Lieblingsverein
Hurra, es geht nach Hoffenheim. Was kann es Schöneres geben, als an einem Freitagabend kurz vor Weihnachten zu einem Spitzenspiel nach Hoffenheim zu fahren. Selten dürfte die Nachfrage auf die Auswärtskarten so groß gewesen sein, wie für dieses Spiel. Vermutlich gibt es keine schönere Auswärtsfahrt als die nach Hoffenheim.
Nach dem Abschenken der Meisterschaft in Köln, nun das zweite Auswärtsspiel in Folge, ausgerechnet bei einer hoch motivierten und ambitionierten TSG aus Hoffenheim. Immerhin steckt im Namen des Gegners das Prädikat „hoffen“ und die Hoffnung sollte aus Dortmunder Sicht zuletzt sterben. Irgendwann muss schließlich einmal jede Serie reißen. Auch die der TSG, die bislang unbesiegt durch die Bundesliga schwebt. Wenn nicht gegen uns, gegen wen denn bitteschön dann? Doch das, was selbst die größten Pessimisten positiv stimmen sollte, ist, dass Borussia keine Champions-League unter der Woche gespielt hat. Zugegeben, dass der Aspekt mit der Champions-League-Auslosung auch in die Überlegungen mit einbezogen werden muss, ist nicht zu vernachlässigen. Eine Auslosung kann halt auch an die psychische Substanz gehen. Womit an dieser Stelle sicherlich keine Anspielung auf eine mögliche Ausrede im Vorfeld gemacht werden soll.
„Wir haben in dieser Woche leider festgestellt, dass wir der hohen Belastung der vergangenen Wochen Tribut zollen müssen.“ (T.T. auf der PK)
Apropos Ausrede: Sollte es nicht zu einem Kantersieg kommen, kann die aktuelle Personalsituation wohl kaum als Ausrede dienen. Schließlich hätten die Verletzten Neven Subotić, Nuri Sahin, Piszczek, Sokratis (Vermutlich zur Vertragsunterschrift gerade in Madrid), Marc Bartra, Castro und Erik Durm aufgrund der üblichen Rotation vermutlich eh nicht im Kader gestanden. Außerdem steht ein Manni Bender nach langer Verletzungspause endlich wieder zur Verfügung, so dass einer "Einserkette" mit Manni gegen den Rest der Welt nichts mehr im Wege stehen sollte. Bei den Gastgebern steht der Einsatz ebenfalls gleich von mehreren Spielern auf der Kippe. Neben dem Ex-Borussen Kerem Demirbay drohen ebenso Kevin Vogt und Sebastian Rudy auszufallen.
Auch wenn bei einer möglichen Niederlage das Saisonziel doch arg in Gefahr geraten könnte, so wäre beste Unterhaltung in der Winterpause garantiert. Neben den üblichen Transfergerüchten könnte man sich sicher wochenlang an der Arbeit des Trainers und seinen Trainingsansprachen abarbeiten. Eine Doppelseite über den BVB inklusive Kommentar wäre das mindeste was die üblichen Gazetten drucken könnten, täglich versteht sich. Wie kann ein Trainer aber auch "seine Jungs" während des Trainings mit C-Jugendspieler vergleichen? Spätestens jetzt weiß auch der letzte BVB-Fan, warum die meisten Trainingseinheiten nicht mehr öffentlich sind. Man stelle sich nur einmal vor, eine solche Tonlage bei Trainern und Lehrern würde sich etablieren. Selbst einfache Möchtegern-Trainer ohne Übungsleiterschein würden einen Mario und einen Marco anders ansprechen, indem sie ihre Kritik viel, viel positiver ausdrücken. Mit Sätzen wie: Könntet ihr, vielleicht, eventuell, aber nur wenn es für euch ok ist, etwas leiser unterhalten“. Oder: „Was glaubt ihr, wie sich jetzt der Roman fühlt, wenn ihr über sein Fehlverhalten im Straßenverkehr lästert“.
"Ich wurde am Mittwoch darüber informiert, ich hätte Stress mit Mario. Das ist einfach nicht wahr. Ich habe nach einer Pass-Übung, an der zehn Spieler beteiligt waren, laut gesagt, dass ich nicht zufrieden bin. Die Journalisten, die da waren, haben das gehört, und es ist auch vollkommen okay, darüber zu schreiben. Aber der Satz ging nicht nur an Mario. Das ist ein großer Unterschied." Thomas Tuchel auf der Pressekonferenz
Vielleicht ist Thomas Tuchel (43 Jahre) auch einfach altersmäßig zu weit von seiner doch sehr jungen Mannschaft inzwischen entfernt. Das junge Trainer pädagogisch viel wertvoller agieren können beweist der Trainer der TSG Julian Nagelsmann (29 Jahre) regelmäßig. Wahnsinn, wie er es schafft die Wahrheit für alle Parteien erträglich und dennoch knall hart zu analysieren: „Es gibt kein Spiel, wo der Schiedsrichter nicht der Arsch ist. Entweder ist er bei irgendeinem Zuschauer der Depp oder bei Trainer A oder Trainer B. Aber das mal jemand in die Kabine geht und sagt, der Schiedsrichter war aber gut, das gibt's nie. Du bist immer der Vollidiot. Und immer der Vollidiot im Leben zu sein, ist glaube ich nicht so angenehm.“ Selbst ein Sandro Wagner, der zu den unbeliebtesten Spielern der Bundesliga zählt, hat Anschluss in der „Kraichgauer-Trainingsgruppe“ gefunden. Kein Wunder also, dass bei so einem einfühlsamen Pädagogen, selbst eine Mannschaft wie die TSG Hoffenheim es schafft mit zwei Punkten in der Tabelle vor Borussia Dortmund zu stehen und es auch noch wagt attraktiven und offensiven Fußball zu spielen.
Dass der BVB mit einem Sieg an
Hoffenheim in der Tabelle vorbeiziehen könnte und gleichzeitig Anschluss an die
Champions-League-Plätze halten würde, reizt vermutlich nur die wenigsten
BVB-Fans. Bezüglich Hoffenheim zeigt man sich gerne gönnerhaft. Zwischen den
beiden Fan-Lagern besteht schon seit Jahren ein fast freundschaftliches Verhältnis, geprägt durch eine Respekt und Anerkennung. Spätestens seit dem 34. Spieltag der Saison 2012/2013, als der BVB
am letzten Spieltag durch ein Unentschieden oder durch einen Sieg den Abstieg
der TSG hätte besiegeln können, weiß man Auswärtsspiele in Hoffenheim besonders
zu schätzen.
So könnten sie spielen:
Lieblingsverein TSG Hoffenheim: Baumann – Süle, Vogt,
Hübner – Kaderabek, Toljan – Rudy – Amiri, Rupp – Wagner, Kramaric
C-Jugend von Borussia Dortmund: Weidenfeller –
Passlack, Ginter, Bender, Schmelzer – Weigl – Dembélé, Reus, Götze, Schürrle–
Aubameyang
Schiedsrichter: Brand (Bamberg); Assistenten: Schröder
(Hannover), Assmuth (Köln); Vierter Offizieller: Grudzinski (Hamburg)
Christoph 15.12.16