Pokal, Viertelfinale, auswärts - und das Kribbeln ist zurück
Es gibt wahrlich schwierigere Aufgaben, als einen Vorbericht zu einem Pokalspiel zu verfassen, das so einige Geschichten zu erzählen hat. In der Liga beim Blick nach oben und unten (positiv) festgefahren, sind es die Pokalwettbewerbe, die uns Fans des Ballspielverein in den nächsten Wochen und hoffentlich Monaten auf die Adrenalin-Spitze treiben. Hier sind die meisten Geschichten dieser Spielzeit noch nicht erzählt, sodass das jeweilige Story-Ende noch völlig offen ist. Eine kleine Auswahl an Kurzgeschichten zum Pokal Viertelfinale mit dem VfB Stuttgart gibt es hier:
Geschichte 1:
Der Tag, den wir uns so lange nicht mal ansatzweise vorstellen konnten, ist nun gekommen: Kevin Großkreutz spielt in einem Pflichtspiel auf nationaler Ebene gegen seinen BVB. Der Kevin, zu dem nichts mehr gesagt beziehungsweise geschrieben werden muss, wird mit seinen neuen Teamkameraden versuchen, seine geliebten Farben aus dem DFB Pokal zu werfen. Das Ganze hätte vor rund 18 Monaten niemand – vor allem wohl er selbst nicht – für möglich gehalten. Nun ist es aber so und sorgt für diese kleine und große und somit leicht surreale Randgeschichte dieser Begegnung.
Geschichte 2:
Für den VfB Stuttgart ist ein Pokal Viertelfinale ein echtes Saisonhighlight und ein Vergleich auf heimischem Boden mit Borussia Dortmund eh ein absolutes Topspiel. Gar nicht so top sind da die Eintrittspreise, die für diese Paarung ausgeschrieben wurden. Fußball muss bezahlbar sein! Ist er aber nicht, wenn diese Preisentwicklung nicht aufgehalten wird, weswegen „Kein Zwanni“ mal wieder zurecht mobil gemacht und zu einem Teilboykott aufgerufen hat – die ersten 20 Minuten des Spiels werden bestreikt, alle Anhänger unserer Borussia sind angehalten, diese Zeit gemeinsam draußen vor dem Block zu verbringen und ein weiteres Zeichen gegen diese negative Entwicklung zu setzen. Zu den Hintergründen und möglichen offenen Fragen, haben wir vor einigen Tagen bereits ein ausführliches Interview veröffentlicht. Diese Aktion ist es absolut wert, unterstützt zu werden, damit unser Fußball auch in Zukunft unser Fußball bleibt!
Geschichte 3:
Als die Auslosung zu dieser Pokalrunde beendet war, konnten alle recht gut mit dem Ergebnis leben. Nun gut, zwar ein Auswärtsspiel, aber immerhin gegen eine Truppe, die sich am Tabellenende als einziger Scherbenhaufen präsentierte. Kurz vorher hatten wir eben jene Truppe noch mit 4:1 aus dem Westfalenstadion geschossen und auf dem vorletzten Tabellenplatz zurückgelassen. Dann ging ein Ruck durch das Ländle und die Stuttgarter verloren seitdem kein Pflichtspiel mehr. Weder die Bayern noch wir sind Tabellenführer der Rückrundentabelle, sondern der VfB aus Stuttgart. Das sagt einiges über die aktuelle Formkurve der Schwaben und sollte Motivation genug sein für diese so wichtige Spiel. Ohnehin sollte von unseren Jungs gerade offensiv ein bisschen mehr kommen, als das in den beiden letzten Partien der Fall war. Stuttgart wird sich – mit Blick auf die letzten fünf Ligaspiele – nicht gänzlich auf seine Defensive verlassen und vielmehr das eigene Glück beim Gang nach vorne suchen. Die Qualität, unsere Abwehr vor Probleme zu stellen, ist bei den Stuttgartern zweifelsohne vorhanden und könnte gerade bei Standardsituationen zur echten Zerreißprobe werden. Mut macht, dass unsere Borussen gerade in wichtigen Spielen gegen offensivstarke Gegner die bisher besten Leistungen abgerufen haben und absolut konzentriert zu Werke gingen. In der derzeitigen Verfassung ist der VfB Stuttgart so ein Gegner und ein Viertelfinale im Pokal solch ein Topspiel.
Geschichte 03+1:
Blicken wir auf die letzten Jahre, ist das Halbfinale im DFB-Pokal doch fast schon fester Bestandteil einer schwarzgelben Saison. Was bei weitem nicht heißt, dass wir diesen Gewohnheitstrott so nebenher gern mitnehmen und uns das Ganze dabei eigentlich schon etwas kalt lässt. Blödsinn! Pokal ist ein geiler Wettbewerb – diese Saison vielleicht wieder sogar ein kleines Stückchen geiler als in manch anderem Jahr. Da kommt ein „Nur noch zwei Siege bis Berlin, Jungs“ halt bei weitem nicht so plakativ daher wie ein „Gegen Ingolstadt und Hannover musst du die drei Punkte aber unbedingt zu Hause behalten“. Denn heute Abend geht es nun mal nicht um drei Punkte, sondern einfach um Weitermachen oder Ausscheiden. Das Kribbeln, das aufgrund der diesjährigen Tabellenkonstellation vielleicht ja etwas abgenommen hat, sollte spätestens jetzt wieder in jedem Borussen-Körper spürbar sein. Die Aufgabe vor der Brust ist eine echte Herausforderung und wir werden sie gemeinsam angehen.
Auf geht’s Dortmund, kämpfen und siegen!
Tim, 08.02.2016