All Shades of beige oder Der Enkeltrick
Es gibt zwei Arten von alten Damen auf dieser Welt. Die einen, das sind die, die ihren Haaren regelmäßig einen lila Touch verleihen und sie zu wahren Lockenmonstern auftürmen. Die, die rote Nägel und den passenden Lippenstift tragen. Die, die wissen, was ihre Enkelkinder meinen, wenn sie von Facebook, Instagram und Hashtags sprechen. Die, die täglich ein Gläschen Eierlikör kippen. Natürlich nur für den Kreislauf. Die, die mit 70 wirken wie mit 50. Hippe alte Ladies, die mit der Zeit gehen und in der Liga der großen Damen ganz oben mitspielen.
Und dann gibt es die, die mit 70 wirken als seien sie 90. Die, die in ihrem Kleiderschrank alle Schattierungen von beige vereint haben. Die, die in der Masse völlig untergehen. Die, die sich ihres Alters und ihrer Gebrechen schämen und gar nicht wahrgenommen werden wollen. Die, die man besucht, weil es eben Pflicht ist und weil man, hofft, dass dort vielleicht etwas zu holen ist. Oder weil es sich einfach lohnt, der Heimatstadt der alten Dame einen Besuch abzustatten. Nette alte Damen eben, nicht mehr.
Warum diese Damen so geworden sind, so unsichtbar, ist ungewiss. Vielleicht haben sie auch mal versucht, in der ersten Liga der eleganten Damen mitzuspielen. Vielleicht hatten sie zu dem Zeitpunkt den richtigen Partner an ihrer Seite. Einen, der sie mitgerissen hat, der das Beste aus ihnen herausgeholt hat. Schweizer sollen so etwas aus alten Damen herauskitzeln können... Vielleicht haben sie sich herausgeputzt, neue Kleider jenseits der Farbpalette beige gekauft, hippen Lippenstift aufgetragen und lauthals gerufen: "Hier bin ich, jetzt nehme ich es mit euch auf." Für einen kurzen Augenblick mag dieses Experiment geglückt sein. Die beigen Damen fühlten sich wohl in der mondänen Welt, konnten Reisen in europäische Länder machen, lebten in Saus und Braus. Doch warum wieder zurückkehren in die langweilig-beige Welt, wenn es einmal gut läuft? Vielleicht haben die anderen gerufen: "Du bist keine von uns, du tust nur so! Du kannst mit uns nicht mithalten! Wir sind besser als du!" Oder vielleicht ist ihnen auch der Partner von der Seite gewichen. Der, der sie zu
Höchstleistungen angetrieben hat. Der, der am Ende erkannt hat, dass die netten Damen eben nur nett, aber nicht aufregend sind. Das es Spannenderes in dieser Welt gibt. Vielleicht war der Atem nicht lang genug, über Jahre etwas vorzuspielen, was man eigentlich gar nicht ist. Wer weiß…
Weil diese Damen vielleicht in ihrem Leben oft enttäuscht wurden, sind sie mit Vorsicht zu genießen. Sie sind von Haus aus misstrauisch. Sie öffnen sich nicht gerne, sie warten, bis der Gegenüber den ersten Schritt macht. Um ihr Vertrauen zu gewinnen, muss man ihnen Honig ums Maul zu schmieren. Man muss sie einzulullen, sie mürbe machen. Ihnen Geschichten erzählen. Zum Beispiel dass man der weit weg lebende Enkel ist, den man nur zwei Mal im Jahr sieht. Dass man es gar nicht böse mit ihnen meint, dass man lediglich ihre Hilfe benötigt. Alte Damen mögen es, wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass sie gebraucht werden, dass ihre Hilfe von Nöten ist. Vielleicht kann man sie an ihre Europa-Reisen aus längst vergangenen Zeiten erinnern. Ihnen erzählen, dass man selber auch gerne diese Länder bereisen möchte und nicht nur einen Wochenendausflug nach Hoffenheim oder Wolfsburg unternehmen will. Dass das Leben es in letzter Zeit nicht gut mit einem meinte, dass das Jahr bisher ziemlich bescheiden lief, und dass diese Reisen ein Trostpflaster wären, eine einmalige Chance, dem Leben wieder die richtige Richtung zu geben. Die Tränen werden ihnen vor Rührung in den Augen stehen. Und dann, wenn sie sich öffnen, nicht mehr mauern, dann ist die Chance gekommen sie auszunehmen.
Statistik
Bei insgesamt 60 Aufeinandertreffen konnte der BVB 28 Siege einfahren, davon 19 im heimischen Stadion. Hertha gelang es es nur fünf Mal drei Punkte aus unserem Stadion mitzunehmen. Das Hinspiel endete 1:0 für Berlin durch ein Tor von Julian Schieber. Mit einem Sieg gegen die Berliner könnten wir im günstigsten Fall auf Tabellenplatz sechs vorrücken. „Wenn es unser Ziel ist, in die Europa League zu kommen, geht es für uns um alles“, so Klopp bei der PK am Donnerstag.
So könnten sie spielen
Borussia Dortmund: Langerak – Durm, Subotic, Hummels, Schmelzer – Kehl (Bender), Gündogan – Mkhitaryan, Kagawa, Aubameyang – Immobile
Hertha BSC: Kraft – Pekarik, Langkamp, Brooks, Plattenhardt – Skjelbred, Lustenberger – Ndjeng (Haraguchi), Stocker, Schulz – Kalou
Schiedsrichter: Tobias Stieler
Leonie, 08.05.2015