Unsa Senf

Can't buy me love

15.04.2016, 14:43 Uhr von:  Desperado09

Wir haben die Anfield Road zum Schweigen gebracht und wir haben erlebt, wie unfassbar laut dieses Stadion sein kann. Auch ohne ein großes Endspiel gewesen zu sein, war die Wallfahrt nach Liverpool eine Fußballreise, von der ich noch lange zehren und erzählen werde. Die einmalige Chance, in genau dieser emotionalen und historischen Gemengelage nach Liverpool reisen zu dürfen, war ein Geschenk und ein Höhepunkt meiner Jahrzehnte alten Fankarriere, sogar mit dem falschrum gelaufenen Malaga-Erlebnis.

Was für eine Wallfahrt! Ich bin ja alles Andere als religiös und habe null Verständnis, warum Menschen an Orte pilgern, denen ein göttlicher oder mystischer Zauber innewohnt oder wo ein durch angeblich göttliche Macht befugter Mensch seinen Amtssitz hat.

Das ist das Schöne am Fußball: Der ist echt und die Mythen sind von Menschen gemacht. Wenn du als Fußballfan an einen Ort reist, dann liegt es allein an dir, den Zauber, der dort wohnt, zu wecken. Die Dinge, die dort passiert sind, stehen in der Statistik und vielleicht warst du sogar dabei, als sie passierten.

Can't buy me love
In diesem Sinne war Liverpool das Paradebeispiel für eine Fußball-Wallfahrt. Zwei Städte, zwei Vereine und zwei Fankulturen, die einander mit größtem Respekt begegnet sind und absolut bereit waren, sich aufeinander einzulassen. Liverpool ist Beatles, Glasgow 1966, Heysel, Hillsborough, Frankie goes to Hollywood, Ferry cross the Mersey und You'll never walk alone. Liverpool ist ein Fixpunkt in der Popkultur, in der Geschichte des BVB und dann auch noch der Kulminationspunkt all dessen, was Fußball im Guten und im Schlechten ausmacht.


Und dann ist Liverpool noch Klopp. Und wir sind auch noch Klopp, denn ohne die letzten Jahre hätten wir gar nicht diese emotionale Verzückung gespürt, als uns der legendäre Liverpool FC zugelost wurde. Das traumhafteste aller Traumlose. Wir sind ja emotional ganz schön verduselt seit der Meisterschaft 2011.

Mit diesem historischen und emotionalen Rucksack kann eine Wallfahrt nach Liverpool nur gelingen. In der Stadt war zu spüren, wie Fußball hier gelebt wird und wie respektvoll und fair der Umgang unter Fans sein kann, wenn sie sich auf ihre gemeinsamen Werte besinnen.

Im Stadion artete die gemeinsame Solidarität schon fast in Kitsch aus. Gemeinsam "You'll never walk alone" gesungen, eine Choreo für die Toten von Hillsborough, Friede, Freude, Eierkuchen?

Zum Glück nicht, denn noch nie zuvor habe ich bei einem Spiel gespürt, was hinter dem oft hohlen Spruch "Getrennt in den Farben, in der Sache vereint" steckt. Man kann seine Mannschaft anfeuern, ohne den Gegner auf allen Ebenen scheiße zu finden. Man kann vor einem Gegner sogar den allerhöchstrn Respekt haben und trotzdem alles geben, um seine Fans in Grund und Boden zu schreien und zu singen.

Wir haben die Anfield Road zum Schweigen gebracht und wir haben erlebt, wie unfassbar laut dieses Stadion sein kann. Es ist ein Geschenk, dass trotz der hohen Eintrittspreise die Engländer zumindest in Liverpool offenbar immer noch über ein Asi-Potenzial verfügen, mit dem es gelingt, selbst die Längstribünen beeindruckend laut und aggressiv zu machen.

Auch ohne ein großes Endspiel gewesen zu sein, war die Wallfahrt nach Liverpool eine Fußballreise, von der ich noch lange zehren und erzählen werde. Die einmalige Chance, in genau dieser emotionalen und historischen Gemengelage nach Liverpool reisen zu dürfen, war ein Geschenk und ein Höhepunkt meiner Jahrzehnte alten Fankarriere, sogar mit dem falschrum gelaufenen Malaga-Erlebnis, auf das ich in dieser Form sehr gerne verzichtet hätte.

Wenn noch mal jemand fragt, was an Plastikvereinen wie Hoffenheim, Wolfsburg oder Leipzig schlimm ist: All das, was da oben steht, geht mit denen nicht. Weil Tradition in den Menschen lebt, die sie leben und vielleicht auch erlebt haben. Weil Geld keine Liebe kauft und Emotionen und Respekt unbezahlbar sind.

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