Das Leben ist (k)ein Ponyhof
Es war der 15. August 2015 und ich stand mit einigen Leuten aus unserer Redaktion in Block 12. Es waren gefühlte 40 Grad, 120% Luftfeuchtigkeit und kein Windhauch in Sicht und wir waren alle voller Vorfreude und tja, aufgrund des Wetters schon vor dem Spiel ganz schön durch.
Nach Albtraum-Saison 14/15, ganz ordentlicher Vorbereitung, neuem Trainer, ein paar neuen Spielern, wusste niemand, was uns in der neuen Saison erwarten würde und dann direkt mal gegen Gladbach, die im Gegensatz zu uns eine beeindruckende Vorsaison abgeliefert hatten. Könnte also mal richtig blöd zum Start laufen ...
Kneift uns mal bitte einer?
Also standen wir da, ausnahmsweise mal bewaffnet mit literweise Mineralwasser und hofften irgendwie das Beste. In der 15. Minute schoss Marco Reus das 1:0, knappe sechs Minuten später köpfte Auba zum 2:0. Neben mir murmelte jemand „Gott, sind wir gut“. Wieder zehn Minuten später konterte der BVB Gladbach mustergültig aus und Micki macht das 3:0. Mein kläglicher Rest Frisur war spätestens jetzt komplett im Eimer. Mein Vordermann drehte sich zu mir um, schlug die Hände vor den Mund und riss die Augen auf, als hätte er gerade den Weihnachtsmann gesehen. WTF! 3:0 und noch knapp 15 Minuten in der ersten Halbzeit zu spielen. Micki ist es auch, der kurz nach Wiederanpfiff zum Endstand von 4:0 trifft. Glückseligkeit und ungläubiges Kopfschütteln an allen Orten. Außerdem, wo sind hier eigentlich die Duschen?
Dies war der Auftakt einer grandiosen Hinrunde, die wohl nicht mal der optimistischste Fan sich in seinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können. Für Gladbach war es übrigens der Beginn einer Talfahrt ins Bodenlose. Inklusive Trainerrücktritt und Abstiegsplatz. Wir kennen das, fühlt sich verdammt bescheiden an.
Und nun, fünf Monate später, stehen wir wieder da. Gut, vielleicht eher mit Winterjacke, Schal und Glühwein, aber dennoch wieder mit diesem Kribbeln am ganzen Körper, weil wir nicht wissen, was die Rückrunde für uns bereithalten wird. Die Vorzeichen im Vergleich zum August sind andere. Auch wenn Gladbach sich unter dem neuen Trainer Schubert stabilisiert hat und momentan sogar auf Platz 03+1 steht, gilt der BVB beim morgigen Auswärtsspiel als Favorit. Die Testspiele der letzten Wochen lassen eine gute Frühform erkennen, während Gladbach beim Testspiel in Bochum ganz schön unter die Räder gekommen ist.
Es kommt immer alles anders als man denkt.
Dennoch haben wir und auch die Gladbacher die letzten Monate feststellen müssen, wie schnell es im Leben geht. Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt war alles dabei. Nichts ist selbstverständlich und nichts ist wirklich planbar. Ich habe natürlich ein anderes Gefühl als im August, aber einen wieder erstarkten Gegner und dann auch noch auswärts, darf man niemals auf die leichte Schulter nehmen. Die Kunst wird es sein, sich ein wenig von den bisherigen Erfolgen zu lösen, um sich nicht unnötig unter Druck zu setzen, gleichzeitig aber aus der fabulösen Hinrunde Selbstbewusstsein zu schöpfen und einfach wieder Bock auf die Aufgaben zu haben, die da so kommen.
Bei den Gladbachern fehlen die Langzeitverletzten Dominguez, Jantschke, Schulz, Herrmann und Hahn. Zudem ist Xhaka wegen einer roten Karte gesperrt. Wir müssen auf Schmelzer, Bender und Sahin verzichten, wobei laut Tuchel Schmelle eventuell am Sonntag im Testspiel gegen Union Berlin eingesetzt werden soll. Ansonsten sind alle Männer an Bord.
So könnten sie spielen:
Die einzig wahre Borussia:
Bürki - Piszczek, Sokratis, Hummels, Park - Gündogan, Weigl, Castro - Mkhitaryan, Aubameyang, Reus
Trainer: Tuchel
Gladbach:
Sommer - Korb, Christensen, Hinteregger, Wendt - Dahoud, Nordtveit - Traoré, F. Johnson - Raffael, Stindl
Trainer: Schubert
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych
Steffi, 22.1.16