Ego sum Borussia
Gegen den 1. FC Köln treffen zwei Traditionsvereine und gleichzeitig zwei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf aufeinander. Alles ist bereit für das große Westduell. Wären da nicht die vergangenen Geschehnisse vom Rheinderby, die bei mir noch immer nachhallen und für leichte Bauchschmerzen sorgen.
Als ich mich entschieden habe, den Vorbericht für das Spiel gegen den 1. FC Köln zu schreiben, habe ich mich gefreut: Ein bisschen was über zwei Traditionsvereine zu tippen, ein bisschen in der Statistik wühlen und ein bisschen Stimmung machen für das Westduell unter Flutlicht - so hatte ich mir das gedacht. Mittlerweile ist mir diese Freude leider etwas vergangen. Denn wie soll man einen Vorbericht über ein Spiel gegen den FC schreiben, ohne auf die unsäglichen Verfehlungen einiger Mitglieder der Boyz beim Rheinderby gegen Borussia Mönchengladbach einzugehen? Einfach weglassen und über das sportliche schreiben? Gut, nur leider bietet der FC zur Zeit nicht viel anderen Gesprächsstoff - außer das Aufbäumen im Abstiegskampf gegen Eintracht Frankfurt am letzten Spieltag und Anthony Ujah, der dem armen Geißbock Hennes bei seinem Torjubel vor Freude fast die Hörner ausgerissen hätte. Abstiegskampf und armer Geißbock - das war es dann auch schon mit meinen Boyz-freien Gedanken. Immer wieder komme ich im Kopf zu den Vorfällen in Gladbach zurück und unweigerlich muss ich auch an das "Je suis Boyz"-Banner denken, das von Seiten einiger Dortmunder mehrfach präsentierten wurde und mir persönlich immer noch leichte Bauchschmerzen bereitet. Was mich an diesem Banner gestört hat, ist noch nicht mal so sehr die Anlehnung an die "Je suis Charlie"-Bewegung, sondern die Solidarisierung mit der gesamten Gruppe Boyz.
Versteht mich nicht falsch, auch ich bin gegen Stadionverbote nach dem Gießkannenprinzip und finde es unmöglich, dass - laut Medienberichten - (ehemalige) Mitglieder der Gruppe, die beim Derby gar nicht im Borussia-Park waren, bestraft wurden bzw werden sollen. Doch mich mit den Jungs zu solidarisieren, die in weißen Maleranzügen den Platz gestürmt haben um zu... Ja, was denn eigentlich? Um zu reden? Bestimmt nicht! Das geht einfach nicht in meinen Kopf - Fanfreundschaft hin oder her. Jetzt mag manch einer denken: "Was machste dir da 'n Kopp drüber? Du hast das Banner doch nicht angefertigt. Kann dir doch egal sein." Ja, prinzipiell stimmt das. Doch dieses Banner hing vor dem Block, in dem auch ich gestanden habe. Und wer das nun aufgehängt hat, das interessiert die meisten doch nicht. Und die Medien erst recht nicht.
Da war die Rede von "Dortmund Fans solidarisieren sich mit..." und schwupps, bin ich, sind wir alle mit in dem Topf, ob wir das wollen oder nicht. Die meisten Menschen machen es sich doch einfach und zu differenzieren ist nun mal anstrengender. Dieser Gedanke gefällt mir einfach nicht - Fanfreundschaft hin oder her. Wobei ich gestehen muss, ich habe diese Freundschaft aufgrund mangelnder Kontakte nach Köln nie aktiv gelebt und werde sie wahrscheinlich auch nie leben. Vielleicht verstehe ich diese Solidarisierungsaktion deshalb nicht. Und vielleicht verstehe ich auch deshalb nicht (und bin latent davon genervt), warum Kevin Großkreutz in unregelmäßigen, aber sehr kurzen Abständen in diversen sozialen Netzwerken immer wieder seine Liebe zum FC kundtut. Ich habe nichts gegen den FC und natürlich möchte auch ich lieber die Kölner in der Liga sehen, als diverse andere Clubs. Doch mein Fanherz gehört nur Dortmund, ein anderer Verein wird niemals einen auch nur annähernden Status erreichen. #isso "Je suis Boyz"? "Je suis Köln"? Je suis irgendwas"? Gilt für mich nicht. Als alte Lateinerin sowieso nicht, da gilt nur "Ego sum Borussia".
Das Sportliche
Natürlich gibt es neben diesen Gedanken, die vielleicht auch nur mich umtreiben, doch noch Sportliches zu berichten. Schließlich ist das Duell ein Aufeinandertreffen zweier großer Vereine und gewinnt aufgrund der Tabellensituation an Brisanz für beide Seiten. Mit dem FC treffen wir auf einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Uns trennen nur sieben Punkte von einem direkten Abstiegsplatz und uns als Tabellen-Zehnter trennt uns nur ein Punkt vom direkten Tabellenhintermann aus Köln. So deutet auch die Marschrichtung von Jürgen Klopp klar nach vorne. „Jetzt ist der Moment gekommen, dass wir uns zeigen und da durch wollen. Wenn wir den Abstand auf Köln auf vier Punkte ausbauen, wäre das sensationell“, hieß in der PK vom Trainer. Auf dem Papier sieht es für unsere Jungs auf jeden Fall gut aus: Von insgesamt 91 Begegnungen gewann der BVB 37, davon 25 Siege zu Hause. Nur achtmal gewannen die Kölner bei uns. Wollen wir hoffen, dass die Statistik tatsächlich nie lügt. Denn die Kölner gewannen ihre letzten fünf Auswärtsspiele.
So könnten sie spielen:
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Kirch, Subotic, Hummels, Schmelzer – Bender (Kehl), Gündogan – Mkhitaryan, Kagawa (Kampl), Reus – Aubameyang
Es fehlen: Sahin (Adduktorenbeschwerden), Piszczek (Teilriss Syndesmodeband), Großkreutz (Muskelbündelriss)
Köln: Horn – Olkowski (Brecko), Maroh, Mavraj, Hector – Risse, Vogt, Lehmann, Peszko – Deyverson, Ujah
Es fehlen: Wimmer (Rotsperre), Gerhardt (Pfeiffersches Drüsenfieber), Helmes (Knorpelschaden in der Hüfte)
Schiedsrichter: Schmidt
Wo: Westfalenstadion
Leonie, 13.03.2015