Wir haben eine Stimme. Nutzen wir sie!
Wenn mich Menschen fragen, was ich am meisten daran schätze, Fan des BVB zu sein, dann sind es für mich nicht die Pokale im Borusseum oder die knallgelben Trikots. Was den BVB für mich ausmacht, sind die Erinnerungen und Erlebnisse, die Menschen und Emotionen sowie die Chance, die Richtung und Zukunft dieses Vereins mitzubestimmen. Durch meine Arbeit bei schwatzgelb.de, durch meinen Lärm im Stadion und nicht zuletzt durch meine Stimme auf der Jahreshauptversammlung. Genau die findet diesen Sonntag statt.
Die Bundesliga musste dieses Jahr einen schweren Schlag hinnehmen, als mit Rasenball Leipzig ein Konstrukt aufgestiegen ist, das einzig und allein aus dem Grund erschaffen wurde, einen Energydrink zu promoten. Schon bei der Gründung des eingetragenen Vereins in Leipzig war es nicht erwünscht, dass gewöhnliche Fans und Sympathiesanten des Ostklubs jemals in irgendeiner Form die Möglichkeit erhalten, Mitbestimmungsrecht in eben jenem zu erhalten. Derartige Strukturen seien nicht im Sinne des deutschen Fußballs, behauptete der Leipziger Geschäftsführer vor einigen Jahren. Ich möchte ihm an dieser Stelle erneut entschieden widersprechen!
Der Fußball lebt durch seine Fans. Wir sind es, die mit unseren Stimmen, Fahnen und Choreos regelmäßig für unvergleichbare Atmosphäre sorgen. Wir sind es, die mit den Käufen von Eintrittskarten, Fanartikeln und Pay-TV-Abonnements die ganze Show erst finanzieren. Und wir sind es, deren Aufmerksamkeit vielen werbetreibenden Firmen im Jahr mehrere Milliarden Euro an Sponsoring-Ausgaben wert sind. Würden sich nicht so viele Beobachter, Sympathisanten und Fans für das interessieren, was dort auf dem Rasen geschieht, wäre das gesamte Fußballgeschäft nicht in der monetären Lage, in der es jetzt ist. Es gäbe keine Superstars und keine Millionengehälter. Dessen sollten wir uns immer bewusst sein und allein deshalb verdienen wir es, den Weg unseres Sports und unserer Vereine mitbestimmen zu können.
Glücklicherweise ist uns dies beim BVB, anders als in Leipzig oder bei vielen anderen europäischen Topclubs, nach wie vor möglich. Erst vor wenigen Wochen konnten wir der regionalen Presse entnehmen, dass der Ballspielverein Borussia 1909 Dortmund e.V. nun mehr als 144.000 überwiegend stimmberechtigte Mitglieder hat - erstmals mehr als der gehasste Nachbar aus dem Gelsenkirchener Vorort. Mehr als 144.000 Menschen, die ihre Meinung äußern und ihr bei der kommenden Jahreshauptversammlung eine Stimme geben können. Das ist außerordentlich beeindruckend und eine riesige Möglichkeit, die wir uns nicht nehmen lassen sollten. Denn unser BVB ist mehr als die drei Punkte pro Bundesliga-Sieg, mehr als die Pokale, mehr als die 11 Spieler auf dem Rasen. Borussia Dortmund besteht aus tausenden von Menschen, die Werte haben und vertreten, die füreinander einstehen und sich manchmal auch in die Haare kriegen.
Wenn der eingetragene Ballspielverein Borussia von 1909 am Sonntag zur Jahreshauptversammlung lädt, sind keine großen Streitigkeiten zu erwarten. Die Zeiten am Rheinlanddamm sind längst nicht mehr so turbulent wie vor einigen Jahren. Dennoch ist es wichtig, dass wir in Zeiten von Werks- und Werbevereinen oder Milliardärsspielzeugen demonstrieren, dass wir und unsere Mitbestimmung wichtig sind. Turnusgemäß haben auch wir dieses Jahr einen Präsidenten zu wählen. Dr. Reinhard Rauball ist seit zwölf Jahren zum dritten Mal Präsident von Borussia Dortmund und möchte dies auch im Dezember noch sein. Außerdem steht die Wahl des Wirtschaftsprüfers, der Kassenprüfer und des Ältestenrats auf der Tagesordnung, die Wahlkarten werden am Sonntag also dringend benötigt.
Der zunehmende Schwarz- und Zweitmarkthandel von Eintrittskarten für Spiele von Borussia Dortmund ist ein großes Ärgernis für die Fans und Mitglieder von Borussia Dortmund. Gleichzeitig bereiten steigende Ticketpreise für Spiele im In- und Ausland, Entwicklungen wie sie u.a. in Spanien und England, zum Teil aber auch bereits in der Bundesliga zu beobachten sind, vielen Fans und Mitgliedern große Sorge.
Borussia Dortmund steht traditionell für eine offene Vereins- und Fankultur, die allen Menschen unabhängig von Herkunft und Einkommen eine Teilhabe an diesem großartigen Verein und auch und insbesondere an den Spielen seiner Mannschaften ermöglicht („Hier fragt man nicht nach arm oder reich!“). Der Verein sollte daher auf seiner Mitgliederversammlung im Einklang mit seinen Idealen nicht nur den Schwarz- und Zweitmarkthandel von Tickets bei Spielen von Borussia Dortmund missbilligen, sondern auch ein klares Zeichen für faire Ticketpreise und eine faire Ticketvergabe setzen. Die Mitgliederversammlung des BV Borussia 09 e.V. möge beschließen:
Der B.V. Borussia 09 e.V. Dortmund steht für faire Ticketpreise sowie für eine faire Ticketvergabe.
Der B.V. Borussia 09 e.V. Dortmund tritt – im Rahmen seiner rechtlichen Möglichkeiten – sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Dialog mit der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA und/oder gegenüber anderen Fußballclubs insbesondere dagegen ein, wenn Eintrittskarten für Spiele der 1. Herren Fußball-Lizenzmannschaft von Borussia Dortmund auf dem Schwarzmarkt und/oder nicht autorisierten Zweitmärkten bzw. nicht autorisierten sonstigen Wegen zu weit überhöhten Preisen angeboten und veräußert werden.
Nachdem wir im Rahmen unseres letzten Interviews mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von euch viele Fragen zum Themenkomplex Tickets erhalten haben, ist dies nun eure Möglichkeit, mit eurer Stimme dafür Sorge zu tragen, dass sich die Situation im und um das Westfalenstadion nicht noch weiter verschlechtert - wenn nicht sogar verbessert. Nutzt sie! Kommt zur Jahreshauptversammlung und nehmt den Einfluss, den die Fans in Leipzig nicht nehmen können. Partizipiert am aktiven Vereinsleben und bestimmt den Weg, den euer und unser BVB künftig gehen soll.
Los geht's am Sonntag, den 20. November 2016 um 11:00 Uhr
in der Westfalenhalle 3B in Dortmund.
Bitte bringt sowohl euren aktuellen Mitgliedsausweis als auch euren Personalausweis mit. Um frühzeitiges Erscheinen wird gebeten.
Wir sind Borussia. Ball-Heil Hurra!