Die Amas-Saison beginnt
Nach dem Abstieg aus der 3. Liga im vergangenen Jahr geht Borussia Dortmund II mit dem Gastspiel bei der U23 des effzeh am Samstag in seine zweite Regionalliga-Saison. Anders als noch im Vorjahr gelten die Borussen-Bubis in dieser Spielzeit durchaus als Mitfavorit auf die Meisterschaft und den Aufstieg. Die bei einer Zweitvertretung traditionell hohe Fluktuation konnte in diesem Sommer in Grenzen gehalten werden. Die sicherlich schmerzhaften Abgänge von Marvin Ducksch und Jon-Gorenc Stankovic wurden durch eine überraschend offensive Transferpolitik sehr gut aufgefangen. Der neue Kader besteht anders als im Vorjahr nicht mehr nur noch aus reinen Talenten, sondern wurde mit dem einen oder anderen erfahrenen Regionalligaspieler jenseits der 20 Jahre verstärkt. Wir möchten im Folgenden einen Blick auf den neuen Kader und die neue Saison für den BVB II werfen.
Torhüter
Auf der Torhüterposition dürfte sich nicht allzu viel ändern. Hendrik Bonmann Fußballgott ist die unumstrittene Nummer eins – und das auch vollkommen zurecht. Der Junge dürfte durchaus der beste Viertligakeeper Deutschlands sein. Dass er sich (noch) nicht zu Höherem berufen fühlt, dürfte wohl einzig und allein seiner großen Liebe zur Borussia geschuldet sein. Mindestens ein Jahr lang wird er also definitiv noch für Schwatzgelb auflaufen.
Dahinter hat sich jedoch einiges getan. Die beiden Ersatzmänner Steffen Göcke und Mark-Patrick Redl verlassen den BVB mit noch unbekanntem Ziel. Neue Nummer zwei wird dadurch der bisherige U19-Tormann und Jugendnationalspieler Dominik Reimann. Reimann verfügt über eine Menge Talent. Fraglich ist nur, wie lange er darauf Lust haben wird, in der Regionalliga auf der Bank zu schmoren. Mit seinen 19 Jahren braucht er langfristig natürlich Spielpraxis, die er beim BVB II nur selten bis nie bekommen dürfte. Vielleicht spekuliert er aber ein wenig darauf, dass Roman Weidenfeller im kommenden Sommer seinen Vertrag beendet, Bonmann zu den Profis aufrückt und er selbst dann Nummer eins beim in der dritten oder vierten Liga spielenden BVB II sein wird. Man darf gespannt sein…
Innenverteidigung
Zunächst die wichtigste Nachricht: Die beiden Stamm-Innenverteidiger Christoph Zimmermann (1,94m, Vertrag bis 2017) und Patrick Mainka (1,94m, Vertrag bis 2018) konnten gehalten werden. Sie sind die Stützen in der Defensive und dürften im Falle von Verletzungen oder Sperren nur schwer zu ersetzen sein. Denn hinter den beiden lässt es qualitativ schon etwas nach. Mit Jon-Gorenc Stankovic verlässt einer der stärksten Amas-Spieler der letzten Spielzeiten den Verein, der dauerverletzte Marian Sarr fährt in Zukunft lieber VW als Opel und Mohamed El-Bouazatti wird für ein Jahr zum Drittligisten VfL Osnabrück ausgeliehen. Einzige echte Alternative in der Innenverteidigung wäre derzeit Lars Dietz. Ob dessen Qualität allerdings dauerhaft für einen Regionalligisten ausreicht, darf zumindest bezweifelt werden.
Außenverteidigung
Etwas komfortabler sieht die Situation auf den Außenverteidigerpositionen aus. Zwar hat die Borussia mit dem Abgang von Nico Knystock Richtung Rödinghausen einen soliden Spieler verloren, er konnte durch die Verpflichtung von Herbert Bockhorn aber adäquat ersetzt werden. Der 21-Jährige dürfte sich mit Burak Camoglu einen netten Kampf um die Position rechts hinten liefern.
Gegenüber auf der linken Seite hat Daniel Farke sogar eine noch luxuriösere Situation. Optionen hier sind neben Sören Dieckmann und Maximilian Güll auch der letztjährige U19-Kapitän Till Schumacher.
