Doof, dass Winterpause irgendwann vorbei ist
Die Winterpause ist vorbei, es geht wieder los. In den letzten Jahren konnten wir den Start ins neue Jahr kaum erwarten. 2015 stellt sich die Situation etwas anders dar. Die letzten Wochen, die Weihnachtsfeiertage eingeschlossen, befassten wir uns so gut wie gar nicht mit Fußball und unserer Borussia. Selbst wir schwatzgelben überbrückten die Zeit mit anderen Texten, rund um den Fußball und teilweise nur entfernt verwandt mit dem BVB. Wir wollten das erste Spiel und den Auftakt in den endgültigen Abstiegskampf so lange wie möglich vor uns her schieben. Deswegen kommt dieser Text auch nicht als klassischer Vorbericht daher, sondern soll auch so ein wenig versuchen, die Rückrunde einzuleiten und einen Ausblick geben – auf das Grauen, das da noch kommen möge oder auch den Ruck, der durch die Mannschaft gegangen ist und zum Aufbruch in bessere Zeiten genügt. Jetzt ist es also wieder an der Zeit, über unsere Borussia zu sprechen.
Klar, die sportlichen Rubriken in den verschiedenen Medien boten weiterhin genug Stoff, um sich damit den eigentlich fußballfreien Alltag zu füllen, aber so masochistisch waren dann doch nur wenige. Denn gerade über den BVB schrieben sich dieser Tage Hinz und Kunz die Finger wund. Jeder musste seinen Senf zur Misere abgeben. Hier wurde über mögliche Neuverpflichtungen und Abgänge spekuliert, dort zählte man zum wiederholtesten aller wiederholten Male die Gründe für die sportliche Talfahrt auf. Ist Klopp noch der richtige Mann? Sind die Spieler überhaupt auf Abstiegskampf eingestellt? Steckt die anstrengende Weltmeisterschaft noch zu sehr in den Knochen? Hat Marco Reus überhaupt jemals sein Schwimmpferdchen gemacht? Fliegt Kampl zum Blondieren jetzt immer nach Salzburg? Und so weiter und so fort.
Die schreibende Zunft wurde nicht müde – obgleich es auch arg an Alternativen fehlte. Und wir? Wir saßen daheim und konnten die fußballfreien Wochenende im Kreise der Familie oder im alkoholbetonten Skiurlaub mit Freunden genießen und mussten uns sonntags nicht über blutleere Auswärtsauftritte ärgern und vor lauter Wut unser Marmeladen-Brötchen gegen die Tapete klatschen.
In 2015 greifen wir diese zweifelhaften Rituale hoffentlich nicht wieder auf. Dass es dazu nicht kommt, liegt in erster Linie an der Mannschaft und ihrer Verfassung. Welchen Eindruck konnten uns das Trainingslager im Spanischen La Manga und die paar Testspiele dahingehend vermitteln? Um ehrlich zu sein: keine Ahnung.
Defensiv ist sicherlich einiges passiert, denn in den Testkicks wirkten die Abläufe und Automatismen ausgereifter als in chaotischen Phasen der Hinrunde. Aber es waren eben auch nur Testspiele – und das auch noch gegen Mannschaften, die bei weitem nicht an das Bundesliga-Niveau heranreichen, mit dem wir uns die kommenden Monate auseinandersetzen müssen. Schlüsse daraus herzuleiten ist also äußerst schwierig, zumal die Offensive meist blass blieb und allenfalls Neuzugang Kampl eine kontinuierlich gute Figur abgab. Aber kann dieser Kampl direkt von Beginn an auch im Ligabetrieb den Unterschied ausmachen? Ich möchte es gern glauben, aber die Historie unserer Neuzugänge in der jüngeren Vergangenheit lässt große Zweifel an dieser gewagten These aufkommen. Vielleicht – und hoffentlich – ist das bei dieser Winter-Neuverpflichtung ja aber ein bisschen anders. Zumindest kennt er das Land und den hiesigen Fußball ziemlich gut. Seine Motivation, endlich für einen großen Verein auflaufen zu dürfen – und dann auch noch gleich als Hoffnungsträger – könnte ausschlaggebend für eine starkes Debüt sein.
