Wir haben keine Chance, nutzen wir sie!
Nicht wenige BVB-Fans, mich eingeschlossen, haben nach der Auslosung des Halbfinales laut gestöhnt. Nicht Bayern! Nicht auswärts! Und erst recht nicht beides! Aber der Fußballgott oder die Losfee oder die Manipulatoren beim DFB wollten es so und wir müssen uns unserem Schicksal fügen und nach München zur Party fahren, dort wie ausgemacht so tun als wären wir ein anständiger Gegner und dem FCB den Weg ebnen zum zweiten Teil des Tripels. Dabei gibt es Blumen für Onkel Jürgen von Onkel Kalle und alle sind zufrieden, die Dinge in Bayern nehmen ihren gewohnten Lauf. Im Finale wird Arminia Bielefeld mit 17:1 (man ist ja nicht so, das Tor gönnt man ihnen, außerdem steht ja immer noch Dante auf dem Platz) besiegt. Dann feiert man den Pokal und die Meisterschaft zusammen (ist halt einfacher, man hat weniger Aufwand und die Fans brauchen auch nur einmal von der Couch aufzustehen) und wenn Real dann noch ein bisschen mitspielt, holt man auch noch den Champions League Pokal. Alles wie immer, zurück nachhause ins Bett und warten, bis die Farce im August wieder von vorne losgeht.
Ja, Fußball in Deutschland ist langweilig geworden und mich lässt der Gedanke nicht los, dass das eigentlich alles unsere Schuld ist. Bayern war der sprichwörtliche schlafende Hund, den man besser nicht hätte wecken sollen. Regelmäßig alle zwei Jahre wurden sie Meister, haben dabei gerne mal vom Bayerndusel Gebrauch gemacht und dazwischen durfte jeweils ein anderer ran. Wir, Wolfsburg, Stuttgart, Bremen, die Blau…, äh, oh nein, da ging ja etwas leicht schief… Egal, jedenfalls waren alle glücklich. Bis zum Jahr 2010. Da sind wir dem Hund auf den Schwanz getreten. Normalerweise hat der dann einmal geknurrt, den Kopf gedreht und ist wieder eingeschlafen. Dummerweise haben wir aber auch noch angefangen ihn zu piesacken, sind ihm auf dem Rücken rumgesprungen und haben ihm mehrmals Leckerli vor die Nase gehalten, die er dann nicht bekommen hat. Irgendwann ist er wütend geworden. Und seither kläfft und beißt er wie wild um sich. Zwar ist längst keiner mehr da, der ihn ärgert, aber so richtig beruhigt hat er sich noch nicht wieder. Zu diesem Ungetüm müssen wir jetzt also wieder. In die Höhle des Löwen (obwohl, die Löwen wären mir ja gerade viel lieber…) zu den übermächtigen Supidubibayern.
Aber ganz ehrlich, Scheisssaison hin oder her, verkaufen wir uns nicht gerade viel zu schlecht? Dabei braucht man nicht mal die ganzen Statistiken hervorzukramen, die der BVB gerade im Minutentakt veröffentlicht (drei Siege in München in den letzten vier Jahren, seit Oktober 2010 ist die Bilanz gegen die Bayern ausgeglichen, Langerak hat immer gewonnen gegen Bayern). Wir sind der BVB! Klar, wir sind nicht Bayern – zum Glück, ich mag Meisterfeiern nämlich, echte Meisterfeiern – aber wir sind immerhin der Klub, vor dem die Bayern noch immer am meisten Angst haben. So viel, dass sie sich in der Champions League noch vor zwei Jahren lieber Real oder Barcelona gewünscht haben. So viel, dass ihnen jedes Mittel recht ist, um uns zu diskreditieren, dezimieren und schwächen. Und doch sind wir jedes Mal wieder gekommen. Doch hieß es noch jedes Jahr seit 2012 im Pokal irgendwann Bayern gegen Dortmund (und ja, meistens so rum). Dass Bayern uns auf dem Papier krass überlegen ist – geschenkt! Doch die Spiele gegen Bayern waren auf dem Papier noch meistens eindeutig und auch wenn sie die meisten davon letztendlich auch gewonnen haben – oder wie 2012 zumindest die bessere Mannschaft waren *räusper*LahmhateinenanderWaffel*räusper* - so brauchten sie doch eigentlich immer sehr viel Glück und ein paar nette (oder wahlweise blinde) Schiedsrichter. Die einzigen beiden Duelle nach dem Pokalfinale 2012, die eindeutig waren, waren die beiden letzte Saison. Beide endeten 0:3. Das eine in München war kurz nachdem die Bayern Meister geworden sind… Ich sag ja nur…
Die Mannschaft hat Selbstvertrauen getankt. In der Tabelle sieht es im Moment so aus, dass uns noch ein Punkt fehlt auf den siebten Platz der, vorausgesetzt der unwahrscheinliche Fall tritt ein und Arminia Bielefeld wird NICHT Pokalsieger, für die Qualifikation zur Europa League reicht. Also, für uns. Denn es gibt natürlich noch das Szenario, dass wir Pokalsieger werden. Wenn wir dann auch noch Sechster werden und uns sozusagen doppelt für Europa qualifizieren, wer dann schon oder nicht Siebter wird und warum das dann wahrscheinlich eher nicht dazu führt, dass Hamburg absteigt ist mir in dem gesetzten Fall aber auf jeden Fall scheissegal, weil ich dann gerade mit Onkel Jürgen im LKW um den Borsigplatz kurve und keine Zeit habe zu rechnen…
Zurück zum Punkt. Was ich sagen wollte: dank der guten Rückrunde (Platz 5 mit nur 3 Punkten Rückstand auf den Dritten) ist der Druck weg, den Pokal unbedingt gewinnen zu müssen, weil wir mit den Spielen gegen Hoppenheim und Bremen gegen zwei direkte Konkurrenten die Europa League Qualifikation selbst in der Hand haben. Wir müssen den Pokal also nicht gewinnen. Wir wollen ihn aber gerne gewinnen, weil die Vorstellung als Abschied mit Klopp noch eine Runde um den Borsigplatz zu fahren einfach zu schön ist. Was macht es da schon aus, wer der Gegner ist!? Weghauen werden wir sie, egal wie! Egal wen! Diesmal kommt keiner zwischen uns und den Pokal!
Dazu gibt es positive Meldungen von der Medizinabteilung. Nicht nur sind außer Weidenfeller und Sahin alle rechtzeitig wieder fit, auch wurde Florian Meyer für morgen zu einer außerordentlichen Augenkontrolle gebeten und kann daher das Spiel nicht pfeifen. Die Voraussetzungen sind also ideal, fehlt nur noch eines: supporten bis die Stimme versagt! Wir haben keine Chance, nutzen wir sie!
Auf geht’s Dortmund kämpfen und siegen!
Voraussichtliche Aufstellungen
Bayern München: Neuer - Rafinha, J. Boateng, Dante, Juan Bernat - Xabi Alonso - Lahm, Thiago - M. Götze - T. Müller, Lewandowski
Borussia Dortmund: Langerak - Durm, Sokratis, Hummels, Schmelzer - S. Bender, Gündogan - Blaszczykowski, Kagawa, Reus - Aubameyang
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Nadja, 27.03+1.2015