Fußball ist immer noch wichtig
Fußball und der BVB fühlen sich in der letzten Zeit merkwürdig an. Nicht nur aufgrund des sportlichen Absturzes, dessen Gründe immer noch nicht komplett entschlüsselt worden sind. Da ist zum Beispiel auch die völlig unromantische Tatsache, dass der eigene Verein aus diesem Misserfolg wirtschaftlichen Profit ziehen wird aufgrund einer 2012 abgeschlossenen Versicherungspolice. Betriebswirtschaftlich vernünftig, aber nach all den erfolgreichen Jahren, die auch von der Geschichte einer jungen, himmelstürmenden Mannschaft lebten, ein wehmütiger Sinkflug zurück auf den Boden der Tatsachen.
Und überhaupt: Der BVB wird in wenigen Wochen mit Jürgen Klopp eine erfolgreiche und prägende Persönlichkeit verlieren, die hauptverantwortlich für diese unvergesslichen Zeiten war. Auch der Verbleib der halben Mannschaft über das Saisonende hinaus steht auf der Kippe steht. Neue Gesichter werden kommen und Dinge anders machen. Hoffentlich erfolgreicher als in den vergangenen zehn Monaten. „Umbruch“ nennt man das im Fachjargon. Für Fußballfans ein nebulöses Wort, denn es bedeutet neben Hoffnung auch Ungewissheit. Eine Phase, in der nichts klar ist, aber viel geredet wird. So müssen sich Fans von Werder Bremen Jahr für Jahr gefühlt haben.
Was wird aus Ilkay Gündogan, Mats Hummels, Roman Weidenfeller, Kevin Großkreutz oder Neven Subotic? Zugegeben, diese Jungs waren auch dafür verantwortlich, dass ich mir nach dem Ausscheiden in der Champions League gegen Juventus Turin nichts sehnlicher wünschte als den sofortigen Abpfiff der kompletten Saison. Eine lange Sommerpause zum Verschnaufen und Sammeln. So dachte ich auch während des zwar siegreichen, aber dennoch unsouveränen Auftritts in Hannover und in der Halbzeit des Pokalspiels gegen Hoffenheim. Ganz ehrlich: Das maximale Ziel, doch noch die Europa League zu erreichen wirkte unattraktiv, ebenso eine weitere Reise nach Berlin mit dieser irgendwie entzauberten Mannschaft. Keinen Bock auf den kleineren der beiden europäischen Wettbewerbe, weil jahrelang verwöhnt in der Königsklasse – das hätte mir vor fünf Jahren mal einer sagen sollen! Kann sich das Fandasein in so kurzer Zeit und bloß aufgrund einer verkorksten tatsächlich in diesem Maße ändern?
Die Beantwortung dieser Frage wurde erstmal auf unbestimmte Zeit zurückgestellt: Der Rücktritt von Jürgen Klopp hat noch einmal aufgerüttelt, zum Umdenken geführt. Der BVB hat nur noch wenige Wochen, um mit diesem Trainer ein letztes Mal einen Erfolg zu feiern – und ihm und seinem Trainerteam damit einen würdigen Abschied zu bereiten. Das heißt eben, das maximale aus der verbleibenden Spielzeit herauszuholen. Auch wenn das möglicherweise zu einem Ende führen würde, das diese BVB-Saison mit ihren vielen erschreckenden Auftritten nicht verdient hätte.
Egal. Vor dem Paderborn-Spiel haben wir die Uhr auf Null gestellt. Die Spieler haben nach dem angekündigten Rückzug des Trainers nun keine Ausreden mehr. Ein Aspekt, den Klopp als einen von vielen bei seiner Entscheidung vielleicht berücksichtigt haben wird, um alles aus den verbleibenden sechs, vielleicht sogar sieben Spielen unter seiner Leitung herauszuholen. Zuzutrauen ist es ihm.
Gegen die Eintracht haben wir nun die Chance, einen weiteren Schritt in Richtung Europapokal und – das darf man nicht vergessen – auf die Blauen zu machen. Das Hinspiel gegen Frankfurt kann man übrigens als ein Paradebeispiel der Dortmunder Saison anführen: Eine Partie, die aufgrund von kuriosen individuellen Fehlern und einer Menge falscher Entscheidungen 0:2 verloren ging. Mit Alex Meier wird diesmal allerdings nicht nur einer der Torschützen des Hinspiels, sondern auch der mit 19 Buden beste Torjäger der Bundesliga ausfallen. Dafür kann man sich als BVB-Fan auf ein Wiedersehen mit Nelson Valdez freuen.
Auf geht’s, BVB. Fußball ist immer noch wichtig.
Voraussichtliche Aufstellungen
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Durm, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Bender (Ginter), Gündogan – Blaszczykowski, Kagawa, Mkhitaryan (Reus) – Aubameyang. Auf der Bank: Langerak – Dudziak, Ginter, Großkreutz, Jojic, Kampl, Ramos, Immobile, Reus. Fraglich: Reus (Adduktoren), Gündogan (Infekt). Es fehlen: Subotic (Vorwölbung Bandscheibe), Kehl (Rippenbruch), Sahin (Sehnenansatzreizung), Piszczek (Teilriss Syndesmoseband), Kirch (Sehnenzerrung im Knie)
Eintracht Frankfurt: Trapp - Ignjovski, Zambrano, Madlung, Chandler - Aigner (Piazon), Stendera, Hasebe, Kittel - Valdez, Seferovic. Auf der Bank: Wiedwald (Tor), Djakpa, Kinsombi, Flum, Inui, Medojevic, Piazon, Waldschmidt. Fraglich: Aigner (muskuläre Probleme). Es fehlen: Anderson, Oczipka (beide Gelbsperre), Meier, Russ (beide Knieoperation)
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen) (Quelle: bvb.de)
Hinweis: Der BVB wird während der letzten drei Heimspiele und beginnend mit der Partie gegen Frankfurt eine neue Einlasssituation hinter der Nordtribüne treffen. Alle Infos findet ihr hier.
Malte S., 25.04.2015