Buch mich ab!
Der Januar ist keine gute Zeit fürs Konto. Von der vormonatlichen Materialschlacht unter dem Weihnachtsbaum häufig genug restlos geplündert, stehen Versicherungen auf der Matte und wollen ihre Jahresprämie. Und wenn man einer von den mittlerweile über 100.000 Mitgliedern des BVB ist, dann ist auch noch der traditionell nicht gerade günstige Mitgliedsbeitrag fällig. Viel Luft für ungeplante Ausgaben ist da oft nicht mehr.
Ähnlich scheint es dem BVB auch zu ergehen. Wegen Winterpause keine Einnahmen aus dem Spielbetrieb, keine zusätzlichen TV-Prämien und nachdem Omas Weihnachtsgeld auf den Kopf gehauen ist, dürfte auch der Andrang in den Fanshops überschaubar werden. Dafür wollen die Spieler aber natürlich weiterhin ihr Gehalt und die Rechnung vom La Manga Club droht auch in Kürze. Wehe da hat noch einer klammheimlich die Minibar geplündert. Mit anderen Worten: auch unsere Borussia scheint etwas Cäsh inne Täsch gebrauchen zu können. Mit Sponsorenprämien ist auf Platz 17 stehend wohl eher nicht zu rechnen. Aber da sind halt noch die Fans, denen man ein ebenso unfreiwilliges wie zinsloses Darlehen abknöpfen kann.
Zumindest wäre das eine Erklärung, warum man als Dauerkarteninhaber mit Champions-League-Option bereits am 16. Januar die Rechnung für das Heimspiel gegen Juventus Turin im Maileingang hatte. Moment, Turin? Das ist doch noch ewig hin. Richtig! Genauer gesagt findet das Spiel am 18. März statt – was die Borussia allerdings nicht davon abhält, überraschend und überaus kurzfristig den Rechnungsbetrag bereits zum 22. Januar, also fast genau zwei Monate vorher, einzuziehen. Möglich macht das die Einzugsermächtigung, die man dem BVB zwangsweise erteilen muss.
Nun kann man einwenden, dass es gar nicht so unüblich ist, bereits weit vor Leistungserbringung dafür zu bezahlen. Begehrte Konzertkarten beispielsweise kauft man auch ein halbes oder gar ein ganzes Jahr im Vorfeld. Der Unterschied ist allerdings der, dass diese Ausgabe planbar ist, und jeder für sich entscheiden kann, ob sie gerade in sein monatliches Budget passt oder nicht. Und wenn es nicht passt, dann hat man zumindest die Wahl, in den sauren Apfel zu beißen und auf dieses eine Konzert zu verzichten. Diese Wahlmöglichkeiten hat der BVB seinen Dauerkartenabnehmern in den letzten Jahren sukzessive genommen und ihnen die Pistole auf die Brust gesetzt. Man nimmt entweder alle nationalen oder internationalen Pokalspiele, oder man erhält kein Ticket. Man erteilt dem BVB eine Einzugsermächtigung - oder man erhält kein Ticket. Natürlich: Das ist irgendwo auch eine Wahl, wenn auch eine sehr fundamentale.
Und trotzdem, auch wenn man sich einmal dafür entschieden hat, sich diesen Bedingungen unseres Ballspielvereins zu unterwerfen, hat man an der Strobelallee gewisse Grenzen einzuhalten. Auch eine Einzugsermächtigung macht das Konto der Fans nicht zum Selbstbedienungsladen, bei dem man abbuchen kann, wenn es der Cash-flow gerade opportun werden lässt. Gerade bei Inhabern von Sitzplatzkarten können schon ganz ordentliche Beträge auf den Rechnungen stehen. Ausgaben, die erwartbar und planbar bleiben müssen. Und das ist bei diesem Zeitpunkt und dieser Kurzfristigkeit ganz und gar mehr gegeben. Der BVB hat mit der Einzugsermächtigung nicht nur das Recht, auf die Konten zugreifen zu können, übernommen, sondern auch eine gewisse Sorgfaltspflicht. Das Allermindeste wäre gewesen, den Einzugszeitraum über den Monatsersten hinaus zu strecken, um eventuelle Kontoüberziehungen zu vermeiden.
Die Alternative wäre, sicherheitshalber immer den Betrag einer Dauerkarte auf dem Konto zu haben. Wer weiß, wann der BVB dafür in Zukunft die Rechnungen verschickt.
Fingerspitzengefühl ist in dieser Frage beim BVB seit Jahr und Tag nicht vorhanden. Es ist aber bezeichnend, dass in Zeiten der Krise einmal mehr die Fans in die Tasche greifen dürfen. Die nächsten Endspielkarten gehen dann trotzdem wieder an Sponsoren. Die echte Liebe ist in Wahrheit schließlich eine sehr einseitige Geschichte.