Der Kampf um die goldene Krone
Der BVB im Santiago Bernabeu. Was für eine Ehre. Was für ein Stadion. Die steilen Tribünen, wo man im Oberrang das Gefühl hat, an einer Wand zu stehen, über dem Tor, nicht dahinter. Laut, bunt, aber auch ungeduldig und launisch. Real und sein Publikum gleichen eher einer Diva als einem König. Wenn sie aber in einer guten Phase sind, dann sind die riesigen Menschenmassen auf so engem Raum sehr beeindruckend. Da kann man als Gegner auch schon mal weiche Knie bekommen.
Für den BVB ist das alles aber nichts Neues. Vielmehr ist es für alle Borussen das vierte Mal in vier Jahren, dass man sich in der spanischen Hauptstadt wiederfindet.
Wir haben in den letzten Jahren viele große Spiele in Madrid miterlebt. Gruppenphase, Viertelfinale, Halbfinale. Immer wieder hat Real unseren Weg gekreuzt und immer wieder haben wir uns in Madrid eher schlecht als recht geschlagen. Im Heimspiel konnten wir das aber eigentlich immer mehr als kompensieren. Meistens waren es aber sehr bemerkenswerte, historische Spiele.
Wer erinnert sich nicht an das Spiel von 2013? Mit den Nerven am Ende (besser gesagt waren die Nerven eigentlich bereits vor dem Ablauf der 90 Minuten völlig aufgebraucht) waren die sechs Minuten Nachspielzeit nur noch beten, hoffen, kneifen, wegschauen, hinschauen, schreien, stöhnen und mit aller Macht den nahenden Herzinfarkt verhindern. Und dann schlug Subotic den Ball in den Nachthimmel von Madrid, in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Nach dem 4:1-Hinspielsieg war das der Einzug in das Finale von Wembley.
Wiederum geht es nach Madrid, doch worum geht es diesmal? Um nichts geringeres als den Gruppensieg. Die Krone in der Gruppe F. Aber dann eben auch wieder um nicht so viel, ein Spiel um die goldene Ananas. Zumindest wenn man es mit den letzten Auftritten in Madrid vergleicht. Denn der BVB ist seit Oktober bereits für die nächste Runde qualifiziert. Man ist durch keinen Wettbewerb so souverän durchmarschiert wie durch die Champions League und das obwohl die Gegner alles andere als einfach waren.
Dabei haben die Borussen sagenhafte 19 Tore in fünf Spielen erzielt. Fünf mehr als der königliche Gegner von heute. Die Offensive läuft auf vollen Touren und die Defensive hat gerade in den Spielen gegen die vermeintlich Großen gezeigt, dass sie eigentlich gar nicht der Hühnerhaufen sind, den man gegen Legia Warschau oder Eintracht Frankfurt gesehen hat.
Sportlich gesehen wird das Spiel entscheiden, ob man es nach der Winterpause mit einem eher leichteren Gegner aus dem Pool der Gruppenzweiten oder doch mit einem Gruppenersten zu tun bekommt.
Vielleicht noch wichtiger als das wird jedoch sein, wieviel Selbstvertrauen und Vertrauen man in die eigenen (defensiven) Stärken mitnehmen kann, in die so wichtigen Spiele in der Bundesliga vor Weihnachten. Besonders in die beiden schweren Auswärtsspiele, die als nächstes auf uns zukommen.
Daher ist das Spiel in Madrid alles andere als unwichtig, aber eben auch nicht vergleichbar mit den großen Schlachten der letzten Jahre. Ein Spiel um die goldene Krone von Gruppe F.
So könnten sie spielen
Real Madrid: Navas - Carvajal, Pepe, Sergio Ramos, Marcelo - Casemiro - Modric, Isco - Vazquez, Benzema, Cristiano Ronaldo
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Bartra, Schmelzer - Weigl, Ginter - Dembelé, Castro, Schürrle - Aubameyang
Schiedsrichter: Marciniak (Polen)
Nadja, 07.12.2016