Kuba - Ein Abschied, der weh tut
In der amerikanischen Football-Liga NFL bezeichnen Medien den Montag nach dem Super Bowl gerne als Black Monday. Denn an diesem Tag entlassen die meisten enttäuschten Teams ihre Trainer. Für uns Borussen ist der abschließende Tag dieser Transferperiode auch ein kleiner Black Monday. Denn mit Kevin Großkreutz und Jakub Blaszczykowski haben uns zwei Spieler verlassen, die das Gesicht dieses Vereins in den vergangenen Jahren auf und neben dem Platz prägten.
Wenn Fans des BVB - und erst recht Fans anderer Vereine - an den Erfolg der vergangenen Jahre zurückdenken, bringen sie die ganzen Triumphe gerne mit gewissen Leistungsträgern in Verbindung. Mit Robert Lewandowski oder Mario Götze. Mit Nuri Sahin, Ilkay Gündogan und Shinji Kagawa. Mit Mats Hummels. Marco Reus. Oder gar mit Lucas Barrios. Der Name Jakub Blaszczykowski fällt dabei selten. Denn unser Kuba hatte nie das große Star-Appeal. Er leistete auf dem Platz seine ehrliche Malocherarbeit und ließ sich neben dem Platz nie auf Yachten rund um Ibiza ablichten. Und genau deswegen war der Pole für die Mannschaft und für die Fans einer der größten Glücksgriffe der Vereinsgeschichte.
Als der "kleine Figo" kam
Im Juli 2007 war Kuba von Wisla Krakau in die Bierhauptstadt gewechselt. Der wieselflinke Flügelspieler war mit einigen Vorschuss-Lorbeeren gekommen, galt er doch in Polen als "kleiner Figo". Dass diese Lorbeeren nicht unberechtigt waren, bewies Kuba von Beginn an. Seine starken Leistungen brachten ihm in seiner Heimat die Auszeichnung zum Fußballer des Jahres 2008 ein. Obwohl die Borussia in der Saison nur 13. wurde, auch in der darauffolgenden Saison den Europapokal verpasste und Kuba zum damaligen Zeitpunkt offenbar Angebote internationaler Top-Clubs hatte, blieb der Flügelflitzer dem BVB treu.
Seine Treue sollte sich auszahlen. Denn in der Saison 2010/11 gehörte Kuba zu einem Dortmunder Team, das ganz Deutschland in Grund und Boden spielte und sich hochverdient die deutsche Meisterschaft sicherte. Unvergessen bleibt sein Treffer zum 1:1 beim HSV in der Nachspielzeit, als er eine formvollendete Kopfballverlängerung Patrick Owomoyelas volley in die Maschen hämmerte, woraufhin sich Jürgen Klopp bei seinem legendären Torjubellauf eine Zerrung zuzog. Und auch in den beiden darauffolgenden Jahren war Kuba mit seiner unermüdlichen Arbeit auf der rechten Außenbahn ein unentbehrlicher Teil des BVB, der sich zum Double und bis ins Champions-League-Finale zauberte.
Doch bei dem ganzen Erfolg, den Kuba hatte, und bei dem ganzen Erfolg, den der BVB wegen Kuba hatte, blieb der Pole stets bodenständig. Als er zum BVB kam, ließ er sich noch zu dem einen oder anderen Spruch hinreißen. Der BVB sei sein "Sprungbrett" zu einem großen Club. Doch im Laufe der Jahre lernte er die Dortmunder Arbeitermentalität kennen und schätzen. Seine Interviews waren angenehm ehrlich und sympathisch. In der Boulevard-Presse tauchte sein Name nicht auf. Keine peinlich inszenierten Traumhochzeiten, kein Luxusurlaub in Miami. Kuba war der Malochertyp, den man sich als Fan wohl nicht nur bei uns im Pott gerne wünscht. Es war diese Art und Weise, mit der er mit der Presse, seinen Mitspielern und Mitmenschen kommuniziert und interagiert hat. Unaufgeregt, sachlich, entspannt, immer mit Respekt. Nie von oben herab. Sondern auf Augenhöhe. Kubas Charakter in einem Zitat zusammengefasst?
"Ich mag dieses Wort nicht. Star. Ich bin ein normaler Mensch. Stars sind nur da oben, nicht hier unten. Ich mache einfach meine Arbeit. Und ich versuche, diese Arbeit immer gut zu machen und mich ständig zu verbessern.“
Die Kuba-Krise
Der Januar 2014 sollte dann für Kuba der Anfang vom Ende beim BVB sein, als er sich im Heimspiel gegen den FC Augsburg das Kreuzband riss. Bis Herbst vergangenen Jahres setzte ihn diese schwere Verletzung außer Gefecht. Und auch danach fasste Kuba wegen verschiedener Blessuren und Krankheiten nie wieder richtig Fuß. Und anders als in dem karibischen Inselstaat führte selbst die Ankunft Castros nicht zu einer Kuba-Revolution. In der derzeit sehr harmonisch wirkenen Tuchel-Elf bietet sich dem 29-Jährigen wohl erst mal keine große Chance. Daher versucht Kuba nun sein Glück beim AC Florenz.
Offenbar hatte er auch ein Angebot unserer Revier-Nachbarn vorliegen. Ein Wechsel zu den Blauen kam für Kuba aber nicht in Frage, wie er auf seiner Homepage mitteilte: "Schalke wollte unbedingt, aber aus Respekt für die Fans des BVB habe ich diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen. Ich glaube immer noch daran, dass im Fußball und im Leben es um mehr geht als nur Geld."
Und wer weiß, lieber Jakub, vielleicht verschlägt es dich nach einem Intermezzo in Florenz ja irgendwann doch noch mal nach Dortmund. Denn auch wenn die Toskana vielleicht schöneres Wetter und bessere Küche bietet, hast du in Dortmund jedes Wochenende 80.000 positiv Bekloppte, die liebend gerne deinen Namen rufen...und wir haben besseres Bier...
Mach's gut Kuba, und danke für die schöne Zeit!