Fimpen, der Knirps - So schreibt man Trash auf Schwedisch
Der schwedische Film „Fimpen, der Knirps“ aus dem Jahr 1973 wurde 2013 von Experten zum „besten Fußball-Spielfilm aller Zeiten“ gewählt. Wenngleich dieses Werk durchaus charmante Passagen aufweisen kann, kommt unser Autor nach einem Abend mit der DVD und der digital restaurierten Fassung zu einem gänzlich anderen Fazit.
Während heutzutage Dutzende Filme mit fußballerischem Sujet den Markt nachgerade überschwemmen und es inzwischen sogar eigene Festivals für Fußballfilme gibt, stellte dieses Genre in den 70er-Jahren noch eine große Ausnahme dar. Umso überraschender, dass ein schwedischer Film aus dieser Zeit und mit dieser Thematik 2013 anlässlich des zehnten 11mm-Jubiläums zum angeblich „besten Fußball-Spielfilm aller Zeiten“ gewählt wurde. Grund genug für schwatzgelb.de, mal einen genaueren Blick auf dieses lange ignoriertes Kunstwerk zu werfen.
Der Inhalt des Films ist recht schnell erzählt: Der schwedische Nationalstürmer und Superstar Macken wird auf einem Hinterhof-Bolzplatz vom kleinen Johan Bergmann (Johan Bergman) durch einen Trick gedemütigt und verliert daraufhin sein komplettes Selbstbewusstsein, während der sechsjährige Johan a.k.a Fimpen über den Traditionsverein Hammarby IF in die schwedische Nationalmannschaft gelangt und dort an der Seite der damaligen großen Stars wie Torwart Ronnie Hellström reüssiert.
Fimpen, der Stockfisch
Während am Anfang der kleine Fimpen (schwedisch für „Stummel“) den Zuschauer aufgrund seiner rührigen Art noch in den Bann ziehen kann, verflüchtigt sich dieser erste positive Eindruck nach und nach, da der Kleine sowohl in größter Freude als auch in tiefster Trauer nur über einen Gesichtsausdruck verfügt und damit eher an einen grenzdebilen Stockfisch erinnert. „Ja“ und „Nö“ dürften die am meisten verwendeten Worte dieses Films sein, wobei auch die deutsche Synchronisation unterdurchschnittlich ist und die Lippenbewegungen nur sporadisch zum Gesagten passen.
Besonders ärgerlich sind diese Mängel mit Blick auf die eigentlich wunderbare Intention dieses Films, da wir es hier mit der cineastisch verwirklichten Form eines jeden Jungentraums zu tun haben: entscheidende Tore für den Heimatverein und/oder die Nationalmannschaft zu erzielen, um so zum gefeierten Star werden zu können. Doch auch die damit zusammenhängenden Spielszenen können keinem Vergleich mit Spielszenen aus anderen Fußball-Filmen wie beispielsweise „Das Wunder von Bern“ standhalten. So verfügt Fimpen über genau zwei Tricks, um an seinen Gegenspielern vorbeizukommen, die kurioserweise auch immer wieder aufs Neue klappen. Aber vielleicht hat es in den 70ern ja auch einfach noch keine Videoanalyse der gegnerischen Mannschaften gegeben...
Während die fußballerischen Bezüge also eher Trash-Charakter aufweisen, überzeugt der Film im zweiten Teil schon eher durch seine fast schon prophetischen Darstellungen der auch heute noch gegebenen Probleme junger Spieler mit dem plötzlichen Ruhm sowie den damit zusamenhängenden Begleiterscheinungen in der medialen Berichterstattung. Selbst die Frage, ob und inwieweit junge Profifußballer noch zur Schule gehen sollen respektive können sowie die damit korrespondierende Überforderung wird in diesem Film des Regisseurs Bo Widerberg durchaus realistisch verhandelt, auch wenn diese Frage natürlich überspitzt auf einen Grundschüler bezogen wird.