Der Tiger in der Höhle des Löwen
Ohne despektierlich klingen zu wollen, aber als die Auslosung uns Paderborn bescherte, ging mir als erstes ein „Achtelfinale ist geritzt“ durch den Kopf. Darf man als Trainer und Spieler nicht denken und auf gar keinen Fall sagen, aber bei aller Liebe als Fan schon. Dann endlich mal wieder ein Heimspiel und schon isser fertich der schöne Pokalabend. Okay, Anstoßzeit 19 Uhr in der Woche ist für aushäusige Fans eher mittelprächtig, aber irgendwas is ja immer.
Natürlich muss man bei aller Gelassenheit das Ding schon anständig angehen und am besten zügig klar machen, um nicht den Hauch von Pokalsensation aufkommen zu lassen.
Und eigentlich könnte man hiermit den Vorbericht auch schon beschließen. Vielleicht könnte man noch kurz darauf hinweisen, dass es leider nicht zu einem Wiedersehen mit Oli Kirch kommen wird. Der im Sommer vom BVB nach Paderborn gewechselte Spieler, laboriert gerade an einem Muskelfaserriss herum. Man könnte überlegen, ob Auba vielleicht Lust auf den dritten Hattrick hat, ob Weidenfeller im Tor steht und ob Tuchel ansonsten noch ein bisschen vor sich hin rotieren wird. Aber letztlich steht am Ende dann doch das einzig vorstellbare Ergebnis – das Weiterkommen im Pokal.
Tja und dann überraschte Paderborn vor gut zwei Wochen mit der Verpflichtung von Stefan Effenberg als neuem Cheftrainer. Effe, erfolgreicher Ex-Profi und in den letzten Jahren als Sky-Experte höchstens noch mit privatem Gossip wirklich in den Medien, ist vielleicht nicht der erste Name, den man so auf dem Zettel hat, wenn man einen neuen Trainer sucht. Dennoch hat Paderborn unter ihm direkt einmal zwei Siege eingefahren. Was Effenberg an Trainererfahrung fehlt, macht er anscheinend mit Motivation wett. Ob das mehr als das übliche Aufbäumen einer Mannschaft nach einem Übungsleiterwechsel ist, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall spielen sie aggressiv und mit Leidenschaft.
Ein bisschen gewarnt sollte man also sein, wenn die Paderborner mit neuem Selbstbewusstsein ins Westfalenstadion einlaufen. Dennoch trifft der SC am Mittwoch auf den momentan zweitplatzierten der Bundesliga und vermutlich kann sich Effe so viele Tiger auf die Haare malen, wie er möchte, es wird vermutlich nicht reichen. Als Gradmesser für die weitere Saison werden die Paderborner dieses Spiel aber sicherlich ohnehin nicht ansehen. Für sie dürfte es trotz Aufschwung nur ein schönes Bonusspiel sein. Auch wenn Effe bei der Pressekonferenz eher in der Abteilung Attacke unterwegs war.
Für die Dortmunder dürfte die Kunst sein eine gute Mischung aus Rotation, Kräfteschonen und hochkonzentriertem Arbeiten zu finden. Gerade in Sachen Abwehr haben sich unsere Jungs doch in den letzten Spielen immer mal wieder den ein oder anderen überflüssigen, wenn nicht sogar dämlichen Schnitzer erlaubt. Paderborn ist ein weiteres Spiel, um diese Fehler abzustellen und sich für die kommenden Aufgaben nötige Sicherheit zurückzuholen. Odds BK 2.0 braucht ja nun echt kein Mensch!
So könnten sie spielen:
Borussia: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Weigl – Mkhitaryan, Gündogan, Kagawa, Reus - Aubameyang
Trainer: Tuchel
Paderborn: L. Kruse – Heinloth, Wahl, Hoheneder, Brückner – Bakalorz, Wydra – Koc, Saglik, Stoppelkamp - Proschwitz
Trainer: Effenberg
Schiedsrichter: Sippel (München)