Warmlaufen

Romantikmodus aus, Derbymodus an

09.04.2016, 22:44 Uhr von:  Redaktion

Für viele Fans stand das Spiel gegen Liverpool mehr im Fokus als das Derby„Ob Klopp wohl vor die Süd kommt?“ „Wie wird er wohl die Spieler begrüßen?“ „Meinste, der ist wehmütig?“ „Vielleicht drückt er sich ja ne Träne aus dem Knopfloch.“ So liefen ungefähr 90 Prozent der Gespräche ab, denen ich vor dem Spiel gegen Liverpool beiwohnen durfte. Und jetzt, nach dem Hinspiel, fragt sich der Jürgen-Klopp-Nachweiner natürlich, wie die Geschichte wohl am nächsten Donnerstag an der Anfield Road weitergehen wird - emotional gesehen natürlich. Dass sich zur Zeit alles um Klopp und die Spiele gegen Liverpool dreht, war ja seit der Auslosung klar. So eine Geschichte hätten sich ja noch nicht mal die Macher von GZSZ ausdenken können… Ja, ich war auch etwas mehr aufgeregt, als es für ein Viertelfinalspiel üblich wäre. War es doch wie ein Wiedersehen mit dem Ex für den man immer noch Gefühle hat. Und trotzdem gerät mir eines bei dieser ganzen Klopp-Gefühlsduselei zu sehr aus dem Blick: Das Derby steht an. DERBY. Das Spiel, das darüber entscheidet, ob man mit breiter Brust auf der Arbeit und im Freundeskreis auflaufen kann. Oder ob man bis zum nächsten Aufeinandertreffen gepflegt die Klappe halten muss. Das Spiel, das eine verkorkste Saison noch retten oder eine geile Saison trüben kann. Wie heißt es so schön: Derbysieg ist wie Meisterschaft. Und Derbyniederlage wie Abstieg.

Henrikh Mkhitaryan gegen Dennis Aogo im HinspielIn den Abstiegsstrudel würden wir die Blauen mit einem Derbysieg natürlich nicht stoßen. Doch drei Punkte auf unserem Konto würde die Krise des ungeliebten Nachbarn noch weiter verschärfen. Denn vor dem 148. Revierderby lastet der Druck klar auf den Blauen, die nach der 0:3-Blamage in Ingolstadt auf Tabellenplatz sieben abgerutscht sind – der ausgerufene Champions-League-Platz ist in weite Ferne gerückt. Gleichzeitig könnten wir mit einem Sieg den Rückstand auf die Blauen von zur Zeit 23 Punkten auf 26 Punkte ausbauen. Mit Augenhöhe hat das wenig zu tun und das weiß auch Trainer André Breitenreiter: „Das erhoffen wir uns alle, momentan sind wir davon weit entfernt“, gab er im jüngsten Kicker-Interview zu. Damit bei der blau-weißen Anhängerschar aber bloß nicht der Eindruck aufkommt, wann wollen auch nur in irgendeiner Form wie der BVB sein, hat er noch hinterhergeschoben: „Dortmund wird niemals ein Vorbild für uns sein.“ Nein? Können wir mit leben, André . Für den wird die Luft in der Turnhalle übrigens immer dünner. Glaubt man einschlägigen Medien, soll Lucien Favre bereits als Nachfolger im Gespräch sein. Manch einer glaubt sogar, dass Breitenreiter direkt seinen Hut nehmen darf, wenn er das Derby – übrigens sein erstes – verliert. Bei den Blauen herrscht also mal wieder Chaos pur. Beste Voraussetzungen also für einen schwarzgelben Derbysieg.

Derbyhelden unter sichGetrübt wird die Vorfreude auf das Derby allerdings beim Blick auf die zu erwartende Stimmung. Denn nach den Vorkommnissen vom Derby am 26. Oktober 2013 (http://www.schwatzgelb.de/2014-03-11-im-fokus-was-geschah-rund-um-das-derby.html) sind die drei Ultragruppen noch bis Mitte 2019 mit Stadionverboten belegt. Damit müssen die größten Stimmungsmacher also zu Hause bleiben. Jetzt kann mal natürlich vortrefflich darüber streiten, warum der Rest der Fans in Sachen Stimmung so abhängig von den Ultras ist. Will ich aber nicht. Und zwar aus dem Grund, weil ich keine Antwort darauf habe. Auch ich habe mich bei den letzten Auswärtsderbys ohne Ultras tierisch über die schlechte Stimmung geärgert. Doch den Schneid, irgendein Lied anzustimmen, habe ich selbst auch nicht. Zu sehr hat man sich daran gewöhnt, dass jemand den Takt vorgibt. Und ich denke, wie mir geht es vielen anderen auch. Trotzdem hoffe, ich dass wir Sonntag eine halbwegs gute Performance im Block abliefern können. Nicht nur, weil das Zuschauen dann einfach mehr Spaß macht. Sondern auch, weil wir spätestens seit dem Spiel gegen Werder wissen, was Fans und Mannschaft gemeinsam schaffen können. Und gerade im Derby kann die Unterstützung der Fans Gold wert sein. Deshalb wäre es mir sehr recht, wenn alle Borussen ihren Blick nun auf das Derby richten.

Auch Morgen wird es für uns nicht das volle Gästekontingent gebenWer möchte, kann ja dann ab Sonntag 17.15 Uhr weiter über das kloppsche Wiedersehen philosophieren.

So könnten sie spielen:

GE: Fährmann - Junior Caicara, Matip, Neustädter, Kolasinac - Geis, Höjbjerg - Sané, Meyer, Belhanda - Huntelaar

Borussia Dortmund: Bürki - Durm, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Ginter, Gündogan, Castro - Mchitarjan, Aubameyang, Pulisic

Schiedsrichter: Zwayer

Bilanz: In 87 Erstliga-Partien haben wir mit 32 Siegen und 30 Niederlagen knapp die Nase vorn. GE gewann sein bis dato letztes Heimspiel im September 2014 mit 2:1. Im Hinspiel im Westfalenstadion am 12. Spieltag unterlag GE knapp mit 2:3. Kagawa, Ginter und Aubameyang sicherten uns den Erfolg, Huntelaar traf zweimal für GE.

Leonie, 09.04.2016

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