Doppelt hält besser
Berlin ist immer eine Reise wert. Ein Allgemeinplatz, den man auch als Fußballfan unterschreibt, zumindest dann, wenn wie am Samstag Temperaturen über 10 Grad und Sonnenschein angesagt sind, was das oftmals zugige und kalte Olympiastadion erträglich macht. Wobei man als Borusse sowieso mit einem feinen Lächeln entgegnen könnte, dass Berlin zuletzt eigentlich immer zwei Reisen wert war. Oder gar keine. In den letzten fünf Jahren hat der BVB jedenfalls immer dann das Pokalfinale erreicht, wenn die Hertha in der 1. Bundesliga mitgespielt hat. Gute Aussichten also nicht nur für das Viertelfinalspiel kommende Woche in Stuttgart, und die Sparfüchse unter uns sollten vielleicht schon mal ein hübsches Hotel für das Endspiel im Mai buchen...
Und es könnte sogar noch zu einem dritten Spiel kommen. Entgegen aller Tradition ist die Hertha in dieser Saison nicht nur in der Bundesliga gut unterwegs, sondern überwintert erstmals seit einigen Jahren auch wieder im DFB-Pokal. Ein Halbfinale in Berlin wäre für unsere Borussia also ebenfalls noch drin. Was dann vermutlich ein doppelt gutes Omen wäre: Dass die Hertha im eigenen Stadion ein Endspiel spielt, bleibt ja sowieso nur ihrer zweiten Mannschaft vorbehalten.
Aber genug der Zukunftsmusik: Die Hertha steht völlig zurecht auf dem dritten Tabellenplatz, schon allein weil sie als einziger Club (neben den beiden Aufsteigern) aus dem Mittelfeld der Liga, das in diesem Jahr augenscheinlich aus sechzehn Mannschaften besteht, ihre Leistung konstant auf den Platz bringt: Zehn Siegen stehen nur fünf Niederlagen gegenüber, und die erfolgten allesamt gegen "Große" der Liga: Bayern, Borussia, Gelsenkirchen, Wolfsburg und Gladbach. Zudem steht die Defensive der Alten Dame mit nur 21 Gegentoren sogar noch ein wenig besser da als unsere (24 Gegentore). All das ist zwar nur selten schön anzusehen, aber nach vielen Jahren im Abstiegskampf oder eben im Fahrstuhl war die Entscheidung von Coach Pál Dárdai, nach seiner Inhronisierung vor einem Jahr in erster Linie auf Stabilität in der Abwehr zu setzen, nachvollziehbar. Und sowieso gibt ihm der Erfolg Recht.
Wobei es natürlich auch anders geht: Wie man erfolgreichen und schönen Fußball spielt, beweist unser BVB unter Thomas Tuchel fast im Wochentakt, trotz des zuletzt eher glücklichen Siegs gegen Ingolstadt, deren Spielweise die Verantwortlichen in Berlin in den letzten Tagen sicher genau unter die Lupe genommen haben werden. Man wird nicht ganz falsch liegen, wenn man für Samstag ein ähnlich zähes Spiel erwartet. Umso wichtiger ist die zu erwartende Rückkehr der zuletzt erkrankten Ilkay Gündogan und Marco Reus, die sich zum Rückrundenauftakt ja bereits in bestechender Form gezeigt hatten. Gerade ein Taktgeber wie Gündogan fehlte im letzten Heimspiel an allen Ecken und Enden, zumal auch ein mehr als passabler Ersatz wie Gonzalo Castro lange auf der Bank schmoren durfte.
Sofern aber Fragezeichen hinter der Fitness bzw. der Gesundheit einzelner Spieler bestehen, dürfte damit zu rechnen sein, dass sie die Reise nach Berlin nicht mitmachen werden. Vor den anstehenden vier bis sechs Englischen Wochen (abhängig vom Abschneiden in der Europa League gegen Porto) und ob der mehr als komfortablen Lage in der Liga dürfte das Pokalspiel am Dienstag fast als prioritär angesehen werden. Schmalspurstatistik hin oder her.
Hertha BSC: Kraft - Weiser, Langkamp, Brooks, Plattenhardt - Darida, Lustenberger - Baumjohann, Haraguchi - Ibisevic, Kalou
Borussia Dortmund: Bürki - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Weigl - Gündogan, Castro - Reus, Aubameyang, Mkhitaryan
Schiedsrichter: Fritz - Schaal, Pelgrim - Brand
Stadion: Olympiastadion Berlin, noch nicht ganz ausverkauft