Defensives Mittelfeld
Im defensiven Mittelfeld dürfte Atakan Karazor einen der vermutlich beiden Sechserplätze sicher haben. Der erst 19-Jährige, der im letzten Jahr aus Bochum an die Strobelallee wechselte, hat sich nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile fest im Team etabliert. Auch bei den Testspielen in diesem Sommer hinterließ er einen sehr ordentlichen Eindruck. Falls Farke wirklich beim gewohnten 4-2-3-1 bleibt, dürfte der Kampf um die zweite Position neben Karazor sehr spannend werden. David Sauerland gehört nun endgültig zum Kader und bewies in der Jugend mehrfach sein großes Potential. Dazu verpflichtete die Borussia mit Moritz Fritz den letztjährigen Kapitän des magischen Rot-Weiß Essen und setzte damit mal direkt ein Ausrufezeichen. Fritz ist mit seinen 23 Jahren recht erfahren, bestritt bereits 86 Spiele in der Regionalliga West. Er ist sicherlich nicht nach Dortmund gewechselt, um sich auf die Ersatzbank zu setzen. Er wird den Saisonstart allerdings aufgrund eines Muskelfaserrisses erst einmal leider verpassen. Genauso wie David Solga: Der Routinier befindet sich nach seinem Kreuzbandriss noch immer in der Reha und wird wohl in diesem Jahr nicht mehr auf dem Platz stehen.
Offensives Mittelfeld
Das absolute Prunkstück des Kaders bildet das offensive Mittelfeld. Bleiben die Amas von Verletzungen verschont, hat Daniel Farke hier jedes Wochenende nahezu die Qual der Wahl. Für Aufsehen sorgte Dortmund sicherlich mit der Verpflichtung des 28-jährigen Massih Wassey vom SC Wiedenbrück. Der gebürtige Münsteraner ist mehr als nur ein ordentlicher Regionalligaspieler. Bei den Testspielen in diesem Sommer gehörte er auch stets zu den besten Borussen auf dem Platz. Dass er gleich einen Vertrag bis 2019 bei der Borussia unterschrieben hat, darf durchaus als Zeichen verstanden werden, dass er und sein neuer Arbeitgeber durchaus etwas gemeinsam vorhaben.
Neben Wassey dürfte auch Marco Hober gute Chancen auf einen festen Platz in der ersten Elf haben. Der Leihvertrag mit Arminia Bielefeld konnte noch einmal verlängert werden – und das ist auch gut so. Hober gehörte in der vergangenen Rückrunde zu den Garanten für die sehr erfolgreiche Halbserie. Dass er die Profis auf die China-Reise begleitete, ist nicht nur reiner Zufall, sondern ein Fingerzeig dafür, dass in dem Jungen eine Menge Talent steckt. Wenn er an seine Leistungen aus der ersten Jahreshälfte anknüpfen bzw. sich noch weiter verbessern kann, ist er dem BVB II definitiv eine große Hilfe.
Um den letzten Platz im 4-2-3-1 würden sich dann noch Philipp Hanke, Michael Eberwein und Alen Ozbolt streiten. Zudem blieben noch die Alternativen Oguzhan Aydogan und Jonas Arweiler, die beide aus der U19 aufrücken, beide jedoch unter normalen Umständen keine allzu große Rolle im Kader spielen dürften.
Hoffen darf man zudem darauf, dass im Laufe der Saison auch Joseph Gyau (ja, den gibt es auch noch!) zurückkehrt. Der immer noch erst 23-Jährige plagt sich seit gut eineinhalb Jahren mit schweren Verletzungen herum. Das ist nicht nur menschlich bitter, sondern sportlich auch mehr als nur schade. Auch Gyau verfügt über viel Qualität, die auch weit über die eines normalen Regionalligaspielers hinausgeht. Nicht umsonst hat er bereits Länderspiele für die USA und Bundesligaspiele für Hoffenheim und Dortmund bestritten.
Sturm
Im Sturm muss der BVB mit dem Abgang von Duckschi Ducksch sicherlich einen sehr schmerzhaften Abgang hinnehmen. Nach dessen Mittelfußbruch hat er sich im Laufe der letzten Saison wieder gefangen und war unumstritten bester Dortmunder der Saison. Man kann ihm nur wünschen, dass er beim FC St. Pauli endlich Fuß im Profifußball fassen kann und dort genauso abgehen wird wie beim BVB II. Zudem verließ mit Tammo Harder noch ein Spieler die Borussia, der in den letzten Jahren mitverantwortlich für viele Siege in der 3. Und 4. Liga war.