Dann gibt es da ja aber auch noch jede Menge anderer Baustellen. Einige waren bereits im Vorfeld der Winterpause bekannt, so zum Beispiel die Abwesenheit von Aubameyang, Kagawa und Langerak, andere kamen neu und unverhofft dazu, so zum Beispiel diverse Verletzungen.
Ein gezieltes Vorbereiten war daher auch wieder nur in Teilen möglich. Dennoch tat die freie Zeit – ohne den gewohnten und in der Hinrunde oftmals deprimierenden Rhythmus aus Liga und Champions League – den Spielern sicherlich gut. Ein bisschen weniger im Fokus, ein bisschen mehr auf dem Trainingsplatz. Auch Jürgen Klopp konnte neue Kräfte bündeln und tritt so dem Unterfangen „Klassenerhalt“ (mein Gott, wie kacke surreal das immer noch klingt) Energie geladen entgegen.
Im Endeffekt sollten wir spätestens jetzt nun alle versuchen, die Hinrunde zu den Akten zu legen und all die negativen Momente beiseite zu schieben. Konzentrieren wir uns lieber auf die positiven Augenblicke, die es schließlich auch gab und treten der erschreckend schwachen Bilanz als eingeschworener und zusammengewachsener schwarzgelber Haufen entschlossen gegenüber.
Die Scheiße steht uns eh schon bis kurz unters Doppelkinn. Viel schlimmer kann es also kaum werden – außer dann vielleicht im Mai, aber bis dahin ist’s ja noch hin.
Gegen die Pillendreher könnten wir den ersten Wagen voll Gülle abfahren und auf die umliegenden (Kartoffel)Felder (vielleicht in Lutten) verteilen. Andererseits hat unser Übungsleiter natürlich recht, wenn er auf die 16 weiteren Liga-Spiele verweist. Der Abstieg wird mit einer Niederlage nicht besiegelt, genauso wenig kommen die Champions League Plätze bei einem möglichen Auswärtserfolg (ein Auswärtssieg, wie geil wäre das denn) in absolute Schlagdistanz.
Aber natürlich wäre ein guter Auftritt und ein gelungener Auftakt ins neue Jahr extrem wichtig für die psychische Komponente unserer Jungs. Und auch unsere Fanseele benötigt dringend mal wieder Streicheleinheiten.
Vielleicht kommt die leider ja doch irgendwie spielstarke Truppe aus Leverkusen gerade recht. Wir sind in dieser Partie alles andere als Favorit und haben so die Möglichkeit, gegen einen mitspielenden Gegner unsere Waffen und Stärken zum Einsatz zu bringen. Kampl als bislang recht unbeschriebenes Blatt könnte da dann vielleicht wirklich den Unterschied ausmachen. Sokratis ist nach seiner Verletzung endlich wieder der Turm in der Schlacht, Hummels hat die komplette Vorbereitung absolviert und Piszczek findet auch langsam wieder die alte Form. Die Abwehr sollte also stehen. Ein dreckiger Sieg würde reichen, damit uns 2015 gleich zu Beginn den Schrecken nimmt, den die zweite Hälfte des letzten Jahres über uns gebracht hat.
Samstagabend. Flutlicht-Spiel. Borussia.
Spätestens jetzt sollte die Vorfreude wieder zurück sein und sich jeder auf die Rückrunde freuen.
Auf geht’s Dortmund...
Paar Infos
Schiri: Kircher
Zuschauer: 30.210 (ausv.)
Mögliche Aufstellungen
Kopfschmerztabletten: Leno – Hilbert, Spahic, Toprak, Wendell – L. Bender, Castro – Bellarabi, Calhanoglu, Drmic – Kießling
Ballspielverein: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Sahin, Gündogan – Kampl, Reus, Mkhitaryan - Aubameyang
Tim, 30.01.2015