Spielt nicht mit den Schmuddelkindern
Nun hat also auch die Bild-Zeitung ihr Herz für Flüchtlinge entdeckt. Am nächsten Spieltag, so hat man mit dem Ligasponsor Hermes vereinbart, soll auf den Ärmeln der Trikots statt der Werbung für den Logistikdienstleister mit zweifelhafter Einstellung zu Arbeitnehmerrechten ein Aufnäher der Bildzeitung mit den Worten „Wir helfen - #refugeeswelcome“ prangen. Als bisher einziger Verein der ersten und zweiten Bundesliga verweigert der FC St. Pauli die Teilnahme an dieser Aktion, woraufhin sich Bild-Chefredakteur Diekmann nicht entblödet, via Twitter zu verlauten, dass ausgerechnet der Club an der Reeperbahn wohl kein Herz für Flüchtlinge habe und man sich damit mit Parteien wie der AfD gemein machen würde.
Ganz davon abgesehen, dass diese Aktion einen eher zweifelhaften Mehrwert hat – die wenigsten Flüchtlinge dürften am Wochenende die Sky-Bundesligakonferenz gucken und gebannt auf die Ärmel von hochbezahlten Fußballmillionären starren –, handelt es sich um einen Vorgang, der an Verlogenheit und Doppelmoral kaum zu überbieten ist. Und der Umstand, dass der FC St. Pauli bislang der einzige Verein mit genug Mut ist, diese Kampagne abzulehnen, ist ein trauriges Zeichen für die Liga. Ausgerechnet die Bildzeitung mit ihrem Chef Diekmann geriert sich jetzt also zum Vorreiter im Kampf für Menschlichkeit, Mitleid und Hilfsbereitschaft. Da schwankt man zwischen schallenden Gelächter und fassungsloser Wut.
Hallo, Ihr Spitzenfunktionäre von DFL und DFB, und nicht zuletzt liebe Geschäftsleitung meines BVB – habt ihr Euch schon mal genauer angeguckt, mit wem ihr da ins Bett hüpft? Vermutlich ja, denn leider lässt die Auflagenstärke des Schundblattes vermuten, dass es auch unter Euch Leser der Zeitung mit den vier Buchstaben gibt, und ihr macht es trotzdem. Die Bildzeitung hat in der Vergangenheit konsequent Angst vor Horden krimineller Ausländer geschürt, Bevölkerungsschichten gegeneinander aufgehetzt und nicht zuletzt auch in der Griechenlanddiskussion das Bild des faulen und korrupten Nicht-Deutschen verbreitet. Die Bild lebt von Populismus und Hetze, das ist ihr Metier und damit verdient sie ihr Geld. Und ausgerechnet im Hause Springer will man jetzt Flüchtlinge herzlich Willkommen heißen? Nachdem man hart dafür gearbeitet hat, eine Stimmung zu erzeugen, in der die Hobby- und Vollzeitnazis von PEGIDA und Co. ordentlich Zulauf erhalten?
Anständige Menschen haben mit der Bildzeitung nichts zu tun und wenn Ihr auch nur einen Funken Anstand habt, dann packt Ihr alle die Aufnäher der Bild wieder in einen Umschlag und schickt sie zurück ins Springer-Hochhaus in der Berliner Kochstraße. Spielt nicht das Feigenblatt für geistige Brandstifter, die jetzt auf eine positive und hilfsbereite Grundstimmung unter der Bevölkerung aufsatteln und sie für ihre Eigeninteressen ausschlachten wollen.
Und zum Schluss ein paar Worte speziell an unseren Ballspielverein: Du hast in den letzten Monaten viel getan, auf das man stolz sein kann. Du setzt dich ein gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, mit der „Leuchte auf“-Stiftung förderst du kleinere und größere Projekte zur Hilfe von Menschen, die der Hilfe bedürfen. In deinen Reihen sind Spieler, die sich vorbildlich sozial engagieren. In der Fanabteilung arbeiten etliche Leute ehrenamtlich und hart dafür, um die Liedzeile „Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen“ mit Leben zu erfüllen.
Das ist echtes Engagement, das einem großartigen Verein wie dem BVB sehr gut zu Gesicht steht. Besudelt diese Arbeit bitte nicht damit, dass ihr sie in einen Topf mit der Bildzeitung werft und Reklame für eine durch und durch verlogene Imageaktion lauft.
#BILDnotWelcome
Sascha, 17.09.2015