Dennoch: Auch diese beiden Akteure konnte der BVB sehr ordentlich ersetzen. Mit Hamadi al Ghaddioui verpflichtete die Borussia neben Wassey einen zweiten Ü23-Spieler. Der 25-Jährige knipste im letzten Jahr 16 Mal für den SC Verl und weiß durchaus, wo das Tor steht. Darüber hinaus konnte mit Henrik Bartsch ein hoffnungsvolles Talent aus Nürnberg verpflichtet werden. Wie Bartsch sich im Seniorenfußball schlagen wird, wird man allerdings noch sehen. Beim Testspiel in Herne zumindest konnte er nicht wirklich auf sich aufmerksam machen.
Neben al Ghaddioui und Bartsch bieten sich mit Eberwein und Ozbolt sowie im absoluten Notfall auch Arweiler mehrere mehr oder wenige solide Alternativen.
Das System
Vieles deutet darauf hin, dass der BVB auch weiterhin vornehmlich im gewohnten 4-2-3-1 agieren wird. Das ist die Position, die jeder kennt, das ist die Position, mit der man eine so erfolgreiche Rückrunde bestritt. Dennoch scheint sich Daniel Farke nicht unbedingt auf ein System festlegen zu wollen. Beim Auftritt in Herne testete er beispielsweise die derzeit beliebte Dreierkette mit Zimmermann/Mainka/Dietz, die sich in der Defensive zu einer Fünferkette formiert. Aufgrund der Vielzahl an hochkarätigen Offensivspielern erscheint aber auch ein 4-1-4-1 durchaus möglich.
Der Spielplan
Die Regionalliga West startet wie auch im letzten Jahr bereits ein paar Wochen vor der Bundesliga. Das gibt uns zumindest am Anfang der Saison die Möglichkeit ohne Parallelansetzungsstress einige Spiele unserer Amas zu genießen. Da die Kernanstoßzeit aber Samstag um 14:00 Uhr ist, werden sich die ZIS und die Herren der Spielansetzung diesmal nicht verbiegen müssen, um uns im Saisonverlauf möglichst viele Parallelansetzungen zu bescheren. Auf Grund der Champions League werden die Profis eher in Ausnahmefällen am Sonntag spielen, womit Überschneidungen unumgänglich sind. Man kann nur hoffen, dass so verrückte Anstoßzeiten wie Montag um 14:00 Uhr der Vergangenheit angehören.
Wo landet unsere U23?
Als Daniel Farke die Amas in der letzten Saison übernahm, lag man überraschend auf einem Abstiegsplatz. Mit seiner grundsympathischen und positiven Art sowie einer neuen, offensiveren Spielanlage konnte Farke der Mannschaft jedoch wieder Selbstbewusstsein und Siegeswillen einimpfen, so dass am Ende sogar noch die Prognose von Malte Dürr erreicht wurden: Ein Platz zwischen drei und acht. Trotz des großen Umbruchs und des Verlusts einiger Leistungsträger hört sich eine erneute Prognose, die Platz acht beinhaltet, zu sehr nach Understatement an. Es ist davon auszugehen, dass der BVB im oberen Drittel mitspielen wird, vermutlich aber durchaus die Top 5 in Angriff nimmt. Auch in der Reviersport-Umfrage unter den Trainern zeichnete sich ein recht klares Bild ab. Hier wurden mehrheitlich der rot-weiße Traditionsverein aus Essen, der ETL-Werksclub aus Köln und unsere Zweitvertretung als Favoriten auf den ersten Platz genannt. Mit Abstrichen gehören auch die U23 der kleinen Borussia sowie RWO zu diesem Kreis. Bedenken sollte man trotzdem, dass der BVB eine sehr junge Mannschaft stellt, die natürlich auch gewissen Leistungsschwankungen unterliegt.
schwatzgelb.de ist wieder live dabei
Wie schon in den vorangegangenen Spielzeiten werden wir natürlich wieder von möglichst vielen Spielen live berichten, sofern wir nicht von unsäglichen Anstoßzeiten oder unnötigen Parallelansetzungen gebremst werden. Live-Ticker und Amateurfunk befinden sich auch in dieser Spielzeit wieder im Repertoire der Amas-Berichterstattung.
Cka & Seb, 29.07.2016