Warmlaufen

Emotionen gesucht

20.09.2016, 08:58 Uhr von:  Redaktion

Gegen Warschau und Darmstadt gab es Tore satt6 Tore gegen Legia Warschau und damit ein fulminanter Start in die Champions League. Vier Tage später wieder 6 Tore, dieses Mal in der Bundesliga gegen Darmstadt. Vergessen scheint der peinliche Auftritt gegen den Aufsteiger aus Leipzig. Der BVB liefert wieder beste Unterhaltung. Aber trotz dieses Tor-Feuerwerks scheint der Funke nicht bis in die letzten Ecken der Tribünen überzuspringen. Viele Fans fremdeln. Natürlich, das Stadion ist stets voll, wenn der BVB spielt. Sei es zuhause oder auswärts. Und die meisten Fans werden sich wohl auch zutiefst befriedigt zurücklehen, wenn man völlig überforderten Lilien 6 Tore eingeschenkt hat. Ist ja auch 'ne feine Sache. Und trotzdem. Verfolgt man die sozialen Medien, dann löst der BVB bei einem nicht geringen Teil der Fans längst keine rauschhaften Emotionen mehr aus. Bei mir auch nicht. Erklären kann ich dieses Gefühl nicht. Es ist so, als würde man seinen langjährigen Partner eines morgens anschauen und entsetzt feststellen, dass man sich fremd geworden ist. Doch wenn man sich beklagt? Dann heißt es: "Dann fahr nicht ins Stadion." Als wenn das so einfach wäre. Fahren doch viele von uns nicht nur des Fußballs wegen ins Stadion. Viele Freunde und Bekannte sieht und spricht man nur im Stadion. Der Stadionbesuch dient auch der Aufrechterhaltung sozialer Kontakte. Und sei es nur das kurze Gespräch bei Bratwurst und Bier. Nein, das möchte ich nicht missen.
André Schürrle wird gegen seinen Ex-Club fehlenGanz abgesehen davon. Was wäre denn die Alternative? Die Spiele vor dem Fernseher gucken? Sich ein neues "Hobby" suchen? Nein, es ist keine Ersatzbefriedigung in Sicht. Und ist es nicht so, dass wir alle darauf hoffen, dass sich dieses rauschhafte Gefühl doch wieder einstellt? Das man das Stadion glückselig verlässt und auch Tage später noch mit glänzenden Augen von seiner Borussia berichtet? Oder von mir aus auch vor Wut aus der Haut fährt? Denn auch Wut und Ärger sind Gefühle, die mir zur Zeit abgehen. Ja, ich vermisse auch die Zeiten, in denen ich mich so herrlich über meinen BVB ärgern konnte. Auch noch Tage nach dem Spiel. Leidenschaftlich konnte ich mich über Niederlagen aufregen. Die Niederlage gegen Leipzig? Ärgerlich, aber ansonsten auch kein weiteres Wort wert. Emotionen gesucht.
Und in so einer Phase müssen wir nun nach Wolfsburg reisen. Unter der Woche. Muss ich noch mehr sagen? Jeder Teebeutel in lauwarmem Wasser löst bei mir mehr Emotionen aus als der VfL. Und trotzdem verlangt die Fanseele natürlich nach dem nächsten Sieg. Unmöglich sollte das nicht sein. Kamen die Wölfe doch gegen Köln und Hoffenheim jeweils nicht über ein 0:0 hinaus. Dennoch rechnet Trainer Tuchel mit wesentlich mehr Gegenwehr als gegen Warschau und Darmstadt. "Wir müssen uns auf einem komplett neuen Level beweisen. Wolfsburg strahlt in Heimspielen immer Offensivstärke aus", hieß es auf der Pressekonferenz. Eine Rückkehr von André Schürrle (Innenbanddehnung) an seine alte Wirkungsstätte wird es nach Einschätzung von Tuchel vorerst wohl nicht geben: "Für André wird es knapp. Es sieht unverändert schlecht aus." Dafür hat ein anderer Bender gegen Rodriguez in der letzten SaisonHeimkehrer in die Bundesliga schon mal eine Kampfansage in unsere Richtung geschickt: Mario Gomez, der sich gegen Hoffenheim den Titel Mister Chancentod sicherte, will seine Torflaute ausgerechnet gegen uns beenden: "Die Tore werden kommen. Das nächste Spiel ist schon eine gute Gelegenheit dafür. Borussia Dortmund hat dieses Spiel noch nicht gewonnen." Nein, gewonnen haben wir noch nicht. Wäre aber schön. Was aber noch schöner wäre: Wenn ich endlich mal wieder den BVB fühlen würde. Und sei es gegen Wolfsburg. Egal, hauptsache Gefühl.

So könnten sie spielen

VfL Wolfsburg: Casteels - Vieirinha, Bruma, Wollscheid, Ricardo Rodriguez - Arnold, Gerhardt - Blaszczykowski, Draxler, Caligiuri - Gomez

Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Bartra, Schmelzer - Weigl - Pulisic, Castro, Götze, Guerreiro - Aubameyang

Schiedsrichter: Siebert (Berlin)

Statistik: In 38 Aufeinandertreffen konnte der BVB 20 Partien für sich entscheiden, 9 mal gewannen die Wölfe und 9 mal hieß es unentschieden.

Leonie, 20.09.2016

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