Nur nach Sinsheim fahren wir nicht
Ich bin gerade dabei, zu überlegen, wie ich mein "Nebenleben" dem Mitten-in-der-Woche-und-nicht-gerade-um-die-Ecke-Spieltag entsprechend zurecht drehe, als mir mein Keks fast im Hals stecken bleibt. Anders als sonst beschäftige ich mich mit den Sitzplätzen, weil mein eigentlich-Fan-der-falschen-Borussia-Papa "auch mal wieder ein bisschen Bock" auf unser Feeling hätte. Und was ich da lese, ist ja mittlerweile jedem bekannt. 55 - in Worten fünfundfünfzig Euro für die BILLIGSTE Kategorie. Oh nein, Hoppelheim. Nicht mit mir. Nicht mit uns. Nicht mit irgendwem sonst. Fußball muss bezahlbar sein - für alle. Das ist nicht nur eine Strophe, die bei entsprechender Gelegenheit von den Tribünen hallt, nein. Das sollte sich jeder Krawattenfuzzi dick hinter die Ohren schreiben. Und auch der ein oder andere Fan, dessen Kommentar zum völlig verständlichen Boykott mich ein wenig von den Socken haut. Von "als ob das was bringt, da sind die doch sicher noch froh drüber" über "der Block wird trotzdem voll sein" nach "Die Preise sind Dortmund sind auch nicht gerade fangerecht".
Als ob das was bringt? Wenn wir zu jeder noch so sinnlosen Regelung immer brav Ja und Amen sagen würden, wo würde das denn enden? Nur wer den Mund aufmacht und auf diese Worte auch noch Taten folgen lässt, kann nachhaltig etwas verändern! Es mag sein, dass es ihnen sogar Recht ist, wenn wir nicht kommen. Ja, vielleicht passt es denen, die keine Ahnung von der Fankultur haben. Und der Polizei. Die Dortmunder Asozialen bleiben Zuhause - keine Randale, keine Pyro, keine Blockstürme. Als wäre das das allwöchentliche Bild.
Auch der Block wird mit Sicherheit trotzdem nicht leer bleiben, davon ist auszugehen. Aber wen wird man dort finden? Den ein oder anderen, der bereit ist, den Preis zu zahlen, weil es ihm sonst unmöglich ist, an Karten zu kommen. Vielleicht sogar Familien mit Kindern. Aber eben nicht die, die Stimmung machen. Zwei bis drei Mal ein halbherziges Anstimmen ausgelutschter Lieder. Danach wieder Stille, weil keiner mitzieht. Der Auswärtsblock klingt wie der Heimblock. Jemandem, der den Fußball und seine Fans liebt, zerreißt ein solcher Anblick das Herz.
Unsere Gästeblockpreise sind auch nicht fangerecht? Ja, dann macht den Mund auf! Es ist mir neu, dass wir, die Fans, verantwortlich für die Preise in unserem Stadion sind. Zumal ich mir sicher bin, dass unsere Preise trotz allem noch weit unter diesen Sitzplatzpreisen in Sinsheim liegen. Tut euch zusammen und boykottiert. Hinterlasst Eindruck. Da wird sich der Verein früher oder später schon Gedanken machen, insbesondere dann, wenn wir alle an einem Strang ziehen!
Die meisten derer, die diesen Boykott ins Rollen gebracht haben, betreffen diese Preise nicht. Der Großteil ist ausschließlich im Stehplatzbereich anzutreffen. Und trotzdem wird diese Aktion durchgesetzt. Denn hier denkt keiner nur an das, was einen selbst betrifft, sondern daran, an einem Strang zu ziehen, um das bestmögliche für jeden Fan herauszuholen. Denn:
Fußball muss bezahlbar sein - für ALLE!
Michi, 25.08.2015