte ihm erst nach dem Wolfsburgspiel erklärt, dass sein aktueller Trainer da bei der Taktik so'n paar Defizite hätte."
Aki (lachend): "Ha, der Mats. Ich hab doch gesagt, dass sich das noch bezahlt macht, wenn wir Professor Schlauschlau wieder zurück an die Isar verfrachten."
Susi: "Das war aber auch echt eine grandiose Nummer von dir, Chef. Mit verstellter Stimme beim Uli anzurufen und ihm was von Heimweh vorzujammern. Der konnte ja gar nicht anders, als ein Angebot aufzusetzen."
Aki: "Sogar mit ausgewiesener Mehrwertsteuer. Das Cafè Viereck in Landsberg scheint echt ein gutes Angebot zur Fortbildung zu haben. Und was hast du dem Barthel geantwortet?"
Susi: "Hab die Mail einfach an die Bildzeitung München geschickt. Die haben aber leider abgewunken. Sie bekommen jede Woche Mails weitergeleitet, in denen der seinen Schützling bei anderen Vereinen unterbringen will. Ist keine echte News mehr."
Aki: "Im Süden läufts also so langsam. Und wie stehts ein paar Meter weiter westlich?"
Susi: "Eigentlich alles wie immer. Christian arbeitet weiter fleißig daran, den Kader unter die vom DFB vorgeschriebene Mindestmannschaftsstärke von sieben Spielern zu transferieren, mit dem Bene konnte er einen großen Widerstandskämpfer für acht Millionen zahlbar in 20 Jahresraten nach Turin wegekeln und unser neuer Tedesco ist echt gut darin, wenig Ergebnisse zu liefern, ohne damit groß aufzufallen."
Aki: "Du, Susi?"
Susi: "Ja? Bist du mit dem Zwischenstand bei der Mission GE-Abbruch nicht zufrieden?
Aki (winkt ab): "Doch, doch. Läuft ja alles super. Aber irgendwie..."
Susi: "Ja. Hat mehr Spaß gemacht, als die noch vor Augsburg in der Tabelle standen."
Aki: "Meinst du, wir sollten die mal in Ruhe lassen, damit die wieder auf die Beine kommen?"
Beide schauen sich an...
und
prusten lauthals los.