Und plötzlich wird es so seltsam ernst
Viele BVB-Fans haben sich in den vergangenen Tagen bereits ihren Lieblingsgegner für die Playoff-Runde in der Europa League ausgesucht. Und auch der Wettmarkt ist offenbar felsenfest davon überzeugt, dass unser Ballspielverein in dieser 3. Quali-Runde gar nicht ausscheiden kann. Denn die Quote auf einen Sieg des Wolfsberger AC ist deutlich höher als die Quote auf eine Meisterschaft der Blauen. Und da stellt sich doch die Frage, ob es auch noch Leute gibt, die das Hinspiel gesehen haben. Die gesehen haben, dass der BVB in Österreich mit mehr Glück als Verstand zu einem mickrigen 1:0 kam. Die gesehen haben, welche Probleme die Borussia in der 2. Halbzeit hatte. Und die jetzt einsehen müssen, dass die Mannschaft von Trainer Tuchel noch mindestens 90 schwierige Minuten von der nächsten Runde trennen.
In der 2. Halbzeit des Hinspiels hatte der Zuschauer das Gefühl, als teilten die Dortmunder Spieler die Einstellung vieler Fans, das Duell mit Wolfsberg werde ein Spaziergang. Während Aubameyang und Co. in der 1. Halbzeit offensiv wie defensiv eine konzentrierte Vorstellung boten, erinnerte der 2. Durchgang an düstere Zeiten der vergangenen Saison. Natürlich ist überbordende Kritik nach dem ersten Pflichtspiel der Saison, die ohnehin noch gar nicht so richtig angefangen hat, fehl am Platz. Dennoch darf jeder von unserer Mannschaft in einer Partie gegen eine Mannschaft auf Zweitliga-Niveau mehr erwarten. Im Rückspiel hat die Tuchel-Elf also nun die Chance, diesen unrunden ersten Eindruck ein wenig zu korrigieren.
Weidenfeller darf sich beweisen
Eine Chance ergibt sich zudem für den dienstältesten Borussen. Roman Weidenfeller wird im Rückspiel zwischen den Pfosten stehen. Viele vermuten, dass dies eine von nur wenigen Möglichkeiten für den 34-Jährigen ist, um seine Ambitionen auf die Nummer 1 zu untermauern. Außerdem könnte Gonzalo Castro anstelle Julian Weigls von Beginn an ran. Kevin Kampl könnte zudem auf dem Flügel für Jonas Hofmann in die Startelf rücken.
Auch bei Wolfsberg scheinen ein paar Veränderungen in der Startelf realistisch. Denn während Trainer Dietmar Kühbauer im Hinspiel aus einer extrem defensiven Grundordnung agierte, bleibt ihm in Dortmund nichts anderes übrig als ein wenig offensiver aufzustellen. So könnten Flügelflitzer Jacobo Ynclan sowie Mittelstürmer Tadej Trdina in der Startformation auftauchen. Die beiden Offensiv-Spieler brachten schon im Hinspiel nach ihrer Einwechslung frischen Wind in die Partie und standen auch am Sonntag beim 0:0 in der Liga-Partie beim SV Ried in der Anfangself.
Den meisten mag es nicht bewusst sein. Die meisten wollen es sich vielleicht auch gar nicht vor Augen führen. Wolfsberger AC. Das klingt schließlich viel zu süß, um wirklich bedrohlich zu sein. Aber auf den BVB wartet am Donnerstag das erste große Spiel in dieser Saison. Brügge. Genk. Olmütz. Wir müssen gar nicht weit zurückschauen, um zu erkennen, dass sich Borussia Dortmund in europäischen Qualifikations-Runden gegen kleine Teams schon das eine oder andere Mal blamiert hat. Wenn wir also unseren Kontinent in den kommenden Monaten weiter erkunden wollen, sollten die elf Borussen das Spiel am Donnerstag ernster nehmen als in der 2. Halbzeit des Hinspiels.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Dortmund: Weidenfeller – Schmelzer, Hummels, Sokratis, Piszczek – Castro, Gündogan – Reus, Mkhitaryan, Kampl – Aubameyang
Wolfsberg: Kofler – Baldauf, Hüttenbrenner, Sollbauer, Standfest – Putsche, Tschernegg – Ynclan, Zulj, Zündel – Trdina
Schiedsrichter: Marius Avram (Rumänien)
Ort: Westfalenstadion
Elster, 05.08.2015